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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0310

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599

Vermischtes — Literatur

600

Wulff mit Anderen für ein Werk Donatellos hält. Den
Beschluß macht eine Untersuchung des Mandorlareliefs
Nannis, die diesem sowohl in ästhetischem wie in ent-
wickelungsgeschichtlichem Sinn eine sehr hohe Stelle an-
weist. Im Laufe der Untersuchung ergibt sich mehrfach
die Gelegenheit, Nanni mit anderen zeitgenössischen
Bildhauern in Parallele zu setzen und zu zeigen, daß er,
empfangend wie gebend, eine nicht unbedeutende Rolle
in der Geschichte der florentinischen Plastik gespielt hat.
___-/.

VERMISCHTES
Bilder aus Leibis Frühzeit. Die Notiz in Nr. 37
der »Kunstchronik« über ein zum Vorschein gekommenes
Werk aus Leibis Frühzeit, also aus den Jahren vor 1864,
und dessenSeltenheit veranlaßt mich zu folgenderMitteilung:
Im Besitze unserer Familie befinden sich vier Porträts von
Leibi aus dem Jahre 1862. Leibi verkehrte freundschaft-
lich in der Familie meiner Frau und hat eine von deren
Schwestern und ihre drei Brüder gemalt und zwar auf
große Schieferplatten, die damals am Leystapel in Köln
aufgeschichtet lagen und für 25 Pfg. das Stück zu kaufen
waren. — Diese Bilder waren auch auf den Leibi-Aus-
stellungen in Köln 1901 und Berlin 1906 ausgestellt und
sind auch in dem Katalog der Kölner Ausstellung unter
den Nummern 9—12 aufgeführt. otto Betzier.

Die französische Deputiertenkammer hat 80000 Franken
für den Bronzeguß des Planes der antiken Stadt Rom
bewilligt, den der Architekt Bigot in dreizehnjähriger Arbeit
modelliert hat, und den man vor zwei Jahren auf der Aus-
stellung im Thermenmuseum sehen konnte. Der Plan zeigt
die sämtlichen öffentlichen und privaten Bauten Roms zur
Kaiserzeit in Relief, und wenn da selbstverständlich zahl-
reiche Irrtümer mit untergelaufen sind, so gibt die Arbeit
doch ein sehr anschauliches Bild der mutmaßlichen Gestalt
des antiken Roms. Der Bronzeguß soll in der Sorbonne
aufgestellt werden.

Zu einem wirtschaftlichen Verband haben sich nun
auch die Dresdner Künstler zusammengeschlossen. In der
beschließenden Versammlung waren alle Richtungen und
Körperschaften vertreten: die Kunstgenossenschaft und die
Künstlervereinigung, das Lehrerkollegium der Kunstakademie
und die Kgl. Kunstgewerbeschule. Über die Ziele des
Verbandes, die wirtschaftlichen Interessen der Künstler
ohne Ansehen der Partei und ohne Rücksicht auf das
künstlerisch Trennende nach jeder Seite hin zu wahren,
sprach Maler Hofrat Witting. Außer ihm noch Geh. Hofrat
Cornelius Gurlitt und zwei Berliner Künstler. Der Beschluß,
den Verband zu gründen, wurde einstimmig gefaßt. Die
Geschäfte führt bis zur endgültigen Gründung Hofrat
Walter Witting.

LITERATUR

Dr. Fritz Witte, Die Skulpturen der Sammlung Schnütgen
in Köln. Berlin 1912, Verlag für Kunstwissenschaft.
Wenn von England oder Amerika die Nachricht von
irgend einer großartigen Stiftung eines privaten Kunst-
sammlers zu uns kommt, pflegen wir mit neidischen Blicken
nach drüben zu schauen, denn die Zahl der deutschen
Kunstfreunde, die ihre Sammlungen ihrem Volke schenken,
ist nicht allzugroß. Die Stadt Köln kann stolz sein darauf,
eine der großartigsten Kunststiftungen, die von einem
Privatmann in Deutschland je gemacht worden, in ihren
Mauern zu beherbergen. Der Domkapitular D. Dr. Alexander

Schnütgen, wohl bekannt als Redakteur der »Zeitschrift für
christliche Kunst« und Verfasser von einer Reihe von Ar-
beiten, die die christliche Kunstgeschichte bereichern, hat
am 14. April 1906, an dem Tage, an welchem er auf eine
vierzigjährige Tätigkeit als Geistlicher in Köln zurück-
blicken konnte, der Stadt seine umfangreiche Sammlung
von kirchlichen Kunstwerken zum Geschenk gemacht. Die
Stadtverwaltung hat zur Beherbergung der mehr als 1200
Nummern umfassenden Sammlungen, die früher in der nur
über bescheidene Räumlichkeiten verfügenden Kurie des
hochherzigen Stifters untergebracht waren, einen eigenen
Anbau an das Kunstgewerbemuseum errichten lassen, das
am 26. Oktober 1910 eröffnet wurde. Die Schnütgensche
Sammlung umfaßt alle Gegenstände, die im kirchlichen
Gebrauch vorkommen, als da sind Metallarbeiten (Kelche,
Monstranzen, Räuchergefäße, Ostensorien usw.), Holzbild-
werke (Statuen, Chorgestühle, Reliefs, Altarwerke usw.),
Bildwerke in Elfenbein, Textilien, Glasmalereien usw. Sie
sind nicht systemlos ä l'hazard aufgestapelt worden, sondern
mit gelehrtem Fleiße so gesammelt worden, daß sie die
einzelnen Typen der Kunstgegenslände für den kirchlichen
Gebrauch in möglichst lückenloser, unter dem Gesichts-
punkte der entwicklungsgeschichtlichen Reihenfolge zu-
sammengestellten Serien vorführen. Darin besteht der
vornehmste Wert der Sammlung. In anderen Museen wird
man mehr erstklassige Kunstwerke finden, aber die Ent-
wicklungsgeschichte der kirchlichen Kunst und besonders
des kirchlichen Kunstgewerbes wird man wohl in keiner
anderen öffentlichen Sammlung so instruktiv und vollständig
vorgeführt finden, als in der Schnütgenschen Sammlung.

Jetzt, wo die großartige Sammlung endgültig aufge-
stellt ist und Gemeingut aller Interessenten geworden,
sollen ihrer Bedeutung entsprechende illustrierte Kataloge
der einzelnen Abteilungen erscheinen. Der vorliegende,
überaus stattliche erste Band enthält die Skulpturen in Holz,
Elfenbein, Stuck und Papiermasse und ist vom langjährigen
Amanuensis Schnütgens, Dr. Fritz Witte, verfaßt worden.
Voran geht eine kurze Einleitung Schnütgens, in der er die
Entstehungsgeschichte seiner Sammlungen in großen Zügen
schildert. Als Einführung zu dem eigentlichen Katalog
dienen einige kurze, aber gehaltreiche ikonographische Ab-
handlungen, die zusammenfassend auf den Inhalt der
Sammlungen zurückgreifen (Der Kruzifix in der mittel-
alterlichen Plastik des Abendlandes, vornehmlich Deutsch-
lands; Die Entwickelung des Madonnentypus in der nord-
westdeutschen Plastik des Mittelalters; Maria in der Sonne;
Die Pietä; Die heil. Anna und die »Selbdrittgruppen«; Die
Johannisschüsseln: Der Palmesel). Wie in diesen Abhand-
lungen vornehmlich Nordwestdeutschland, mit Köln an der
Spitze, berücksichtigt wird, so sind die über 400 kata-
logisierten Gegenstände, die auf 100 ausgezeichneten Licht-
drucktafeln abgebildet sind, zum größten Teil nieder-
rheinischen oder westfälischen Ursprungs, wenn auch
manche interessante Gegenstände süd- oder mitteldeutscher
und italienischer Herkunft vorhanden sind. Die Beschrei-
bungen sind sehr sorgfältig, nach den modernsten Prin-
zipien der Wissenschaft gearbeitet. Bei den meisten Stücken
ist der Ort der Erwerbung angegeben. Die Herkunfts-
bezeichnungen beruhen wohl auf den Angaben Schnütgens,
denen man sich rückhaltlos anvertrauen kann. Alles in
allem: wir haben hier nicht nur ein würdiges Denkmal für
die Munifizenz des gelehrten Stifters, sondern auch eine
sehr bedeutungsvolle wissenschaftliche Leistung vor uns!

-th.

Inhalt: Ein Monumentalauftrag an Franz v. Stuck. — LaTouchef; N. Alesf; e. F. Salmon t; G Sardi f. — Personalien. — Wettbewerb für eine
Plakette. — Ausgrabungen in Veji. — Ausstellungen in Kassel, Baden-Baden, Koblenz, Düsseldorf, Straßburg, Chemnitz. — Städt. Galerie in
Frankfurt a. M.; Dresdener Galerie; Suermondt-Museum in Aachen; Wallraf-Richartz-Museum in Köln; Städt. Gemäldegalerie in Königs-
berg i. Pr.; Leipziger Kunstgewerbemuseum. — Forschungen. — Vermischtes. — Literatur.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o.m.b.H., Leipzig
 
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