583
Vermischtes
584
weisen konnten. Dazu ist die Verbindung der Farben:
ein gedämpftes Grün (Tischdecke), ein tiefes Oelb (die
Federn des Fasans) und ein apartes Blau eigenartig für
Rembrandts frühe Arbeit. Die Pinselführung ist schon
breit und das lmpasto kräftig.
»Katze und Federvieh« scheint falsch Hondecoeter be-
zeichnet. Das Datum 1659 kann echt sein (nicht 1652).
Vielleicht ist die Signatur von Jan Baptist Weenix in die
von Hondecoeter verändert. Besonders die Katze, die
beim Verputzen dieses Bildes verschont geblieben ist,
scheint mir charakteristisch für den älteren Weenix.
Das »Porträt einer Dame bei der Fontäne« hat nicht
die Eleganz und Vornehmheit des Caspar Netscher, sondern
erinnert an das Kolorit und die weichere Zeichnung eines
Carel de Moor. Abb. 26 zeigt den »Lieblingshund«, eine
Arbeit, die weder in Malerei noch in den Typen an
Üchtervelt denken läßt. Die Zeichnung ist nicht scharf
genug, die Köpfe sind zu flott modelliert und die Pinsel-
führung ist eine zu breite für ihn. Ich glaube, das Bild
ist von Joost van Geel; der Mann ähnelt dessen Selbst-
bildnis im Ryks - Museum. Das kuriose Damenporträt
Pieter de Putters ist 1646, nicht 1666, datiert. Auf der
Abbildung ist das schon zu sehen. Das viel bessere
Exemplar der »Rückkehr des verlorenen Sohnes« von
Teniers (Abb. 35 des Katalogs) hängt im Louvre. Es ist
überflüssig, die Attribution der »Ansicht des Innern der
Oude Kerk zu Delft« an den Delfter Vermeer einer Dis-
kussion zu würdigen. Wenn man die Signatur genau be-
trachtet, kann das deutliche Fi vor dem Namen den Be-
schauer belehren, daß eine falsche Vermeer-Bezeichnung
gemalt wurde, statt der echten des Hendrick van Vliet. Ein
ganz ähnliches Werk dieses Meisters, von derselben schönen
Komposition und trefflichen Perspektive, derselben fein ab-
getönten Lichtwirkung und derselben Pinselführung, be-
findet sich in Sir Frederick Cooks Sammlung zu Rich-
mond. Der sklavische Nachahmer und Kopist Gerard Dous,
Doininicus van Toi, war nie imstande, ein so gutes Bild
zu malen wie diesen Austernverkäufer (Abb. 36). Die
Signatur ist falsch. Diese zarte, aber nicht kleinliche
Malerei, diese elegante Zeichnung und harmonische
Farbenzusammenstellung, dieses weiche Helldunkel ist
nur dem viel bedeutenderen Autor, Gabriel Metsu, eigen.
Nr. 39, ein Bildnis eines Herrn, welches Verspronck
zugeschrieben wird, ist meines Erachtens die Arbeit eines
Malers, der nichts mit der Haarlemer Schule zu tun hat.
Man findet hier holländischen und vlämischen Einfluß ver-
einigt. Vlämisch ist die Auffassung, holländisch die Aus-
führung. Die Art, mit welcher das Haar und der Bart
behandelt sind, die eigentümliche Zeichnung der Augen,
die flüssige und breite Malerei lassen uns an das Porträt
des Simon de Vos in der Antwerpener Galerie denken,
das so lange als dessen Selbstbildnis galt, bis man bei
einer Reinigung die echte Bezeichnung mit Abraham de
Vries' Monogramm darauf entdeckte.
Für die Marine (Nr. 40) mit Fischerbooten wäre Pieter
Mulier ein passenderer Name als der de Vliegers, der nie
die Wellen so kleinlich und langweilig und nie eine solche
flache Luft malte.
Es ist zu bedauern, daß der Verfasser des Katalogs
nicht sorgfältiger war bei der Zusammenstellung der Bio-
graphien. Rembrandt war nur einmal verheiratet; Nicolaes
Maes hatte keinen Sohn; Cuyp wurde 1620, nicht 1606,
geboren; Karl du Moor muß Karel de Moor gelesen
werden , usw. / O. Kronig.
VERMISCHTES
-f München. Das Weberhaus in Augsburg, für
dessen Erhaltung die bedeutendsten Architekten Münchens
und eine große Zahl von angesehenen Männern der Kunst
und Wissenschaft eingetreten sind, wird nun doch ab-
gebrochen. Der Hauptgrund liegt darin, daß eine Wieder-
herstellung des Hauses in seiner ursprünglichen Form einen
Kostenaufwand von 1 105000 Mark verursachen würde.
Künstlerische Straßenbrunnen. Früher gab es in
den Straßen unserer Städte viele künstlerisch gestaltete
Brunnen, deren Wasser man trinken konnte. Durch die
Wasserleitungen, die das Wasser in die Häuser leiten ist
den Trinkbrunnen auf der Straße fast überall ein Ende
gemacht worden. Kürzlich hat der Dresdner Stadtver-
ordnete Nervenarzt Dr. Hänel beantragt, die Stadt Dresden
möge an geeigneten Straßen und Plätzen künstlerisch aus-
gebildete Trinkbrunnen errichten. Das Stadtverordneten-
kollegium hat demgemäß den Rat aufgefordert, geeignete
Vorschläge für die Errichtung von Brunnen zu machen,
die zugleich Gelegenheit zum Trinken geben und ein
Schmuck der Straßen sind. Man darf den Vorschlägen
des Rates mit Freude entgegensehen. Ein Preisausschreiben
zur Beschaffung künstlerischer Entwürfe für Trinkbrunnen,
namentlich Wandbrunnen, erließ schon vor einigen Jahren
ein Verein zur Bekämpfung des Alkoholmißbrauchs. Prof.
Dr. Weber in Jena hat auch in letzter Zeit an verschiedenen
Orten Vorträge gehalten, worin er sich gegen die »zweck-
losen« Monumentalbrunnen wendete und zur Schaffung
von Trinkbrunnen aufforderte. Einige Früchte hat diese
Bewegung doch wohl schon getragen. So befinden sich
in der großen Kuppelhalle des Dresdner Hauptbahnhofs
ein paar hübsch ausgestaltete Wandbrunnen, aus denen
dauernd Wasser fließt.
Eine eigenartige Idee hat der Pariser Zeichenlehrer
Gaston Carrö zur Verwirklichung gebracht. Zweimal
wöchentlich erteilt er im städtischen Schlachthause in Vau-
girard praktischen Unterricht im Zeichnen und Modellieren
von Tieren nach der Natur. An Modellen fehlt es ja da-
selbst nicht, und Carre verfolgt mit seinem Kursus noch
eine Nebenidee: er will durch seine Gegenwart die von
den Metzgern nur zu oft an den Tag gelegte Roheit und
Grausamkeit zu beschränken suchen und so zugleich der
Kunst und der Tierliebe dienen.
Eine Pariser Zeitung hat sich gegen die Zunahme
der öffentlichen Denkmäler und Statuen erhoben, welche
die Straßen und Plätze ausfüllen und den Verkehr hemmen.
Um ihrem Proteste Nachdruck zu verleihen, läßt sie ihre
Leser abstimmen, welche zwanzig Statuen beibehalten
werden sollen. Das vorläufige unvollständige Ergebnis der
Abstimmung zeigt, daß in Paris so wenig wie anderswo
das Publikum sich in solchen Dingen um ästhetische und
rein künstlerische Gründe kümmert. Es geht von politischen
oder anderen Motiven aus, die mit Kunst direkt nichts
zu tun haben. Andernfalls würde man an erster Stelle die
Arbeiten Rüdes und Dalous auswählen, während das Re-
sultat der Abstimmung den sehr schlechten und mittel-
mäßigen Arbeiten von Bildhauern, deren Namen man gerne
vergessen hat, die ersten Stellen anweist, nur weil die
dargestellte Person dem Publikum gefällt. Immerhin mag
mitgeteilt werden, daß die ersten sieben Plätze den fol-
genden Persönlichkeiten zugesprochen werden: die Jungfrau
von Orleans, Pasteur, Napoleon I., Victor Hugo, Gambetta,
Ludwig XIV und Heinrich IV.
Inhalt- Literatur — Gedenksäule für C. Lipsius in Dresden; Gedenktafel für Hansen in Wien. — Ausgrabungen in Pergamon. - Originalkartons
' Baroccios — Ausstellungen in Dresden, Frankfurt a. M., Straßburg, Madrid, Heidelberg. - Kaiser-Wilhelm-Museum m Krefeld ; Banner Kunst-
verein ; German. Nationalmuseum in Nürnberg; Museo Bandini in Fiesole; Museo Nazionale in Florenz.
Sachs, kunstverein; Kunstwissenschaft!. Gesellschaft in München.
Kunstverein für die Rheinlande;
Notizen zu Bildern der Sammlung Max Michaelis. — Vermischtes.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße Ha
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
Vermischtes
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weisen konnten. Dazu ist die Verbindung der Farben:
ein gedämpftes Grün (Tischdecke), ein tiefes Oelb (die
Federn des Fasans) und ein apartes Blau eigenartig für
Rembrandts frühe Arbeit. Die Pinselführung ist schon
breit und das lmpasto kräftig.
»Katze und Federvieh« scheint falsch Hondecoeter be-
zeichnet. Das Datum 1659 kann echt sein (nicht 1652).
Vielleicht ist die Signatur von Jan Baptist Weenix in die
von Hondecoeter verändert. Besonders die Katze, die
beim Verputzen dieses Bildes verschont geblieben ist,
scheint mir charakteristisch für den älteren Weenix.
Das »Porträt einer Dame bei der Fontäne« hat nicht
die Eleganz und Vornehmheit des Caspar Netscher, sondern
erinnert an das Kolorit und die weichere Zeichnung eines
Carel de Moor. Abb. 26 zeigt den »Lieblingshund«, eine
Arbeit, die weder in Malerei noch in den Typen an
Üchtervelt denken läßt. Die Zeichnung ist nicht scharf
genug, die Köpfe sind zu flott modelliert und die Pinsel-
führung ist eine zu breite für ihn. Ich glaube, das Bild
ist von Joost van Geel; der Mann ähnelt dessen Selbst-
bildnis im Ryks - Museum. Das kuriose Damenporträt
Pieter de Putters ist 1646, nicht 1666, datiert. Auf der
Abbildung ist das schon zu sehen. Das viel bessere
Exemplar der »Rückkehr des verlorenen Sohnes« von
Teniers (Abb. 35 des Katalogs) hängt im Louvre. Es ist
überflüssig, die Attribution der »Ansicht des Innern der
Oude Kerk zu Delft« an den Delfter Vermeer einer Dis-
kussion zu würdigen. Wenn man die Signatur genau be-
trachtet, kann das deutliche Fi vor dem Namen den Be-
schauer belehren, daß eine falsche Vermeer-Bezeichnung
gemalt wurde, statt der echten des Hendrick van Vliet. Ein
ganz ähnliches Werk dieses Meisters, von derselben schönen
Komposition und trefflichen Perspektive, derselben fein ab-
getönten Lichtwirkung und derselben Pinselführung, be-
findet sich in Sir Frederick Cooks Sammlung zu Rich-
mond. Der sklavische Nachahmer und Kopist Gerard Dous,
Doininicus van Toi, war nie imstande, ein so gutes Bild
zu malen wie diesen Austernverkäufer (Abb. 36). Die
Signatur ist falsch. Diese zarte, aber nicht kleinliche
Malerei, diese elegante Zeichnung und harmonische
Farbenzusammenstellung, dieses weiche Helldunkel ist
nur dem viel bedeutenderen Autor, Gabriel Metsu, eigen.
Nr. 39, ein Bildnis eines Herrn, welches Verspronck
zugeschrieben wird, ist meines Erachtens die Arbeit eines
Malers, der nichts mit der Haarlemer Schule zu tun hat.
Man findet hier holländischen und vlämischen Einfluß ver-
einigt. Vlämisch ist die Auffassung, holländisch die Aus-
führung. Die Art, mit welcher das Haar und der Bart
behandelt sind, die eigentümliche Zeichnung der Augen,
die flüssige und breite Malerei lassen uns an das Porträt
des Simon de Vos in der Antwerpener Galerie denken,
das so lange als dessen Selbstbildnis galt, bis man bei
einer Reinigung die echte Bezeichnung mit Abraham de
Vries' Monogramm darauf entdeckte.
Für die Marine (Nr. 40) mit Fischerbooten wäre Pieter
Mulier ein passenderer Name als der de Vliegers, der nie
die Wellen so kleinlich und langweilig und nie eine solche
flache Luft malte.
Es ist zu bedauern, daß der Verfasser des Katalogs
nicht sorgfältiger war bei der Zusammenstellung der Bio-
graphien. Rembrandt war nur einmal verheiratet; Nicolaes
Maes hatte keinen Sohn; Cuyp wurde 1620, nicht 1606,
geboren; Karl du Moor muß Karel de Moor gelesen
werden , usw. / O. Kronig.
VERMISCHTES
-f München. Das Weberhaus in Augsburg, für
dessen Erhaltung die bedeutendsten Architekten Münchens
und eine große Zahl von angesehenen Männern der Kunst
und Wissenschaft eingetreten sind, wird nun doch ab-
gebrochen. Der Hauptgrund liegt darin, daß eine Wieder-
herstellung des Hauses in seiner ursprünglichen Form einen
Kostenaufwand von 1 105000 Mark verursachen würde.
Künstlerische Straßenbrunnen. Früher gab es in
den Straßen unserer Städte viele künstlerisch gestaltete
Brunnen, deren Wasser man trinken konnte. Durch die
Wasserleitungen, die das Wasser in die Häuser leiten ist
den Trinkbrunnen auf der Straße fast überall ein Ende
gemacht worden. Kürzlich hat der Dresdner Stadtver-
ordnete Nervenarzt Dr. Hänel beantragt, die Stadt Dresden
möge an geeigneten Straßen und Plätzen künstlerisch aus-
gebildete Trinkbrunnen errichten. Das Stadtverordneten-
kollegium hat demgemäß den Rat aufgefordert, geeignete
Vorschläge für die Errichtung von Brunnen zu machen,
die zugleich Gelegenheit zum Trinken geben und ein
Schmuck der Straßen sind. Man darf den Vorschlägen
des Rates mit Freude entgegensehen. Ein Preisausschreiben
zur Beschaffung künstlerischer Entwürfe für Trinkbrunnen,
namentlich Wandbrunnen, erließ schon vor einigen Jahren
ein Verein zur Bekämpfung des Alkoholmißbrauchs. Prof.
Dr. Weber in Jena hat auch in letzter Zeit an verschiedenen
Orten Vorträge gehalten, worin er sich gegen die »zweck-
losen« Monumentalbrunnen wendete und zur Schaffung
von Trinkbrunnen aufforderte. Einige Früchte hat diese
Bewegung doch wohl schon getragen. So befinden sich
in der großen Kuppelhalle des Dresdner Hauptbahnhofs
ein paar hübsch ausgestaltete Wandbrunnen, aus denen
dauernd Wasser fließt.
Eine eigenartige Idee hat der Pariser Zeichenlehrer
Gaston Carrö zur Verwirklichung gebracht. Zweimal
wöchentlich erteilt er im städtischen Schlachthause in Vau-
girard praktischen Unterricht im Zeichnen und Modellieren
von Tieren nach der Natur. An Modellen fehlt es ja da-
selbst nicht, und Carre verfolgt mit seinem Kursus noch
eine Nebenidee: er will durch seine Gegenwart die von
den Metzgern nur zu oft an den Tag gelegte Roheit und
Grausamkeit zu beschränken suchen und so zugleich der
Kunst und der Tierliebe dienen.
Eine Pariser Zeitung hat sich gegen die Zunahme
der öffentlichen Denkmäler und Statuen erhoben, welche
die Straßen und Plätze ausfüllen und den Verkehr hemmen.
Um ihrem Proteste Nachdruck zu verleihen, läßt sie ihre
Leser abstimmen, welche zwanzig Statuen beibehalten
werden sollen. Das vorläufige unvollständige Ergebnis der
Abstimmung zeigt, daß in Paris so wenig wie anderswo
das Publikum sich in solchen Dingen um ästhetische und
rein künstlerische Gründe kümmert. Es geht von politischen
oder anderen Motiven aus, die mit Kunst direkt nichts
zu tun haben. Andernfalls würde man an erster Stelle die
Arbeiten Rüdes und Dalous auswählen, während das Re-
sultat der Abstimmung den sehr schlechten und mittel-
mäßigen Arbeiten von Bildhauern, deren Namen man gerne
vergessen hat, die ersten Stellen anweist, nur weil die
dargestellte Person dem Publikum gefällt. Immerhin mag
mitgeteilt werden, daß die ersten sieben Plätze den fol-
genden Persönlichkeiten zugesprochen werden: die Jungfrau
von Orleans, Pasteur, Napoleon I., Victor Hugo, Gambetta,
Ludwig XIV und Heinrich IV.
Inhalt- Literatur — Gedenksäule für C. Lipsius in Dresden; Gedenktafel für Hansen in Wien. — Ausgrabungen in Pergamon. - Originalkartons
' Baroccios — Ausstellungen in Dresden, Frankfurt a. M., Straßburg, Madrid, Heidelberg. - Kaiser-Wilhelm-Museum m Krefeld ; Banner Kunst-
verein ; German. Nationalmuseum in Nürnberg; Museo Bandini in Fiesole; Museo Nazionale in Florenz.
Sachs, kunstverein; Kunstwissenschaft!. Gesellschaft in München.
Kunstverein für die Rheinlande;
Notizen zu Bildern der Sammlung Max Michaelis. — Vermischtes.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße Ha
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig