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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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Sammlungen — Vereine — Stiftungen — Vermischtes

120

In Dresden wurde ebenfalls eine Eugen Bracht-
Jubiläumsausstellung, veranstaltet vom Sächsischen Kunst-
verein auf der Brühischen Terrasse, eröffnet, die bis Mitte
Dezember dauern soll. Sie umfaßt rund 500 Arbeiten.
Zu den schon in Darmstadt gezeigten Bildern sind noch
als Ergebnis dieses Jahres 25 neue hinzugekommen. Die
Festschrift enthält eine Autobiographie, einen Aufsatz Eugen
Bracht als Lehrer von Prof. Carl Langhammer-Berlin und
eine Abhandlung über Brachts Schaffen von Prof. Dr. Otto
Jaekel-Oreifswald.

SAMMLUNGEN
In Königsberg i. Pr. soll am 5. Februar 1913 die
neue Kunsthalle eingeweiht werden. Mit ihr verbunden
sein wird eine Ausstellung zur Erinnerung an das Jahr 1813.

Venedig. Die kleine, aber nicht unwichtige Bilder-
sammlung des Seminars, Sammlung Manfredini, ist
endlich neugeordnet uud das Lokal selbst anständig und
für den Besucher bequem ausgestattet worden. Ein hübsch
gedrucktes Verzeichnis der Gemälde enthält weniger Irr-
tümer als das frühere, wenn auch für des Kenners Be-
lustigung manches übrig bleibt. a. Wolf.

VEREINE

© In der Novembersitzung der Berliner Kunstgeschicht-
lichen Gesellschaft sprach Herr Dr. Hermann Schmitz
über die Beziehungen der deutschen Maler zur Glasmalerei
im 15. und 16. Jahrhundert. Er wies darauf hin, daß ein
Viertel aller erhaltenen deutschen Zeichnungen Scheiben-
risse seien und ging dann die verschiedenen Schulen durch,
um, beginnend mit Köln, überall den Einfluß der führenden
Meister und deren Beteiligung an der zeitgenössischen
Glasmalerei darzulegen. Der Stil des Meister Wilhelm
läßt sich an mehreren Scheiben nachweisen, ebenso der
des Lochner sowie des Meisters des Marienlebens und des
Meisters der hl. Sippe, auf den ja nach allgemeiner An-
nahme drei der großen Fenster im Nordschiff des Kölner
Domes zurückgehen. An dieser Serie ist ferner der Meister
von St. Severin mit einem Fenster beteiligt, sein Stil läßt
sich ferner in einer Folge kleinerer Scheiben mit Dar-
stellungen aus dem Leben des hl. Bernhard verfolgen.
Bartel Bruyn entfaltet ebenfalls eine umfangreiche Tätig-
keit für die Glasmalerei.

In Süddeutschland findet man als ersten Meister, auf
dessen Stil sich Glasgemälde zurückführen lassen, Lucas
Moser mit den Scheiben in der Bessererkapelle des Ulmer
Münsters. Im Berner Münster ist ebenfalls die Ulmer Schule
tätig mit Scheiben im Stile des Multscher. Aus der Straß-
burger Schule, in der flandrischer Einfluß sich bemerkbar
macht, geht Hans Wildt hervor. Es ist sehr bemerkenswert,
daß das bedeutendste Nürnberger Fenster, das Volkamer-
fenster in St. Lorenz, von ihm herrührt, nicht von einem ein-
heimischen Meister. Für Rheinschwaben sind besonders cha-
rakteristisch Rundscheiben, von denen mehrere den Stil des
Hausbuchmeisters verraten,dem auch ein Fenster in Hanau,
das mit den ihm zugeschriebenen Gemälden zusammen-
geht, gehören dürfte. Die Tätigkeit Baidungs für die Glasma-
lerei ist bekannt, seine schönsten Scheiben besitzt das Berliner
Kaiser Friedrich-Museum. In Augsburg war Hans Holbein
der Ältere auf diesem Gebiete tätig, die zwei Fenster in
Eichstädt und Reste in St. Ulrich sind Zeugen dafür. Breu
lieferte eine Folge von Entwürfen für Rundscheiben. In
Oberbayern ist der Name des Hans Wertinger zu nennen.
Nürnberg dagegen bleibt zurück, bis Dürer selbst auch
auf diesem Gebiete führend eingreift. Ein Scheibenriß von

seiner Hand hat sich im Städelschen Institut zu Frank-
furt erhalten, die Fenster der Landauerkapelle vom Jahre
1508, die das Berliner Kunstgewerbemuseum besitzt, führt
der Vortragende auf Entwürfe des Meisters selbst zurück.
Endlich sind die Schweizer zu nennen, deren beste Lei-
stungen im Anfang des 16. Jahrhunderts liegen, während
sich später eine sehr umfangreiche handwerkliche Produk-
tion entfaltete. Im Anschluß an den Vortrag warnte Herr
Direktor Friedländer vor allzu raschen Zuschreibungen an
den Hausbuchmeister, zu denen lediglich Darstellung und
Kostüm verführten. Er legte sodann die Publikation des
Burgundischen Paramentenschatzes in Wien vor, die von
J. Schlosser veranstaltet wurde, und wies auf die Schwierig-
keit der Aufteilung der Stücke an einzelne Meister hin, da
es sich offenbar um das Werk einer einheitlichen, aber im
Verlaufe der Arbeit mit ihrer Zeit künstlerisch fortschrei-
tenden Werkstatt handle und zudem durch die Sticktechnik
der ursprüngliche Charakter der Vorzeichnungen zu sehr
verdeckt werde, um Hände mit Sicherheit zu unterscheiden.

STIFTUNGEN
Den Inhabern des französischen Prix de Rome ist
wieder ein neues Glück widerfahren. Bekanntlich wohnen
die jungen Leute nicht nur drei Jahre lang in der herr-
lichen Villa Medici auf dem Pincio und erhalten nicht nur
ein sehr bedeutendes Taschengeld während ihres Aufent-
haltes, sondern durch allerlei Stiftungen wird auch nach
dem Verlassen Roms für sie gesorgt, ganz davon abgesehen,
daß der französische Staat bei seinen Aufträgen sich für
verpflichtet hält, den ehemaligen Rompreislern den Vorzug
zu geben. So erhalten die jungen Maler nach dem Ver-
lassen Roms drei Jahre lang 3000 Franken jährlich, die
jungen Musiker die nämliche Pension vier Jahre lang.
Jetzt hat ein Wohltäter eine Summe hinterlassen, die den
Architekten im gleichen Falle drei Jahre lang 2500 Franken
gewährt. Die Architekten erfreuen sich außerdem anderer
Stiftungen: sogleich nach Empfang des Rompreises er-
halten sie aus der Stiftung Delannoy 1000 und aus der
Stiftung Leprince 750 Franken, und im letzten Jahre ihres
römischen Aufenthaltes werden ihnen aus der Stiftung
Clauße 1000 Franken gezahlt. Warum findet die franzö-
sische Freigebigkeit in Deutschland, wo man doch im ali-
gemeinen weniger sparsam ist als in Frankreich, so wenig
Nachahmung, also daß zum Beispiel Klingers Villa Romana
in Florenz immerfort mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat
und das dieser schönen Gründung gesteckte Ziel noch
lange nicht erreicht hat?

VERMISCHTES

Einer der frechsten Diebstähle, welche die so reiche
Chronik der französischen Museumsdiebstähle zu berichten
weiß, bat die berühmte Maison Carree in Nimes be-
troffen. Als der Wächter am Abend des 3. November das
in der Maison Carree untergebrachte numismatische Museum
schließen wollte, stürzten sich zwei Besucher, die einzigen,
die sich in dem Museum befanden, auf ihn, banden und
knebelten ihn nach leichter Gegenwehr und räumten dann
vor seinen Augen diejenigen Glasschränke aus, die wert-
volle goldene Münzen enthielten. Dann machten sie sich
mit ihrem Raube aus dem Staube, und obschon man selbst-
verständlich ihr genaues Signalement besitzt, hat man bisher
keine Spur von ihnen gefunden und kann bei der in ähn-
lichen Fällen genugsam konstatierten Unzulänglichkeit der
französischen Polizei auch kaum die Hoffnung hegen, daß
man der Diebe habhaft werde.

Inhalt: Kubisten und Nazarener. — Th. Riviere t- — Personalien. — Votivkapelle in Venedig. — Ein Jobst Sackmann-Denkmal. — Wettbewerbe:
Plakat der Internat. Buchgewerbe-Ausstellung Leipzig 1914; Düsseldorfer Akademie-Neubauten ; Schloß für Herrn v. Waldthausen; Entwürfe
für Möbel. — Funde in Delphi und Alesia. — Französ. Ausgrabungen auf Delos. — Ausstellungen in Darnistadt u. Dresden. — Kunsthalle
in Königsberg i. Pr.; Bildersammlung des Seminars in Venedig. — Berliner Kunstgesch. Oesellschaft. — Prix de Rome. — Voniischtes.

Verantwortliche Redaktion: Oustav Kirstein. Verlag von E. A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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