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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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Wettbewerbe — Denkmalpflege — Denkmäler

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zur Kunstgeschichte über. Er promovierte mit einer Studie
über die Brüder Paul und Matthäus Bril, die vlämisch-
römischen Maler des 16. Jahrhunderts, und veröffentlichte
vor einigen Monaten eine zweite Schrift über den »Gefühl-
ausdruck in der bildenden Kunst«. Eine Zeitlang war
Mayer auch unter Max Lehrs als Volontär am Berliner
Kupferstichkabinett tätig.

Professor Dr. Franz Bock wurde als Dozent für
Kunstgeschichte an die Posener Akademie anstelle Hamanns
berufen.

Dr. G. F. Hartlaub, bisher Assistent der Kunsthalle
in Bremen, ist als Leiter und Dozent an die von Direktor
Wiehert begründete »Akademie für Jedermann« in der Kunst-
halle zu Mannheim berufen worden und wird dorthin am
1. Oktober übersiedeln.

Bildhauer Professor Heinrich Gerhardt in Rom feierte
am 23. August seinen 90. Geburtstag. Er ist der Vertreter
der Berliner Königlichen Akademie der Künste und seit
20 Jahren mit der Wahrnehmung der Interessen der dortigen
preußischen Künstler und mit der Aufsicht über die preußi-
schen Stipendiaten in Rom betraut. Um das deutsche Kunst-
leben in Rom und um die Heranbildung des künstlerischen
Nachwuchses hat Gerhardt sich große Verdienste erworben.
Professor Manzel hatte sich nach Rom begeben, um die
Glückwünsche der Akademie und eine künstlerisch ausge-
führte Adresse zu überbringen.

WETTBEWERBE
In dem Wettbewerb um einen Bebauungsplan für
Reichenberg in Böhmen ist der erste Preis von 6000
Kronen dem Architekten Wilhelm Habel und seinem Mit-
arbeiter Walter Kreuzer-Barmen zugefallen, der zweite Preis
von 4000 Kronen dem Architekten Emil Maul-Berlin.

X Der Wettbewerb für den Neubau des deutschen
Botschafterpalais in Washington ist soeben geschlossen
worden. Die Beteiligung war eine außerordentlich große;
es sind nicht weniger als 263 Entwürfe aus allen Teilen
Deutschlands eingelaufen. Dem Preisgericht gehören an:
Peter Behrens, Friedrich v. Thiersch, Geheimrat Sarau,
Geheimrat Schwechten, Baurat Schindler, Oberbaurat Müßig-
brot vom Reichsschatzamt, Botschafter Graf Bernstorff-
Washington, Staatssekretär v. Jagow und Geh. Legations-
rat Ketterer. Die Kosten des Neubaus sind auf zwei
Millionen Mark angesetzt; doch sollten kleine Überschrei-
tungen dieser Summe gestattet sein. Übrigens hat sich
an dem »allgemeinen deutschen Wettbewerb« auch ein
Amerikaner beteiligt: der Newyorker Architekt Hastings,
der schon früher Skizzen zu dem Gebäude einer neuen
deutschen Botschaft in Washington eingereicht hatte, und
der darum zu der jetzigen Konkurrenz besonders einge-
laden wurde.

Beim engeren Wettbewerb um ein Denkmal für
Alexander II. in Petersburg ist der Bildhauer Raffael
Romanelli in Florenz Sieger geblieben. Der Zar hat einen
von dem italienischen Künstler angefertigten Entwurf aus-
gewählt und Romanelli nur aufgegeben, einige Änderungen
anzubringen.

DENKMALPFLEGE
Pisa. In den letzten Tagen des Juli ist im Beisein
Corrado Riccis die von der Regierung ernannte Kommission
zur Prüfung der statischen Verhältnisse des schiefen
Turmes zusammengetreten. Die Neigung des Wunder-
baues hat bekanntlich in den letzten Jahren derartig be-
ängstigend zugenommen, daß mit der Gefahr, baldigen
Einsturzes gerechnet werden muß. Der Kommission ge-
hörten folgende Mitglieder an: Comm. Ongaro, Sopra-

intendente ai monumenti di Venezia; Comm. Guidi vom
Polytechnikum zu Turin; Comm. Ceradini von der Scuola
per gli ingegneri in Rom; Ing. Susinno vom Genio civile
di Roma und Archit. Socini, Direttore del Ufficio regionale
in Florenz. Mit der Regierungskommission hatten sich die
Teilnehmer der technischen Orts-Kommission: Ing. Bernini,
Cuppari, Pizzetti, Canevari und Prof. Peleo Bacci aus Pisa
vereinigt. Außerdem nahm der Operaio della Primaziale,
Nello Toscanelli, an den Sitzungen teil.

Die Regierungskommission gelangte zu folgenden ein-
stimmig angenommenen Gutachten:

1. Um der Gefahr vorzubeugen, die durch das an der
Basis des Turmes austretende Wasser droht, sei der Vor-
schlag einer teilweisen Erhöhung des Ausgrabungsbeckens
empfohlen.

2. Man möge versuchen — im Anschluß an diese Er-
höhung des Ausgrabungsbeckens — die Fundamente des
Turmes durch Anstückungen zu verstärken und nötigen-
falls eine Verbindung zwischen dem Niveau des Domplatzes
und dem erhöhten Beckengrund herzustellen.

3. Man möge zusehen, ob es für die Stabilität des
Turmes von Vorteil sei, wenn der innere Hohlraum in
voller Höhe des Fundamentes ausgefüllt würde.

Es ist zu hoffen, daß es nicht bei der Aufstellung
dieser sehr allgemein gehaltenen Richtlinien für die
Sicherungsarbeiten bleibt, sondern daß die Regierung nun
auch schleunigst genügende Mittel zur Verfügung stellt,
um mit der Ausführung zu beginnen. Nach dem Urteil
aller Sachverständigen ist Gefahr im Verzuge! Möchte
das drohende Beispiel des Campanile von S. Marco zu
rascher Entschließung anspornen! —

Gelegentlich seiner Anwesenheit in Pisa besuchte
Corrado Ricci in Begleitung Peleo Baccis, des Soprainten-
dente dei monumenti pisani, auch den Camposanti, um
die durch Abblätterung der Farbe gefährdeten Fresken
Benozzo Gozzolis zu beaugenscheinigen. Corrado Ricci
schlägt als Schutzmittel die Bedeckung mit großen Glas-
scheiben vor.

DENKMÄLER
Ein Denkmal der Brüder Van Eyck ist in Gegen-
wart des Königs Albert von Belgien und in Anwesenheit
offizieller Abgesandter der ausländischen Akademien und
Museen in Gent eingeweiht worden, woselbst sich be-
kanntlich in der Kathedrale vom hl. Bavon die dem Berliner
Museum fehlenden Tafeln des »Mystischen Lammes« be-
finden. Das großzügige Monument ist das Werk des Bild-
hauers Georges Verbanck und des Architekten Valentin
Vaerwyck. Es verdankt seine Entstehung den Bemühungen
eines privaten Komitees und befindet sich an einem glück-
lich gewählten Platze, zwischen dem prächtigen alten Schlosse
Gerhards des Teufels und der Kathedrale vom hl. Bavon.
Man sieht Hubert und Jan Van Eyck in ernster und feier-
licher Haltung auf einem Throne sitzend, die Huldigungen
der Menge entgegennehmen. Männer, Frauen und Kinder
kommen mit Blumengewinden die Stufen hinauf. Hubert
sucht Eingebungen aus der Bibel vor ihm; zu seinen Füßen
Pinsel und Palette, an seine Meisterschaft erinnernd:
»major quo nemo repertus«. Neben ihm sucht der jüngere
Jan die letzte Hand an das großartigste Werk ihres Lebens
zu legen. Beide Maler sind im Kostüme ihrer Zeit, während
die huldigende Menge modern gehalten ist. Hinter dem
Throne der Van Eyck hält der Genius der Malerei den
Lorbeerkranz empor; die Wappen aller teilnehmenden Na-
tionen schmücken den Sockel, der auch noch folgende In-
schrift trägt: »Eximii pictoribus Huberto et Johanni Van
Eyck dicatum Belgicae aliarumque gentium aere publico
et privato erectum«. A. R.
 
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