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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0102

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Literatur

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aber auf einige das 17. und 18. Jahrhundert betreffende
Aufsätze, die entweder an ganz entlegenen Stellen publiziert
waren oder zum erstenmale herauskommen. Interessant
ist die aktenmäßige Feststellung des Geburtsdatums des
Bildhauers Alessandro Algardi mit dem 27. November i5gs
(Frati hat freilich fälschlich 8. November transskribiert);
bisher galt allgemein 1602 als das Geburtsjahr. Auch das
Testament Algardis war unbekannt. Wichtig ist die Publi-
kation einer handschriftlichen anonymen Vita des Land-
schafters Gio. Franc.Grimaldi. Der anonyme Autor behauptet
auch, Grimaldi sei der eigentliche Architekt der Villa Pamphi-
ly in Rom gewesen und nicht Algardi, woran Frati zweifelt.
Bestätigt wird diese Angabe des Anonymus durch die Bau-
akten der Villa, die ich (ohne Fratis damals bereits erschienenen
Artikel zu kennen) in der Zeitschrift für Geschichte der
Architektur (IV, 19t 1, p. 49 ff.) veröffentlicht habe. Dazu
kommt noch ein erstmalig publizierter Brief von Lodovico
Carracci vom Jahre 1598, eine interessante Vite des Carlo
Cignani von dessen Sohn Feiice, autobiographische Briefe
von Künstlern an den P. Pellegrino Ant. Orlandi, den Ver-
fasser des ersten Künstlerlexikons u. a. m. Bei der großen
Seltenheit von neueren archivalischen Publikationen über
die italienische Barockzeit ist diese neue Sammlung gewiß

erwünscht. Oskar Pollak.

München und seine Bauten. Herausgegeben vom Baye-
rischen Architekten- und Ingenieurverein. München 1912,
Bruckmann, XIV, 818 S. 1200 Abb., Schnitte, Grundrisse
und ein Staffelbauplan. Geb. 24. M.
Anläßlich der im September 1912 in München tagenden
Versammlung des Verbandes Deutscher Architekten- und
Ingenieurvereine ist vom Münchner Vereine in Verbindung
mit einer Anzahl von Gelehrten ein Buch entstanden, wie
man es für alle größeren Städte wünschen möchte aber
meist schmerzlich entbehren muß. Vom Mittelalter bis
auf unsere Tage wird die Bauentwicklung der Stadt in
kleinen, aber guten und brauchbaren Photographien, Grund-
rissen und Schnitten vorgeführt. Für die Besprechung der
Werke lebender Künstler wurde der vernünftige Weg ge-
wählt, die kurzen meist bautechnischen Texte von den
Künstlern selbst liefern zu lassen. Auf diese Weise konnte
jede, selbst unwillkürliche, Kritik und alle unangebrachten
Werturteile vermieden werden. Für den Kunsthistoriker
von besonderem Interesse ist die von Karl Trautmann be-
gonnene und von Prof. Hans Willich vollendete historische
Abteilung, die mit der Besprechung der mittelalterlichen
Stadt, dem »München Jacob Sandtners« (dem Verfertiger
des Stadtmodells von 1571 im Nationalmuseum) beginnt
und das München der Renaissance, des Barocks und des
Rokoko und endlich den Klassizismus und die Abwendung
von der Tradition (bis zu Maximilian II.) behandelt. Be-
sonders wertvoll sind die zahlreichen Stiche, Zeichnungen
und Photographien abgebrochener Bauten und verschwun-
dener Stadtbilder. Der Text dieser historischen Abteilung
ist das Muster einer knappen und exakten Stadtbauge-
schichte, die trotzdem große entwicklungsgeschichtliche
Gesichtspunkte und Richtlinien nicht außerachtläßt. Dadurch
erhält das Buch eine Bedeutung, die weit über den einer
Lokalgeschichte hinausgeht. o. P.

Albert Giesecke, Giovanni Batlista Piranesi. Leipzig,
1912, Klinkhardt & Biermann, o. J. (Meister der Graphik,
herausgegeben von Dr. H. Voß, Bd. VI.)

Merkwürdigerweise gab es über diesen großen
und eigenartigen Künstler bisher keine Monographie, die
seiner Bedeutung wirklich gerecht geworden wäre. Das
einzige moderne Buch über Piranesi, das englische Werk

von Arthur Samuel, konnte keinen Anspruch auf kritische
Präzision im Sinne unserer heutigen Kunstwissenschaft er-
heben. Gieseckes Buch fängt mit einer gründlichen Aus-
einandersetzung mit den Qjellen und der Literatur an,
gibt dann eine gewissenhafte Biographie, der in drei Ab-
schnitten die Besprechung des Oeuvres des Meisters folgt.
Den Schluß bildet ein Kapitel »Malerei und Zeichnung«
überschrieben, in welchem der Verfasser die Art dei
künstlerischen Schaffens Piranesis schildert und dabei eine
Gesamtcharakteristik seiner Kunst entwirft. Als Anhang
ist eine chronologische Übersicht über die Werke der
Piranesi (neben anderen Mitgliedern der Familie war be-
sonders Francesco, Giovanni Battistas Sohn, als Kupfer-
stecher tätig) beigegeben. Die 63 Lichtdrucktafeln bilden
eine vorzüglich getroffene Auswahl aus dem Riesenoeuvre
O. B. Piranesis. Besonders zu begrüßen sind die Repro-
duktionen von vier Handzeichnungen.

Allan Marquand, Deila Robbias in America. (Princeton
Monographs in Art and Archaeology I). Princeton Uni-
versity Press, 1912. 4 Dollars 50 Cents.

In mehr als einer Beziehung ist dieses schöne Buch
von Bedeutung. Zunächst durch den Inhalt. Von 73 Stücken,
die darin publiziert werden (die meisten sind vorzüglich
reproduziert), war der größere Teil noch unediert. Von
Luca della Robbia selbst sind nur drei Arbeiten aufgezählt,
die Professor Marquand ohne Bedenken dem Meister selbst
zuweist: Madonna mit Kind in der Sammlung Benjamin
Altman. New York (früher im Besitz des Grafen Leonello
di Nobili in Florenz; »glücklich ist das Land, das ein so
charakterisches Beispiel von Luca della Robbias Kunst be-
sitzt« sagt Marquand darüber), eine Madonna in Nische
in der Sammlung Mrs. George T. Bliss in New York (aus
der Sammlung Gavet, Paris) und eine etwas geringere
Replik des letztgenannten Werkes, in der Sammlung Mrs.
Quincy A. Shaw, Boston. Überschlagen wir mehrere be-
deutsame Werke der Werkstatt Lucas, so kommen wir zu
Andrea della Robbia, von dem die Sammlungen Mrs. O.
H. P. Belmont, New York, Mrs. J. Qu. Shaw, Boston, die
Museen in Boston und New York, sowie zahlreiche andere
Sammlungen ausgezeichnete Beispiele besitzen (Midonnen-
reliefs, Einzelfiguren, Altäre, Ziborien usw.). Unter den
Werken des Giovanni della Robbia befinden sich einige
von wirklich monumentaler Bedeutung, so die große An-
tinori-Lünette des Brooklyner Museums und der Altar mit
der Versuchung in der Sammlung Walters in Baltimore.
Auch in der Rubrik »Miscellaneous Robbia Works«, die
Arbeiten all der namenlosen Anhänger und Nachfolger der
Koryphäen der Familie della Robbia enthält, fehlt es nicht
an anziehenden Arbeiten, wenn auch einige Stücke, wie
Nr. 58 und 60 etwas verdächtig erscheinen. Somit glauben
wir die Reichhaltigkeit des Inhalts angedeutet zu haben.
Professor Marquand, ein ausgezeichneter Kenner der Kunst
der Robbias, gibt mehr als eine trockene Aufzählung der
vorhandenen Arbeiten. In den kurzen Einleitungen zu den
Werken der einzelnen Meister gibt es treffliche Charakte-
ristiken der letzteren und seine Besprechungen der Arbeiten
selbst verraten ungewöhnlichen kritischen Blick und völlige
Beherrschung des Materials. Des weiteren aber ist dieses
Buch noch bedeutend, als erster Band einer »Princeton
Monographs in Art and Archaeology« überschriebenen
Serie, — der ersten derartigen in den Vereinigten Staaten.
Princeton ist bisher die einzige amerikanische Universität,
an der ernsthafte kunsthistorische Studien getrieben werden
und zwar ist dies vor allem dem Eifer und der Munifizenz
von Professor Marquand zu verdanken. M. Bernath.

— British School zu

Inhalt- Carl lusti t. — Wettbewerbe: Berliner Kunstausstellung 1913; Berliner Akademie der Künste. — Dom von Bamberg.

Athen ; Ausgrabungen in Guatemala. - Selbstbildnis des Malers J. O. Prestel. - Ausstellungen in Berlin, Breslau, Karlsruhe I ans, London.
- Alte Pinakothek in München; Schriftenmuseum in Sachsen; Louvre-Katalog; Bostoner Museum; Sammlung Oamonao im Louvre. -
Vermischtes. — Literatur. _

Forschungen.

Verantwortliche Redaktion: gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraßella
Druck von Ernst Heorich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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