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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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277

Denkmäler — Archäologisches — Ausstellungen

278

DENKMÄLER
In Hamburg soll ein Denkmalsbrunnen für den

Bürgermeister Mönckeberg mit einem Kostenaufwand von
280000 M. auf einem Platz an der Mönckebergstraße er-
richtet werden. Der Brunnen wird in einer architektonischen
Anlage nach dem Entwurf des Baudirektors Prof. Fritz
Schumacher in Hamburg bestehen, die von einem Löwen
als Sinnbild der Bürgerkraft gekrönt wird und Gelegenheit
zur Aufstellung von Büsten sowie zur Anbringung von
Ehrentafeln für hervorragende Hamburger Bürger darbieten
wird. Der plastische Teil der Denkmsianlage wird Georg
Wrba in Dresden anvertraut.

ARCHÄOLOGISCHES
Griechische archäologische Tätigkeit in den neu-
besetzten türkischen Gebieten. Aus Rom, 3. Februar,
wird uns geschrieben: In der Societä Archeologica Roniana
sprach gestern hier der bekannte Archäologe Prof. S p i r i d i on
Lambros ausAthen über »Die gegenwärtige archäologische
Arbeit in den griechischen Ländern« (Movimento archeo-
logico attuale nei paesi greci). Der Redner gab zuerst
einen Rückblick über das, was in Griechenland auf archäo-
logischem Gebiete in den letzten 50 Jahren geleistet
worden, wobei er die Tätigkeit der auswärtigen Institute
in Athen, speziell der des deutschen Instituts mit beson-
derem Danke gedachte. Dann zeigte er, wie durch die
jüngsten Ereignisse sich in den von den Griechen zurück-
eroberten Gebieten ein ungeheureres Feld eröffnete für die
archäologische Tätigkeit. In Mazedonien hat an einigen
Plätzen — z. B. in Elassona — die Arbeit bereits erfolg-
reich eingesetzt. Lambros schloß mit den Worten: »Während
noch die Kanonen donnern, beginnt so bereits die Ära
des Friedens, versinnbildlicht durch die archäologische
Wissenschaft. Eine neue Welt entschleiert sich mit dem
Wiedererwecken der Antike und des Mittelalters und mit
der Rückkehr der Kultur nach all den Jahrhunderten der
Sklaverei, nach all dem Blutvergießen. Wenn sich die
Pforten des Janustempels auf dem Balkan geschlossen
haben werden, dann wird von jenem Orient, von dem
bisher nur Nachrichten über blutige Ereignisse kamen, von
dem der Okzident nichts vernahm als das Echo des Elends
und die Seufzer der Unterdrückten, ein neues Licht sich
verbreiten und man wird noch einmal sagen können: »Ex
Oriente lux.« — Lambros, der besonders an den patrio-
tischen Stellen seines Vortrages häufig von Beifall unter-
brochen wurde, erhielt am Schluß von Seiten des inter-
nationalen Publikums eine begeisterte Ovation. e. m.

Von der »Passeggiata Archeologica« in Rom.

Ein kritischer Aufsatz des ausgezeichneten Archäologen
und neben Lanciani besten Kenners der Topographie des
alten und mittelalterlichen Roms, Christian Hülsens, über
die Geschichte der »Passeggiata Archeologica<=, die bisher
bei ihrer Anlage gemachten Fehler, die in der Ausführung
begangenen Rücksichtslosigkeiten und über ihre Zukunft
(Internationale Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und
Technik; Februar 1913) schließt mit folgendem Passus:
»An beiden Enden des großen Fahrweges, der in Schlangen-
windungen vom Südende des Circus Maximus bei San
Gregorio an der Front der Caracallathermen vorbei geht
und sich jenseits San Nereo e Achilleo mit der Via Appia
vereinigt, kündigen Holztafeln mit der Aufschrift »Via
Guido Baccelli« den Namen des Mannes, der, wenn er
seinen ursprünglichen Absichten treu geblieben und den
Mahnungen künstlerisch fühlender Freunde des alten Roms
gefolgt wäre, sein Andenken mit einer Schöpfung ver-
knüpfen konnte, die an ernster Schönheit nicht allein in
Rom sondern in der ganzen Welt schwerlich ihresgleichen

gehabt hätte. Der Himmel scheint es nicht gewollt zu
haben, daß sich im richtigen Momente statt der allzuvielen
Ingenieure und Bureaukraten einmal ein tüchtiger Land-
schaftsgärtner der verfahrenen Angelegenheit annähme.
Jetzt bleibt uns nur das Bedauern über die auf Dezennien
hinaus gesicherte Verschandelung dieses einst so maleri-
schen Teiles der ewigen Stadt. Freilich, der Blick auf die
gewaltigen Ruinen der Thermen, den Palatin und die
Kuppel von St. Peter wird nie seine Wirkung verlieren,
Sonnenglanz und strahlender Himmel mögen den Eindruck
der Öde mildern, die südliche Vegetation wird im Laufe
der Jahre manche der begangenen Fehler freundlich ver-
decken. Aber wer sich daran erinnert, wie manchmal in
Italien wichtige Aufgaben der Kunstpflege mit Rücksicht
auf die beschränkten Mittel ungelöst bleiben, muß es be-
klagen, daß hier mit dem Aufwände von Millionen ein
Resultat erreicht ist, an dem weder der Künstler noch der
Altertumsfreund seine Freude haben kann, ein Gebilde,
für das alle anderen Namen passender wären als der einer
.Passeggiata Archeologica'.« m.

AUSSTELLUNGEN

X Berlin. Der Salon Cassirer hat zurzeit eine große
Kollektivausstellung von Max Beckmann veranstaltet, dem
jetzt dreißigjährigen Maler, der mit Recht als der Führer
der jüngeren Berliner Sezessionistengeneration bezeichnet
worden ist. Dieser Titel ist genau und wörtlich zu ver-
stehen: Beckmann zählt nicht eigentlich zu den Rufern im
Streite der Neuesten, sondern er ist unter denen, die inner-
halb des Sezessionskreises an die Überlieferung der
unmittelbaren Vorgänger ein neues Wollen anknüpfen,
vielleicht die stärkste, sicher die leidenschaftlichste Per-
sönlichkeit. Er repräsentiert mit einer naiven Energie die
neue Lust zu einer Mischung geistiger und sinnlicher Ele-
mente in der Malerei, die sich immer stärker bemerkbar
macht, und er betätigt diese Neigung auf der Grundlage
einer impressionistischen Schulung, die sehr deutlich auf
Manet selbst zurückgreift. Es ist in seinem Wesen ein
nordischer, deutscher Zug, und man spürt wieder den Ein-
schlag des germanischen Elements, der hauptsächlich durch
van Gogh und Münch in die Malerei der Gegenwart ge-
kommen ist. Die Landschaften und Bildnisse Beckmanns
auf der jetzigen Ausstellung machen den reifsten Eindruck.
Hier, wo er sich auf festem Boden bewegte, beweist er
an Werken von ruhiger Geschlossenheit eine persönliche
Anschauung, die sich mit ursprünglichem Farbentempera-
ment auszudrücken weiß. Er hat dabei im Landschaftlichen
eine Art des Lichtvortrags, die sich mit dem verjüngten
Liebermann-Geist berührt, wie ihn etwa Waldemar Rösler
verkörpert. Und das Porträt erweist sich auch hier wieder
als die hohe Schule der Malerei, indem es diesen stür-
mischen jungen Menschen dazu zwingt, seine Freude an
der Charakteristik, am Psychologischen des Vorwurfs unter
die Gesetze des Geschmacks zu stellen. Namentlich die
Selbstbildnisse des Künstlers und die Gemälde, auf denen
die kluge, blonde Erscheinung seiner Frau auftaucht, lassen
das erkennen. Doch vielleicht legt Beckmann selbst auf
die stürmischen großen Kompositionen, die daneben stehen,
weit größeren Wert. Sie spiegeln die inneren Kämpfe
eines Ringenden von kräftigen, oft brutalen Instinkten.
Sie wollen die Auseinandersetzung seiner Individualität
mit der Verworrenheit, Ruchlosigkeit und Tragik des Lebens
zu sinnlich greifbarer Deutlichkeit bringen. Der deutsche
Hang, solchen Schlachten der Seele in figurenreichen Dar-
stellungen Symbole zu schaffen, hat auch ihn erfaßt. Es
fesselt ungemein, wie hier ein Künstler, von unge-
heueren Erregungen getrieben, inkongruente Dinge anein-
 
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