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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0197

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373

Forschungen

374

Kreise des »jungen« Lambert Lombard stammen soll — wir
wären froh, wenn wir den «alten« Lombard genau kenn-
ten — ist am ehesten in Scorels Nachfolgerschaft unterzu-
bringen. Zweifellos hat das Bild nichts mit den verschie-
denen Lombardgruppen zu tun, die sich um eine vom
Marientodmeister und Q. Metsijs abhängige Anbetung der
Könige in Antwerpen, bezw. um mehrere Bilder in Köln,
oder um das in zwei Exemplaren vorhandene angebliche
Selbstporträt scharen. — Bei der abgebildeten Madonna
mit Stifter (»vlämisch um 1500«) hat sich Mayer von einer
nicht ungeschickten, aber doch sehrflauen Fälschung täuschen
lassen. Der vielleicht noch unter den Lebenden weilende
Urheber des Bildes wird über diese wissenschaftliche An-
erkennung seiner Leistung nicht betrübt sein. Die Hände
des Stifters mit dem Faltenwerk des Ärmels sind wörtlich
aus dem Philippe de Croy in Antwerpen kopiert, die Ma-
donna ist vielleicht direkt nach einem Bilde der Sammlung
Mayer van den Bergh gearbeitet — dort kommt die rechte
Hand bis in den letzten Strich hinein genau vor — doch
kann auch irgend ein im Kunsthandel befindliches Bild aus
dem Kreise des Rogier van der Weyden als Vorbild ge-
dient haben. Die ganz ungewöhnlich hellen Farben des
Bildes, das selbst Mayer »etwas rätselhaft« erscheint, können
keinen Zweifel an der Fälschung lassen, worauf schon die
merkwürdigen Größenverhältnisse der beiden Figuren und
die ebenso merkwürdige gotische Architektur rechts hin-
weisen. — Das als »Schule des Bermejo« abgebildete Rund-
bild mit dem Christuskopf ist eine niederländische Arbeit.
Man versteht nicht, wie Mayer nach Vorgang von Sanpere y
Miquel den Bermejo zugeschriebenen Christuskopf in Vieh
als Vorbild dieses Werkes bezeichnen kann. Die Abbildung
beider bei Sanpere y Miquel spricht schlagend gegen diese
Annahme, ganz abgesehen davon, daß die Zuschreibung
des Bildes in Vieh an Bermejo sehr zweifelhaft ist. Val.
von Loga äußert im soeben erschienenen Märzheft des
Burlington Magazine ebenfalls Zweifel an dem Zusammen-
hang der beiden Rundbilder wie an der Attribution an
Bermejo. Wenn man überhaupt eine Beziehung zwischen
beiden Werken annehmen will, so muß Bermejo der Nach-
ahmer sein, das Bild bei Bosch ist eine der nicht seltenen
niederländischen Repliken, deren Vorbild vielleicht in dem
Exemplar der Sammlung Ertborn in Antwerpen zu er-
blicken ist, das von Cohen mit Metsijs, von Friedländer
mit A. Bouts in Verbindung gebracht wurde.

Der von Mayer erwähnte Koffermanns, eine lebens-
große Magdalena, ist nicht der einzige der Sammlung. Ein
kleines Triptychon mit Dürerkopien rührt ebenfalls von dem
leicht erkennbaren Meister her. Die reiche Sammlung birgt

A. Dürer. Das Rhinozeros. Holzschnitt von 1515

außerdem u. a. Werke des Jacob Cornelisz und Marinus
van Roymerswaele (signiert), die bei Mayer nicht genannt
werden. f. winkler.

Zu dem Aufsatz von G. v. Terey über ein wieder-
gefundenes Werk des Hans Baidung (»Zeitschrift für
bildende Kunst« 1913, Heft 6) teilt uns Dr. Ernst Weiß in
Hamburg mit, daß er das Bild für eine Kopie nach dem
Madonnenbilde Jan Gossarts im Prado erklärt. — Ferner
wird uns mitgeteilt, daß das von Terey erwähnte zweite
und bessere Exemplar des anderen, schon in Nürnberg
vorhanden gewesenen Madonnenbildes sich nicht mehr in
der Sammlung des Hofrats Röhrer in Unterschondorf be-
findet, es ist schon seit geraumer Zeit in den Besitz des
Direktors J. Th. Schall in Baden-Baden übergegangen.

Einen recht erheiternden Fall von Antikenfälschung
hat Dr. Harry David in der Berliner Kunstgeschichtlichen
Gesellschaft vorgeführt. Es handelt sich da nicht etwa um
eine der längst bekannten unmittelbaren Anregungen, die
Dürer von der Antike empfangen hat, sondern um eine Kopie
nach Dürer, die ein angeblich antiker, aus Pompeji stam-
mender Marmorbrunnen zeigt. Im Nationalmuseum zu
Neapel, das die kostbarsten Ausgrabungen aus Pompeji und
Herkulaneum enthält, befinden sich drei weiße Marmor-
reliefs, von denen die Vermutung aufgestellt wurde, daß
sie dereinst in Pompeji einen der zierlichen Brunnen um-
kleidet haben, wie sie dort vor 2000 Jahren das Atrium der
vornehmen Häuser schmückten. Auf den Seitenwänden

Dromedar. Relief eines angebl. antiken pompejan. Marmorbrunnens

I

Rhinozeros. Relief eines angebl. antiken pompejanischen Marmorbrunnens
 
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