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Kunstwart und Kulturwart — 33,1.1919-1920

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Heft 1 (1. Oktoberheft 1919)
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Fuchs, Emil: Der Kirchentag und unser Kulturleben
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Das Letzte
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https://doi.org/10.11588/diglit.14436#0037

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der evangelische sich in kleine Gruppen zersplitterte, so müßte er darauf ver-
zichten, Untergrund einer Volkskultur zu sein. Nun schließen sich die
bisher vereinzelten Landeskircheu — leider nicht zur Reichskirche — aber
doch wenigstens zu einem Kirchenbunde zusammen. Der wird ein umjtänd-
liches und schwersälliges Organ, aber doch eiu Organ des Handelus und
Wollens nach innen und außen sein. — Vor allem soll er's nach außen
werden, als erste und wichtigste Aufgabe ist ihm die Fürsorge für das
evangelische Deutschtum im Auslande zugewiesen wordeu. Zum ersten
Male haben die ofsiziellen Kirchen sich zu dieser Fürsorge als ciner amtlichen
Aufgabe bekannt. Nun steht ihre ganze Organisation und Macht hinter
dieser Arbeit, und nicht mehr nur privater Wille. Mir ist einmal ein
Stück der Stärke angelsächsischer Weltherrschaft aufgegangen, als ich auf
der General Assembly of the uuited Free Churches iu Edinburg das Wort
hörte: „Wo in der Welt zwöls Schotten lebeu, haben sie auch presbyteriani-
schen Gottesdienst." Wo so die innerste Art des nationalen Fühlens in
seiner religiösen Ausprägung gepflegt wird, da kann auch nationales
Leben kaum sterben. Nun ist der Wille da, das auch für das arme zer-
brochene Deutschtum zu schasfen. Zu spät? Für vieles zu spät. Aber für
unsres Volkstums Zukunft doch nicht zu spät, wenn wir mit festem, zähem
Willeu daran gehen, diese Ausgabe zu lösen.

Mit sestem und mit zähem Willen. Nach innen und außen ist noch viel
zu leisten. Es fehlten dem Kirchentag die Vertreter der Sozialdemokratie.
Es fehlte ihm die weite Teilnahme des gesamten Volkes. Es fehlte ihm die
Zukunftskrast führender Persönlichkeiten. Wo sich von solcher Kraft Spuren
zeigten (auch in den Reden einiger Frauen, wie Frau Krukenberg und
Marie Martin geschah das), da setzte sich dieser Geist nicht gegen die
Mehrheit durch. Wie viel Enge, Kurzsichtigkeit, wie viel falsches Werten
und Einschätzen muß noch überwunden werdeu! Aber: die Instinkte,
aus denen solches Aberwinden kommen kann, sind doch in der Lntschcidungs-
stunde siegreich geblieben gegen das, was im bewußten Leben die Haupt-
rolle zu spielen schien.

Möchten unsere Gebildeten, unsere Sozialdemokraten, möchten alle, die
abseits der Kirche stehen und doch religiös empfinden, mit Hand anlegen,
daß unserm deutschen Kulturleben die Macht einer verbindenden Pflege
gemeinsamer Religiosität nicht fehle. Fehlt sie uns weiter, so müssen wir
weiter ein Volk sein, das sich auf die Sicherheit eingeborenen gemeinsamen
Wollens nicht verlassen kann. Noch ist uns nur die Form siner echtsn
Kirche erhalten. Wird sie sich unter der Not der Zeit allmählich mit Leben
füllen? Wer die Bedeutung der Frage sieht, der muß aus der Gleich-
gültigkei: hinaus trotz allem, was die Kirche und auch dsr Kirchentag getan
hat, um ebeu diese Gleichgültigkeit zu erhalten.

Eisenach Emil Fuchs

Der Letzte

Von Ferdinand Avenarius

ommersonnrag, einsam du durchzogener,

»Und von Glan; und Dufc und Gang umfiogeuer,
'Abend wird's, die müden Augen sehn
Dich als langes bvnres Band verwehn.

Vor der Laube rast' ich — vonr durchsungenen
Glühen Rieferwald, dem hochgeschwungenen,

Trirc das leise U)ild ;u sFebelseen . . .

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