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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0278

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535

Vermischtes

536

Zirkusse, Bäder, Stadtmauern, Tore sind (meist sehr zer-
stört) in Barcelona, Tarragona, Vieh, Sagunt, Merida u. a.
vorhanden, deren Verständnis durch gute Rekonstruk-
tionen gefördert wird. Von Grabmälern ist ein kleines
Tempelchen in Fabara und der »Turm der Scipionen« in
Tarragona bemerkenswert. Dazu einige Sarkophage von
guter römischer Arbeil, denen sich zahlreichere, aber ge-
ringere christliche anreihen. Ein schlichter Triumphbogen
steht gut erhalten in der Ebene von Barä, ein anderer
ruinenhaft vor der kühnen Brücke von Martorell. Das Im-
posanteste ist aber der Aquädukt von Tarragona. Archäo-
logische Ausbeute lieferte die 1908 ausgegrabene Griechen-
stadt Empuries. Was sich aus Inschriften und Schriftquellen
über die Organisation des Bauwesens und der Gewerke
erschließen ließ, ist sehr lehrreich, ebenso die Betrachtung
der Technik (Steinbrüche, Brennöfen), die Behandlung der
»Ordnungenc und die Mosaiken, die hier fast nur geome-
trisch sind.

Von altchristlichen Basiliken sind nur dürftige Spuren
erhalten. Zahlreicher und merkwürdiger sind die west-
gotischen: So bescheiden! Raumgefühl und Technik sind
fast ganz geschwunden: Innen Keller, außen erbärmliche
Steinhaufen. Aber das Wollen und die Ideen machen sie
interessant, die wechselnden Grundrisse, die Wölbung mit
Tonnen über Gurten, die Vierungskuppeln mit Laternen.
Eine famose Gruppe liegt in Tarrassa nebeneinander, eine
(verstümmelte) Basilika, eine Taufkirche, eine Kreuzkuppel-
kirche (S. Maria). Dann kommen noch kleinere aus der
Maurenzeit mit Hufeisenbogen, einschiffig, wahre Stein-
hütten. Nur das Glockengiebelchen erinnert noch an die
Bestimmung.

Im 10. und 11. Jahrhundert vollzieht sich die Verkirch-
lichung des flachen Landes durch ein Zusammenwirken des
Adels, des Klerus und des Mönchtums. Wieder überrascht
der Reichtum der Grundrisse und Gruppierungen; Kreuz-
formen in allen Spielarten, Dreiapsidenschlüsse, Pfeiler-
basiliken mit und ohne Vierungskuppel, Rundkirchen, ein-
schiffige mit Kleebogenchor gehen nebeneinander her, nun
fast ausnahmslos gewölbt. Krypten, Glockentürme, Vor-
hallen, Kreuzgänge kommen von Südfrankreich oder der
Lombardei. Und allmählich gleicht sich auch das Äußere
durch bessere Technik und Gliederung dem europäischen
Stile an. Bedeutende Erscheinungen sind die fünfschiffige
Klosterkirche von Ripoll nach dem Muster von Alt S. Peter
in Rom (!), die Burgkirche von Cordona, S. Miquel de Cuixa
mit siebenteiligem Staffelchor, Sant Pons de Corbera, mit
einer Steintreppe, die außen hinauf auf den Cimboro
führt. Die Mehrzahl der Land- und Bergkirchen beharrt
indes auch jetzt noch bei der kleinen, bäuerlichen Form,
die sich dem Steingeröll der Landschaft so stilverwandt
einfügt. Im Bauschmuck und in den Ausstattungen finden
sich manche Merkwürdigkeiten, die den Archäologen interes-
sieren werden, z. B. zwei Apsiden mit voller Bemalung
(II. 562). Auch einige Burgruinen sind vorhanden. Wert-
voll ist die Fülle der Abbildungen, Grundrisse und iso-
metrischen Perspektiven. Ein Band über die Bauten des
12. und 13. Jahrhunderts ist noch zu erwarten. Bergner.

Leo Balet, Schwäbische Glasmalerei. Stuttgart und Leipzig,
Deutsche Verlagsanstalt 1912.
Es ist sehr erfreulich, daß man dem lange etwas ver-
nachlässigten Gebiet der Glasmalerei in neuerer Zeit er-

Inhalt:

höhte Aufmerksamkeit schenkt und vor allem das in den
Museen aufgespeicherte Material in Katalogen verarbeitet.
Vor dem Berliner Katalog ist noch der Katalog der Stutt-
garter Altertümersammlung als pompöser, gut ausgestatteter
Band erschienen, der Leo Balet zum Verfasser hat. Die
Stuttgarter Glasgemäldesammlung ist nicht allzu bedeutend,
enthält aber immerhin ein paar hervorragende Stücke, wie
die interessanten romanischen Verglasungen aus der
Benedektinerkirche zu Alpirsbach, die an den Anfang des
15. Jahrhunderts datierten Glasmalereien aus dem Chor
der Kirche zu Stöckenburg und die Frührenaissance-Fenster
aus Heiligkreuztal, die nach Entwürfen des Meisters von
Meßkirch gefertigt sind. Von den Arbeiten der Kabinetts-
malerei sind besonders hervorzuheben die Serie der runden
Wappenscheiben des Hausbuchmeisters und außer einigen
hübschen Schweizer Stücken die Arbeiten der im 17. Jahr-
hundert in Schwaben ansässigen Glasmalerfamilie der
Maurer, die neben den anderen barocken Scheiben schwä-
bischer Provenienz einen willkommenen Beitrag zu der
Geschichte der deutschen Glasmalerei nach der Renaissance
bilden. Da das im Lande verstreute Material von der
neueren Kunstgeschichte nur wenig verarbeitet ist, wird
die Katalogisierung einer bestimmten Sammlung, wenn sie
nicht ausschließlich lokalgeschichtlich ist, nach der Seite
der stilistischen Untersuchung, gelegentlich auf erhebliche
Schwierigkeiten stoßen. In Erkenntnis dieser Tatsache hat
Balet der Beschreibung der Museumsstücke eine ausführ-
liche kunstgeschichtliche Abhandlung über die schwäbische
Glasmalerei vorangehen lassen, die auch ein kurzes Ver-
zeichnis aller in Württemberg vorhandenen Glasgemälde
bringt. Vor allem der schwäbischen Glasmalerei von
1300—1450 widmet der Autor eine eingehende Unter-
suchung, indem er das vorhandene Material in drei
Gruppen, die oberschwäbische, die Eßlinger und die
württembergisch-fränkische Schule einteilt, deren Eigen-
heiten er genauer charakterisiert. Sehr eingehend sind
auch die bis auf ein Fragment verloren gegangenen Glas-
gemälde im Kloster Hirsau gewürdigt, die durch Lessing
eine besondere Berühmtheit erlangt haben. Die durch-
aus sachlich und sorgfältig behandelte Arbeit bildete eine
sehr gute Grundlage für eine monumentale Publikation
der schwäbischen Glasgemälde überhaupt. — In bezug
auf eine S. 34 der Einleitung gemachte Bemerkung, daß
von Sebastian Daig kein Glasgemälde erhalten ist, möchte
ich bemerken, daß Glasmalereien dieses Mannes in der
Tat sich in der Sammlung des Klosters Maihingen bei
Nördlingen erhalten zu haben scheinen, über die ich einmal
in der Schnütgenschen Zeitschrift für christliche Kunst 1909
berichtet habe. Diese Arbeiten tragen unverfälscht den
Charakter der Daigschen Kunst, wie wir sie aus seinen
Gemälden kennen. Daß Daig an den Heiligkreuztaler
Tafeln in Stuttgart beteiligt gewesen ist, dafür fehlen aller-
dings jedenfalls zunächst die Beweise. Schinnerer.

VERMISCHTES

Ein städtebaulicher Fortbildungkursus für Tech-
niker und Verwaltungsbeamte wird vom 30. Juni bis
zum 12. Juli an der Technischen Hochschule in Danzig-
Langfuhr unter der Leitung des Geheimen Baurates Prof.
Gerlach stattfinden.

Die Große Kunstausstellung Stuttgart 1913. Von A. D. — Die Berliner Jubiläums-Kunstausstellung. Von M. O. — Personalien. — Wettbewerb
der Helfftschen Stiftung. — Vom Dom zu Lucca. — Ausstellungen in Darmstadt, Hamburg, Berlin, Frankfurt a. M., Magdeburg, Genf,
Paris. — Alte Pinakothek in München; Kunsthalle in Mannheim. — Die Zeichnungen und Skulpturen des Anequin Egas in Guadalupe. —
Literatur. — Vermischtes.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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