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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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58g

Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Ausgrabungen

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weilte er in den alten Parken von Versailles und St. Cloud,
die er mit einer gemischten Oesellschaft von Herren und
Damen aus der Zeit der Pompadour, von antiken Nymphen
und Faunen und von ganz modernen Gestalten aus den Nacht-
lokalen des Montmartre oder aus den Bällen der vornehmen
Pariser Gesellschaft bevölkerte. Auch in den sogenannten
»Singeries«, die eine besonders beliebte Spezialität der
französischen Maler im 17. und 18. Jahrhundert bildeten,
folgte La Touche ihren Spuren und zeigte uns Affen im
akademischen Kostüm, die einer malenden Affenklasse die
Geheimnisse der Kunst erklären, Affen als vortragende
Professoren und lauschende Hörer usw. Auch Innenräume
aus der nämlichen Zeit belebte er mit der gleichen hetero-
kliten Gesellschaft, die durch die einheitliche Empfindung
und durch die einigende Macht der Farbenharmonie zu-
sammengehalten wurde. La Touche schwelgte förmlich
in den wärmsten Farbenakkorden, rauschende goldene und
purpurne Töne verschmolz er zu jubelnden und doch nie-
mals lauten Symphonien, und selbst Besnard ist ihm auf
diesem, seinem ureigensten Gebiet kaum gleichzustellen.
Allerdings ist die Farbenskala Besnards weit größer als
die La Touches, aber die La Touche eigentümlichen Ak-
korde hat kein anderer Maler der Gegenwart so berückend
abzuhandeln verstanden. Es ist mit Genugtuung zu ver-
merken, daß La Touche seit zehn oder zwölf Jahren —
also schon als Fünfziger — endlich auch offizielle Beachtung
fand und einige große Aufträge erhielt, die ihm gestatteten,
festliche Wände in weiten Sälen mit seiner Kunst zu
schmücken. Besonders die Malereien im Ackerbaumini-
sterium werden dem Namen Gaston La Touche ein dauerndes
Andenken sichern.

Prag. Am 10. Juli ist in Prag der tschechische Zeichner
und Illustrator Nikolaus Ales gestorben. Der im Jahre
1852 geborene Künstler war bei seinen Landsleuten beson-
ders wegen seiner kräftig stilisierten, ornamental bewegten
Illustrationen in etwas altertümelnder Umrißmanier, die ihre
Stoffe aus der heimischen Sage und Geschichte entnahmen,
außerordentlich geschätzt. Seine stilisierende Zeichenkunst
hat er auch auf große Kartons und dekorative Wandgemälde
übertragen. Wie sein vor kurzem verstorbener Landsmann
Hans Schwaiger war er ein verspäteter Nachfahre der
Romantik, wie sie etwa in den vierziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts (in Deutschland L.Richter!) geblüht hat. o. P.

Im Alter von 73 Jahren ist in Forges-les-Eaux der fran-
zösische Bildhauer und Radierer Emile Fr£deric Salmon
gestorben. Salmon war der Schüler der Tierbildhauer
Mene und Auguste Cain und schuf im Anfange seiner
Laufbahn zahlreiche Tierstatuetten. Bald aber wandte er
sich der Radierung zu und wurde einer der am meisten
beschäftigten offiziellen Nachstecher Frankreichs. Original-
platten hat er nur sehr wenige geliefert, dagegen hat er
ausgezeichnete Blätter nach Gemälden Rembrandts, Murillos,
Reynolds, Chaplins, Meissoniers und Rosa Bonheurs radiert.
Mit Lerat, Waltner und Courtry war er einer der bekanntesten
Nachstecher Frankreichs der letzten vierzig Jahre.

Am 26. Juni starb in Venedig der Architekt Prof.
Giovanni Sardi, erst 49 Jahre alt, nach kurzem, aber um
so schmerzlicherem Leiden. — Sein Verdienst ist, wie in
diesem Blatte oft hervorgehoben, für die hiesigen Neu-
bauten das Venezianisch-Gotische wieder zu Ehren ge-
bracht zu haben. Eine Menge Geschmacklosigkeiten anderer
hat er auf diese Weise unmöglich gemacht. Als ein völlig
Unbekannter tat er mit dem Neubau des Hotel Bauer-
Grünwald am Canal Grande den entscheidenden Schritt,
der ihm die unbegrenzte Achtung und Bewunderung der
hiesigen Künstlerschaft und eine Menge Aufträge ein-
brachte. Sein unbestritten größtes Werk ist das Excelsior-

hotel auf dem Lido; seine letzte Arbeit der Palazzo Scarpa
auf dem »Zattere«. Eine ganze Reihe kleinerer Bauten
liegen zeitlich dazwischen. Die Nachahmer fehlen
nicht. Sie haben seine Bestrebungen falsch verstanden
und kopieren meist verständnislos. — Sardi nahm in
Venedig eine bedeutende Stellung ein und dürfte kaum
zu ersetzen sein. Mitten im regsten Schaffen hat ihn der
unerbittliche Tod hingerafft. a. Wolf.

PERSONALIEN
Auf der Weltausstellung in Gent erhielten in der
keramischen Abteilung die deutschen Künstler Professor
Hoetger-Darmstadt und Barlach-Berlin die goldene
Medaille, Riemerschmied und Niemeyer in Münster
das Ehrendiplom.

Rom. Nach beendigter Konkurrenz hat der Unterrichts-
minister die leergebliebenen Stellen von ispettori (Direktorial-
assistenten) in folgenden Museen besetzt: Dr. L. Ozzola
im Kgl. Kupferstichkabinett im Palazzo Corsini zu Rom,
Dr. A. Bertini-Calosso in der Kgl. Galerie Borghese,
Dr. A. de Rinaldis in der Kgl. Pinakothek zu Neapel,
Dr. M. Marangoni in der Kgl Uffiziengalerie zu Florenz.

WETTBEWERBE
Der Sächsische Kunstverein eröffnet einen Wett-
bewerb für eine Plakette, die im Jahre 1914 als Vereins-
geschenk verteilt werden soll. Der Gegenstand der Dar-
stellung ist freigestellt. Bedingung ist, daß für die ver-
fügbare Summe von 6000 M. einschließlich Künstlerhonorar
2600 Stück in Bronze geprägt werden müssen. Die Plakette
darf nicht unter 7 cm groß sein, jedoch ist Halbmassiv-
prägung gestattet. Die Entwürfe sind in der Größe von
25 cm bis zum 1. Oktober d. J. beim Sekretär des Sächsischen
Kunstvereins, Dresden, Brühische Terrasse, unter Kennwort
einzureichen. Ein gleichbezeichneter verschlossener Um-
schlag hat Name und Wohnung des Künstlers zu enthalten.
I. Preis: die Ausführung, II. Preis: 150 M., III. Preis: 100 M.
Preisgericht ist der Vorstand des Sächsischen Kunstvereins.
Zur Beteiligung berechtigt sind die in Sachsen lebenden
oder geborenen selbständigen Künstler.

AUSGRABUNGEN
Veji. Die Ausgrabungen, von denen ich in der
Kunstchronik schon verschiedentlich Nachricht gegeben habe,
schreiten rüstig weiter. Die Forschungen werden an zwei
Punkten der alten Stadt geführt, und zwar im städtischen
Bereiche, da, wo man glaubt, daß die Akropolis gewesen
sei, und außerhalb eines der südlichen Tore in der großen
Nekropolis. Hier hat man bis jetzt die interessantesten
Funde gemacht und zwar ist man auf eine Reihe kleiner
Einäscherungsgräber gestoßen, deren Inhalt ganz dem der
Gräber in Corneto, Vetulonia und Bisenzio entspricht, und
auf wirkliche Bestattungsgräber, die viel älter sind. —
Die Einäscherungsgräber sind im Tuff gegraben und ent-
halten Urnen in doppelkonischer Form. Man findet darin
die Produkte der Verbrennung und wenige bronzene
Gegenstände: einige Fibulae, ein Rasiermesser. Selten
findet man Ketten aus Glaspasta und Bernstein. Reicher
sind die Begräbnisstätten, wo man Bronzevasen, Ketten aus
Gold, Glas und Bernstein findet. Einige Gräber sind so
wohlerhalten, daß man sie in ihrer ursprünglichen Form
in das Museo di Villa Giulia bringen wird. Wahrschein-
lich werden diese Funde nicht wenig zur Lösung der
relativen Stellung der Einäscherung und der Bestattung
beitragen. — Was die Ausgrabungen im Bezirk der Akro-
polis betrifft, so ist ein wunderbarer Bau elliptischer Form
ans Tageslicht gekommen, über dessen Deutung man noch
nicht einig ist. Da der Bau halb in den Tuff des Hügels
 
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