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Vereine — Vermischtes — Forschungen
360
Stellung nur wenige Bilder hergegeben, von denen das
Schlafzimmer interieur — trotz der nicht ganz einwandfreien
Perspektive des Vordergrunds — als wertvolle Arbeit gelten
darf. Es gibt heute nicht viele deutsche Maler, die die
Temperatechnik als künstlerisches Ausdrucksmittel so gründ-
lich beherrschen wie er. k.
VEREINE
-f- München. Der wirtschaftliche Verband bildender
Künstler, von dessen Gründung in Nr. 23 der Kunst-
chronik berichtet wurde, hat sich am 12. März in einer
geschlossenen Versammlung konstituiert. Es wurden ge-
wählt: zum I. Vorsitzenden Maler Prof. Eug. v. Stieler,
zum stellvertretenden Vorsitzenden Maler Max Nonnen-
bruch, zum I. Schriftführer Franz Ouillery, zum IL Schrift-
führer Ludwig Mühlbaum, zum I. Kassierer Hermann
Knopf, zum II. Kassierer Jos. Andr. Sailer. Zu Beisitzern
wurden gewählt die Herren Prof. Benno Becker, Fritz
Bergen, Ludw. Bolgiano, Leonhard Blum, Jos. Damberger,
Prof. Fritz Erler, Rela Hoenigsmann, Prof. Ernst Lieber-
mann, Prof. W. Löwith, Prof. C. von Marr, Franz Multerer,
Friedr. Prechtel, Prof. Rene Reinicke, Ludwig v. Senger,
Prof. Hermann Urban. Ferner wurden gewählt: eine
Finanzkommission, eine Kommission für Rechtsschutz, eine
Kommission für Verlagsrechte und Reproduktion, eine
Kommission für Wohlfahrts- und Unterstützungseinrich-
tungen, schließlich eine Kommission für Material und
Spedition.
VERMISCHTES
Ein authentisches Skizzenbuch des Benvenuto
Cellini im Besitze von J. Pierpont Morgan. Unter den
zahlreichen italienischen Handzeichnungen der Sammlung
J. Pierpont Morgan (gegenwärtig im New Yorker Metro-
politan Museum ausgestellt) befindet sich ein Band mit
15 Blatt Skizzen, die von ungewöhnlichem Interesse für
die Kunstgeschichte sind. Auf dem zweiten (im gegen-
wärtigen, modernen Einband als erstes Blatt figurierenden)
Blatt dieses Skizzenbuches findet sich nämlich folgender
Eintrag: »a gloria eterna de messer Benvenuto Celini somo
scultore morto en Fiorenza l'ano 1570, io Rafaelo da monte-
lupo scultore tenne per suo ricordo.« Raffaello da Monte-
lupo, der bekannte florentinische Bildhauer und Gehilfe
Michelangelos in der Grabkapelle der Medici in S. Lorenzo,
war mit Cellini befreundet, wie dies auch aus einer Stelle
in der Autobiographie des letzteren hervorgeht. Augen-
scheinlich handelt es sich hier um eine Anzahl von Skizzen,
die Cellini dem ihm befreundeten Bildhauer geschenkt hat.
. Die Blätter erhalten flüchtige Skizzen und Motive ornamen-
taler Natur für Goldschmiedearbeiten: Voluten, Kartuschen,
Masken, Ringe, Pendants, Spiegelrahmen, Becher. Hoffent-
lich wird dieses hochinteressante Kunstdenkmal durch eine
baldige Publikation der weiteren Forschung zugänglich ge-
macht werden. —th
-)- München. Dr. Paul Reinecke, Konservator am
Kgl. Generalkonservatorium der Kunstdenkmale und Alter-
tümer Bayerns hat mit dem Assistenten am Museum für
Gipsabgüsse Dr. Ernst Reisinger im Auftrage der Kgl. Aka-
demie der Wissenschaften eine Reise nach Griechenland
angetreten, um die Veröffentlichung der prähistorischen
Funde der seinerzeit von Adolf Furtwängler begonnenen
Ausgrabungen in Orchomenos zum Abschluß zu bringen.
Die Mittel für diese neue Expedition nach Böotien wurden
wieder von Kommerzienrat Bassermann-Jordan zur Ver-
fügung gestellt.
+ München. Der Architekt Geheimrat Prof. Max Litt-
mann erhielt vom Großherzog von Sachsen-Weimar einen
Auftrag für Entwürfe zu einem neuen Flügelbau des groß'
herzoglichen Residenzschlosses in Weimar.
Auf der Freundschaftsinsel in Potsdam baut ein Kon-
sortium, dem die Stadt Potsdam und Prof. Max Reinhardt
angehören, eine große Anlage. Das deutsche National-
theater, die Potsdamer Stadthalle und Repräsentationsräume
sollen auf der Havelinsel ihren Platz erhalten. Prof. Fried-
rich Klein-Chevalier hat jetzt den Auftrag erhalten, den
großen Festsaal für den kaiserlichen Hof mit vier Fresko-
bildern aus der friederizianischen Zeit zu schmücken.
FORSCHUNGEN
Zu Albrecht Dürer. Die Oxforder Zeichnung
• Die Freuden der Welt«. Zu meiner Notiz über die
Oxforder Zeichnung im Januarheft der Zeitschrift f. bild.
Kunst brachte W. von Seidlitz in der Kunstchronik (1912/13
Nr. 21 Sp. 295) folgende Bemerkung: Auf der Oxforder
Zeichnung »Die Freuden der Welt« ist die Übereinstim-
mung mit Dürers Stich »Der Spaziergang« freilich schlagend,
nur scheint die Verwendung der Gruppe auf der Zeichnung,
und dazu noch von der Gegenseite, (die Kursivierung ist von
mir), eher gegen als für Dürers Autorschaft zu sprechen. —
Die Behauptung, daß die Übereinstimmung »schlagend«
sei, nehme ich dankbar an. Unbegreiflich ist mir aber, was
Seidlitz darauf folgen läßt. — Ein Zeichner, der einen
Stich in seiner Komposition verwendet, hat gar wenig An-
laß, den Stich verkehrt zu benützen. Es ist dagegen das
natürlichste, daß Entwürfe oder Studien für Stiche in dem-
selben Sinne in das Kupfer gestochen werden und deshalb
in den Abdrücken im Gegensinne hervortreten. Dies sind
doch, wie ich glaube, allgemein anerkannte Tatsachen.
Für die von mir publizierte Petersburger Studie zur Ge-
rechtigkeit wäre es gerade bedenklich, wenn sie nicht dem
Stich entgegengesetzt wäre. Daß das Paar des Oxforder
Blattes die Komposition des Spaziergangs von der Gegen-
seite zeigt, ist deshalb eben eines der stärksten Argumente
gegen von Seidlitz' Meinung, daß der flotte Zeichner der
Freuden der Welt den Stich benutzt habe. — Das vom Stiche
hinterlassene Erinnerungsbild wird doch wohl bei jedem
Menschen das eines nach links schreitenden Paares sein.
Möglich bleibt es allerdings, daß Dürers »Doppelgänger«
Dürers gegenseitige Studie zum Spaziergang gesehen hat!
Aber......
Es freut mich, daß meine kurze Erwähnung des Peters-
burger Selbstbildnisses von Seidlitz angeregt hat, ein loben-
des Urteil über das Blatt abzugeben. War es doch nur
meine Absicht, die Dürer-Forscher an das Blatt zu erinnern
oder sie auf dasselbe aufmerksam zu machen. Wie ich
ausdrücklich hervorhob, hatte ich mir, als ich die Zeich-
nungen der Eremitage durchsah, nicht die Zeit gegönnt, mir
über das gegenseitige Verhältnis der Berliner und der St.
Petersburger Zeichnung ein Urteil zu bilden. Mich inter-
essierte »Der Richter« am meisten. n. Beets.
Inhalt: Zur Frage der Naturformen in der geometrischen Ornamentik. Von Karl Woermann. — Nürnberger Brief. — R. Riehl t; A. O. Meyer t;
A. Horath f. — Personalien. — Wettbewerb: Bebauungsplan für Frankfurt a. M. — Das Schloß von Chenonceaux. — Befestigungen und
Paläste im westlichen Asien. — Ausstellungen in Düsseldorf, München, Karlsruhe, Straßburg i. E. — Wirtschaftlicher Verband bildender
Künstler. — Vermischtes. — Zu Albrecht Dürer. Die Oxforder Zeichnung »Die Freuden der Welt«.
Verantwortliche Redaktion: GUSTAV KlRSTEiN. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraßella
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
Vereine — Vermischtes — Forschungen
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Stellung nur wenige Bilder hergegeben, von denen das
Schlafzimmer interieur — trotz der nicht ganz einwandfreien
Perspektive des Vordergrunds — als wertvolle Arbeit gelten
darf. Es gibt heute nicht viele deutsche Maler, die die
Temperatechnik als künstlerisches Ausdrucksmittel so gründ-
lich beherrschen wie er. k.
VEREINE
-f- München. Der wirtschaftliche Verband bildender
Künstler, von dessen Gründung in Nr. 23 der Kunst-
chronik berichtet wurde, hat sich am 12. März in einer
geschlossenen Versammlung konstituiert. Es wurden ge-
wählt: zum I. Vorsitzenden Maler Prof. Eug. v. Stieler,
zum stellvertretenden Vorsitzenden Maler Max Nonnen-
bruch, zum I. Schriftführer Franz Ouillery, zum IL Schrift-
führer Ludwig Mühlbaum, zum I. Kassierer Hermann
Knopf, zum II. Kassierer Jos. Andr. Sailer. Zu Beisitzern
wurden gewählt die Herren Prof. Benno Becker, Fritz
Bergen, Ludw. Bolgiano, Leonhard Blum, Jos. Damberger,
Prof. Fritz Erler, Rela Hoenigsmann, Prof. Ernst Lieber-
mann, Prof. W. Löwith, Prof. C. von Marr, Franz Multerer,
Friedr. Prechtel, Prof. Rene Reinicke, Ludwig v. Senger,
Prof. Hermann Urban. Ferner wurden gewählt: eine
Finanzkommission, eine Kommission für Rechtsschutz, eine
Kommission für Verlagsrechte und Reproduktion, eine
Kommission für Wohlfahrts- und Unterstützungseinrich-
tungen, schließlich eine Kommission für Material und
Spedition.
VERMISCHTES
Ein authentisches Skizzenbuch des Benvenuto
Cellini im Besitze von J. Pierpont Morgan. Unter den
zahlreichen italienischen Handzeichnungen der Sammlung
J. Pierpont Morgan (gegenwärtig im New Yorker Metro-
politan Museum ausgestellt) befindet sich ein Band mit
15 Blatt Skizzen, die von ungewöhnlichem Interesse für
die Kunstgeschichte sind. Auf dem zweiten (im gegen-
wärtigen, modernen Einband als erstes Blatt figurierenden)
Blatt dieses Skizzenbuches findet sich nämlich folgender
Eintrag: »a gloria eterna de messer Benvenuto Celini somo
scultore morto en Fiorenza l'ano 1570, io Rafaelo da monte-
lupo scultore tenne per suo ricordo.« Raffaello da Monte-
lupo, der bekannte florentinische Bildhauer und Gehilfe
Michelangelos in der Grabkapelle der Medici in S. Lorenzo,
war mit Cellini befreundet, wie dies auch aus einer Stelle
in der Autobiographie des letzteren hervorgeht. Augen-
scheinlich handelt es sich hier um eine Anzahl von Skizzen,
die Cellini dem ihm befreundeten Bildhauer geschenkt hat.
. Die Blätter erhalten flüchtige Skizzen und Motive ornamen-
taler Natur für Goldschmiedearbeiten: Voluten, Kartuschen,
Masken, Ringe, Pendants, Spiegelrahmen, Becher. Hoffent-
lich wird dieses hochinteressante Kunstdenkmal durch eine
baldige Publikation der weiteren Forschung zugänglich ge-
macht werden. —th
-)- München. Dr. Paul Reinecke, Konservator am
Kgl. Generalkonservatorium der Kunstdenkmale und Alter-
tümer Bayerns hat mit dem Assistenten am Museum für
Gipsabgüsse Dr. Ernst Reisinger im Auftrage der Kgl. Aka-
demie der Wissenschaften eine Reise nach Griechenland
angetreten, um die Veröffentlichung der prähistorischen
Funde der seinerzeit von Adolf Furtwängler begonnenen
Ausgrabungen in Orchomenos zum Abschluß zu bringen.
Die Mittel für diese neue Expedition nach Böotien wurden
wieder von Kommerzienrat Bassermann-Jordan zur Ver-
fügung gestellt.
+ München. Der Architekt Geheimrat Prof. Max Litt-
mann erhielt vom Großherzog von Sachsen-Weimar einen
Auftrag für Entwürfe zu einem neuen Flügelbau des groß'
herzoglichen Residenzschlosses in Weimar.
Auf der Freundschaftsinsel in Potsdam baut ein Kon-
sortium, dem die Stadt Potsdam und Prof. Max Reinhardt
angehören, eine große Anlage. Das deutsche National-
theater, die Potsdamer Stadthalle und Repräsentationsräume
sollen auf der Havelinsel ihren Platz erhalten. Prof. Fried-
rich Klein-Chevalier hat jetzt den Auftrag erhalten, den
großen Festsaal für den kaiserlichen Hof mit vier Fresko-
bildern aus der friederizianischen Zeit zu schmücken.
FORSCHUNGEN
Zu Albrecht Dürer. Die Oxforder Zeichnung
• Die Freuden der Welt«. Zu meiner Notiz über die
Oxforder Zeichnung im Januarheft der Zeitschrift f. bild.
Kunst brachte W. von Seidlitz in der Kunstchronik (1912/13
Nr. 21 Sp. 295) folgende Bemerkung: Auf der Oxforder
Zeichnung »Die Freuden der Welt« ist die Übereinstim-
mung mit Dürers Stich »Der Spaziergang« freilich schlagend,
nur scheint die Verwendung der Gruppe auf der Zeichnung,
und dazu noch von der Gegenseite, (die Kursivierung ist von
mir), eher gegen als für Dürers Autorschaft zu sprechen. —
Die Behauptung, daß die Übereinstimmung »schlagend«
sei, nehme ich dankbar an. Unbegreiflich ist mir aber, was
Seidlitz darauf folgen läßt. — Ein Zeichner, der einen
Stich in seiner Komposition verwendet, hat gar wenig An-
laß, den Stich verkehrt zu benützen. Es ist dagegen das
natürlichste, daß Entwürfe oder Studien für Stiche in dem-
selben Sinne in das Kupfer gestochen werden und deshalb
in den Abdrücken im Gegensinne hervortreten. Dies sind
doch, wie ich glaube, allgemein anerkannte Tatsachen.
Für die von mir publizierte Petersburger Studie zur Ge-
rechtigkeit wäre es gerade bedenklich, wenn sie nicht dem
Stich entgegengesetzt wäre. Daß das Paar des Oxforder
Blattes die Komposition des Spaziergangs von der Gegen-
seite zeigt, ist deshalb eben eines der stärksten Argumente
gegen von Seidlitz' Meinung, daß der flotte Zeichner der
Freuden der Welt den Stich benutzt habe. — Das vom Stiche
hinterlassene Erinnerungsbild wird doch wohl bei jedem
Menschen das eines nach links schreitenden Paares sein.
Möglich bleibt es allerdings, daß Dürers »Doppelgänger«
Dürers gegenseitige Studie zum Spaziergang gesehen hat!
Aber......
Es freut mich, daß meine kurze Erwähnung des Peters-
burger Selbstbildnisses von Seidlitz angeregt hat, ein loben-
des Urteil über das Blatt abzugeben. War es doch nur
meine Absicht, die Dürer-Forscher an das Blatt zu erinnern
oder sie auf dasselbe aufmerksam zu machen. Wie ich
ausdrücklich hervorhob, hatte ich mir, als ich die Zeich-
nungen der Eremitage durchsah, nicht die Zeit gegönnt, mir
über das gegenseitige Verhältnis der Berliner und der St.
Petersburger Zeichnung ein Urteil zu bilden. Mich inter-
essierte »Der Richter« am meisten. n. Beets.
Inhalt: Zur Frage der Naturformen in der geometrischen Ornamentik. Von Karl Woermann. — Nürnberger Brief. — R. Riehl t; A. O. Meyer t;
A. Horath f. — Personalien. — Wettbewerb: Bebauungsplan für Frankfurt a. M. — Das Schloß von Chenonceaux. — Befestigungen und
Paläste im westlichen Asien. — Ausstellungen in Düsseldorf, München, Karlsruhe, Straßburg i. E. — Wirtschaftlicher Verband bildender
Künstler. — Vermischtes. — Zu Albrecht Dürer. Die Oxforder Zeichnung »Die Freuden der Welt«.
Verantwortliche Redaktion: GUSTAV KlRSTEiN. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraßella
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig