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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0230

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439

Stiftungen — Vermischtes — Literatur — Forschungen

440

Sotatsu, dem unmittelbaren Vorgänger Korins, sind neun
gute Arbeiten vorhanden. In der chinesischen Abteilung
der Kollektion befindet sich ein Werk vonMokkei, das einzige
in England bekannte. Es stellt einen Tiger mit landschaft-
lichem Hintergrund, Bäumen und Strom dar. Der ge-
nannte Künstler galt als der vorzüglichste Klassiker seiner
Zeit und wurde von den Japanern ungefähr ebenso hoch
angesehen wie in Europa die alten griechischen Bildhauer.
Aus derselben Periode, dem 12. Jahrhundert, ist ein inter-
essantes Gemälde von Chen-yung vorhanden, der als der
berühmteste Darsteller von Drachenbildern gefeiert wird.
Mr. Morrison hatte annähernd 20 Jahre gebraucht, um seine
Kollektion anzulegen, und hierbei kam ihm besonders zu-
statten, daß alle seine Mitbewerber, namentlich die fran-
zösischen in der Hauptsache nicht Originalgemälde, sondern
Stiche nach denselben sammelten. o. von Schleinitz.

STIFTUNGEN
Kölnische Kunstpflege. Der verstorbene Kölner
Großindustrielle Geheimrat Heidemann hat dem Wallraf-
Richartz-Museum und dem Kunstgewerbeverein je 50000 M.
testamentarisch vermacht. Gleichzeitig wurde bekannt, daß
die dem Ehrenbürger der Stadt Köln, Domkapitular Prof.
Schnütgen, an seinem 70. Geburtstage übergebene Stiftung,
die aus Beiträgen angesehener Kölner Bürger besteht, die
Höhe von 95000 M. erreicht hat. Die Zinsen sollen haupt-
sächlich der Ergänzung der Bestände des Schnütgen-
Museums dienen.

VERMISCHTES
Die ausgezeichnete Bildhauerin Jenny von Bary-
Doussin, deren Wirken Max Lehrs im Novemberheft 1911
der »Zeitschrift für bildende Kunst« gewürdigt hat, hat den
Auftrag erhalten, für die Aula der Münchener Universität
eine Büste des Prinzregenten Ludwig von Bayern zu schaffen.
Kürzlich sind auch zwei andere neue Arbeiten der Künstlerin
öffentlich ausgestellt worden: Büsten Richard Wagners für
die Theater zu Braunschweig und Magdeburg.

Mannheim. Die große Abschlußversammlung des
zweiten Jahres des freien Bundes zur bildenden Kunst

wurde ein großes Ereignis. Musik, Dichtung und bildende
Kunst wirkten zusammen, um die von Tausenden besuchte
Versammlung im Nibelungensaal zu einem Eindruck von
feierlicher Würde zu gestalten. Herbert Eulenberg hatte
einen zeitgemäßen Prolog gedichtet und Direktor Wiehert
zeigte die Pläne für das neue Museum, die von Bruno
Schmitz stammen. Die architektonische Gesamtgestaltung
des Äußeren ist von den beiden Gesichtspunkten geleitet:
dem (ebenfalls von Bruno Schmitz errichteten) Rosengarten
ein architektonisches Äquivalent am großen Friedrichs-
platze zu verleihen und eine organische Verbindung des
bestehenden Kunsthallenbaues mit dem neuen Museum
herzustellen. Beides ist dem Künstler glänzend gelungen.
Die Innengestaltung der Räume (Oberlicht- und Laternen-
säle) ist von den neuesten museumstechnischen Grund-
sätzen aus bestimmt; eine bedeutungsvolle Neuerung erhält
der Bau durch eine große, in feierlichen Proportionen ge-
haltene Halle, dem »Saale der Stadt«, in dem die Besucher
des Museums zum Gespräch und zur Versammlung ihren
Platz finden. Bereits im Herbst dieses Jahres wird mit
dem Bau begonnen werden. — Die Kunsthalle hat zurzeit
einen mächtigen Anziehungspunkt durch die Ausstellung
dreier bedeutender Werke Anselm Feuerbachs: des Hafis

vor der Schenke (1852), des Kinderständchens (1860) und
der stehenden Iphigenie. — Am 4. Mai findet die Eröff-
nung der Ausstellung des Deutschen Künstler-
bundes in den Räumen der Kunsthalle und des Kunst-
vereins statt. Die Zusammensetzung der Jury ist wie folgt:
Max Ciarenbach, Prof. Carlos Grethe, Prof. von Habermann,
Prof. Th. Hagen, Prof. H. Hahn, Ferdinand Hodler, Graf
von Kalckreuth, Gustav Klimt, Geh. Rat Max Klinger, Geh.
Rat G. Kuehl, Prof. Max Liebermann, Prof. Max Slevogt,
Prof. Franz von Stuck, Prof. W. Trübner, Prof. Tuaillon.

W. F. st.

Der Berliner Kunstsalon von Paul Cassirer wird am
1. Juli in Köln eine Zweigstelle eröffnen. Es sind bereits
Räume in bester Lage der Stadt, nahe Dom und Museum,
gemietet. Diese Neugründung steht wohl im Zusammen-
hang mit der kürzlich erfolgten Schließung der Ed. Schulte-
schen Kunstsäle in Köln. Voraussichtlich wird der Köl-
nische Kunstverein, dessen Ausstellungen durch die
Ungunst der Räume im Wallraf-Richartz-Museum recht be-
einträchtigt sind, mit dem neuen Unternehmen verschmolzen
werden.

Über den Bildhauer Bernhard Afinger, der vor

100 Jahren am 6. Mai 1813 in Nürnberg geboren wurde,
und den Rauch 1840 nach Berlin führte, wo er am
25. Dezember 1882 starb, hat sein Sohn eine mit einer
schönen Radierung geschmückte Gedächtnisschrift heraus-
gegeben.

LITERATUR

Unter dem Titel »Art in America« erscheint jetzt in
New York im Verlag F. Fairchild Sherman eine Kunstge-
schichtliche Vierteljahrsschrift, deren Herausgeber Wilhelm
R. Valentiner ist. Die erste Nummer (Januar 1913) ent-
hält einen Aufsatz von Wilhelm Bode über das früheste
datierte, gegenwärtig (wohl in amerikanischem?) Privatbesitz
befindliche Bild Rembrandts, ein Tobias mit seiner Frau
und der gestohlenen Ziege. Das Gemälde, dessen Besitzer
nicht genannt wird, weist in der unteren Ecke links das
Monogramm RH und die Jahreszahl 1626. Ein weiterer
wichtiger Aufsatz des Heftes ist der von Valentiner über
den nicht sehr bekannten Rembrandt-Schüler Esaias Boursse.
Während Druck und Ausstattung der Zeitschrift im allge-
meinen befriedigend sind, können sich die Abbildungen
mit solchen in deutschen Kunstzeitschriften an Qualität
keineswegs messen. Dies ist um so mehr zu bedauern, als
die meisten abgebildeten Kunstwerke bisher unpubliziert
sind. th.

FORSCHUNGEN

Giovanni Biasiotti publiziert im Märzheft des Bollettino
d'Arte einige Reste der Fresken, die nach dem Zeugnis
Vasaris von Benozzo Gozzoli in der alten Cappella di
S. Michele e di San Pietro in vineula in S. Maria Maggiore
zu Rom gemalt wurden. Von diesen fast ganz in Ver-
gessenheit geratenen Arbeiten, die in den vier Abteilungen
des Kreuzgewölbes die vier Evangelisten darstellten, hat
sich der hl. Lukas recht gut erhalten, so daß man ihn auch
mit stilkritischen Gründen für Benozzo in Anspruch nehmen
kann. Auf Grund des Erbauungsdatums der Kapelle und
durch einen Vergleich mit anderen Werken des Künstlers
gewinnt Biasiotti für die Malereien dieser Kapelle als
ungefähres Entstehungsdatum die Zeit zwischen 1447
und 1449.

Inhalt: Warschauer Brief. — Madrider Brief. — Personalien. — Wettbewerbe: Marmor-Relieffries für das Museum in Krefeld; Plakat für Ulm. —
Tagung für Denkmalpflege und Heimatschutz. — Pariser Denkmäler. — Ausstellungen in München, Straßburg, Baden-Baden, Wiesbaden,
Hamburg, Paris. — Dresdener Gemäldegalerie; Düsseldorfer Kunsthalle; Wallraf-Richartz-Museum in Köln; Morrisons Sammlung in
London. — Kölnische Kunstpflege. — Vermischtes. — »Art in America«, — Fresken von Benezzo Gozzoli.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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