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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0182

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343

Vermischtes — Literatur

344

Qiovannoni die Fassade für Antonio da Sangallo in An-
spruch, so daß also der ganze Bau von diesem vollendet
wäre. Bisher hat man ihn nur als den Erbauer des Schiffes
angesehen. —/.

VERMISCHTES

Leipzig. Einige Erfolge, die die Akademie für gra-
phische Künste und Buchgewerbe in letzter Zeit zu
verzeichnen hat, lassen erkennen, in welch erfreulicher
Weisender von ihr ausgeübte Einfluß auf die geschmack-
liche Hebung des Buchgewerbes sich erweitert. Das Säch-
sische Ministerium des Innern hat die neuen sächsischen
Auslands-Paßformulare direkt in der Akademie herstellen
lassen, die Aufgabe wurde unter Leitung von Prof. Schiller
in einer künstlerisch durchaus befriedigenden Weise gelöst.
Dann erließ dasselbe Ministerium durch die Akademie ein
Preisausschreiben zur Erlangung eines künstlerischen Ent-
wurfes für die neu herzustellende Auszeichnungsurkunde
der sächsischen Klöppelschulen. Den ersten Preis erhielt
Alice Clarus, eine der begabtesten Schülerinnen von
Prof. Steiner-Prag; zur Ausführung gelangt, laut Beschluß
des Ministeriums, der Entwurf von Wanda Ebel, Schülerin
von Prof. Hein.

Das neue Berliner Haus des Vereins deutscher
Ingenieure soll an der Fassade mit den Köpfen berühmter
Ingenieure geschmückt werden. Und zwar sind neun Relief-
köpfe vorgesehen, die in der Füllung zwischen den Fenstern
des Saales und den darüber liegenden niedrigeren Bücherei-
fenstern ihren Platz erhalten sollen. Der Vorstand hat
folgende Ingenieure ausgewählt: Otto von Quericke, Werner
von Siemens, Redtenbacher, Alfred Krupp, Schichau, Borsig,
Reichenbach, Harkort, Otto und Lange, die beiden letzteren
in einem Doppelbildnis. In den Wandtäfelungen der kleineren
Sitzungssäle wird eine Anzahl künstlerisch ausgeführter
Köpfe von hervorragenden Angehörigen des Vereins ein-
gelassen werden. Hierfür soll Stadtbaurat Ludwig Hoff-
mann Anregungen geben. Geh. Rat von Oechelhäuser will
für das neue Vereinshaus ein Ölbild der Oründungsstätte
des Vereins in Alexisbad stiften.

In Bayern ergreift man jetzt vom Ministerium aus die
Initiative, die Errungenschaften der modernen Maltechnik
praktisch fruchtbar zu machen. Adolf Wilhelm Keim,
technischer Lehrer in Grünwald bei München, ist als Wander-
lehrer für Maltechnik angestellt worden. Er soll im Auf-
trage der Handwerkskammer Vorträge und Kurse über
bestimmte Gebiete der Materialkunde und der Maltechnik
leiten und auf diesem Wege in Fühlung mit den Fach-
schulen und der Auskunftsstelle für Maltechnik an der
MünchnerTechnischen Hochschule möglichst weiten Kreisen
des Malergewerbes maltechnische Kenntnisse und Erfah-
rungen vermitteln.

Ländliche Schulhausbauten und verwandte An-
lagen im Großherzogtum Baden. Das um die Jahr-
hundertwende gründlich neugestaltete Elementarunterrichts-
wesen in Baden hat einschneidende Wirkungen auf die
Schulhausbauten gehabt. Die Neuanlagen, die hier früher
schon angezeigt wurden, sind namentlich in Landgemeinden
zu Mustern ländlicher Bauweise gestaltet worden. Das
vor kurzem erschienene zweite Heft (bei G. Braun, Karls-
ruhe, B.) bringt wiederum 22 Bauten in Grund- und Auf-

rissen und Schauansichten, deren Entstehungszeit in die
Jahre 1905-1912 fallen. Bei dem Komplex von Bedin-
gungen, die zu erfüllen waren (Schulräume, Lehrerwoh-
nungen, Gemeindeamtszimmern nebst Zubehörräumen), kann
natürlich von Herausgestaltung eines einheitlichen Typs
nicht die Rede sein. Nur die hygienisch bedingte scharfe
Trennung von Schul- und sonstigen Zweckräumen ist gleich-
mäßig innegehalten. Einen großen Reichtum entfalten die
Architekten in der Einpassung des Schulhauses in das
Landschafts- und Ortsbild. Der Typ des Schwarzwald-
hauses, der Markgräfler und unterbadische Stil, fränkische
und alemannische Anlagen wirkten formbestimmend. Es
zeigt sich so merkwürdigerweise, wie reich an Architektur-
formen Baden ist und wie trefflich der Weg ist, bürger-
liche Neuanlagen künstlerisch zu beeinflussen. ßigr.

Die Innendekoration des Pariser Pantheons wird
nach dem Plane des ehemaligen Staatssekretärs Dujardin-
Beaumetz weitergeführt. Das sehr schöne Denkmal für
Rousseau von Bartholome steht in Kalkstein an dem de-
finitiven Platze an einem der Kuppelpfeiler, die die Rück-
wand der Apsis und damit das schlechte Wandgemälde von
Detaille bedeckende, etwas theatralische Revolutionsgruppe
von Sicard wird auch bald in endgültigem Steine den
jetzigen Gips ersetzen. An zwei anderen Kuppelpfeilern
hat man jetzt die mit Kohle auf Karton gezeichneten Ent-
würfe der Bildhauer Marqueste und Mercie angebracht,
um sich eine Vorstellung von dem späteren Eindruck machen
zu können. Die beiden Gruppen, halb Rundfigur, halb
Relief, stellen die Redner und die Soldaten der ersten Re-
publik vor. Beide könnten an ihrer Stelle ausgezeichnet
wirken, wenn sie weniger hohle Theatralik und mehr von
der innerlichen Würde und dem edlen Maße der benach-
barten Arbeit Bartholome^ hätten. Es ist schade, daß man
auch diese Aufträge an die verschiedensten Künstler ver-
teilt hat, statt sie dem einzigen Bartholome zu übergeben.

LITERATUR

Im April 1911 wurde in London die Walpole Society
unter dem Vorsitz des Earl of Lytton gegründet. Diese
Gesellschaft hat sich das Studium der englischen Kunst-
geschichte zum Ziel gesetzt und sie hat die Absicht, jedes
Jahr einen Band mit Abhandlungen aus diesem Gebiet zu
veröffentlichen, der nicht im Buchhandel erscheinen, son-
dern nur den Mitgliedern zugänglich sein wird. Der erste
Band (1911—1912) liegt vor uns und macht innerlich wie
äußerlich einen recht angenehmen Eindruck. Die erste
Hälfte des Textes nimmt die Publikation von Nicholas
Hilliards Traktat »The Arte of Limming« durch Philip
Norman ein. Hilliard war bekanntlich einer der feinsten
Porträt-Miniaturisten der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts, aber sein Traktat ist eher in philologischer als
in kunstgeschichtlicher Beziehung interessant. Dann folgt
ein zusammenfassender Aufsatz E. S. Priors über die eng-
lische Skulptur des Mittelalters mit zum Teil recht interes-
santen Abbildungen und Lethabys Artikel über die Maler
von Westminster Abbey mit zwei Reproduktionen von
Tristramschen Aquarellkopien. Den Schluß des Bandes
bildet A. J. Finbergs Publikation des »Isle of Wight«-Skizzen-
buches — eines Jugendwerkes — von Turner. Druck und
Illustrationen sind über aller Kritik gut. — th.

Inhalt: Die Umgestaltung der Gemäldegalerie des Wiener Hofmuseums. — Eduard Sack f; Jules Jacquet f; Carl Qiehlow f. — Personalien. —
Wettbewerbe: Kgl. Kunstakademie in Düsseldorf; Stadttheater in Pforzheim; Hauptfriedhof in Stuttgart; zum Schinkelfest 1913. — Loge
du Change in Lyon. — Ausgrabung der Basilica Aeinilia. — Ausstellungen in Berlin, Bremen, Pforzheim, Amsterdam, Leipzig, Baden-Baden.
Berliner Rauch-Museum; Museum in Chemnitz; Mannheimer Kunsthalle; Metropolitan Museum of Art in New York; Vom Louvre in Paris.
— Studie über Evaristo Baschenis; Studium zur umbrischen Miniaturmalerei; Römische Kirchen des 16. Jahrh. — Vermischtes. — Literatur.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraßella
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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