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Kunstwart und Kulturwart — 33,1.1919-1920

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Heft 1 (1. Oktoberheft 1919)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14436#0063

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Einzelner oder Glied emes Bundes in
einem inneren Verhältnis zn dem Ge-
botenen stehen können. Das ist dies-
mal der Ausgangspunkt, nicht der rein
literarische Wert des Stückes. Diese
Einstellung war auch dadurch mitbe-
dingt, daß die allerwertvollsten Werke
ja bereits in den früheren Schriften
Aufnahme gefunden hatten. Breitere
Hinweise für szenische nnd darstellerische
Ausführung ergänzen zum Teil auch
die älteren Schrifteu.

Dem Bedürfnis nach bunten Unter-
haltungsabenden soll eine reiche Aus-
wahl von „Vortrags- und Kon-
zertprogrammen" entgegenkom-
men, die wir als ben wertvollsten Be-
stand aus einer Fülle eingesandten Ma-
terials zusammengestellt haben. Diese
Schrift wird ebenfalls ältere Arbeiten
(die Flugschriften 2, 58, 68, (02 nnd
(64) ergänzen und ganz ficher guts
Dienste leisten.

IDann mag heute noch ber neue
Lichtbildervortrag von O. Behr:
„Goethestätten in Thüringen" erwähnt
werden, der die optischen Bilder durch
poetische harmonisch ergänzt und zu-
sammen mit ihm ein Stück Literatur-
und Persönlichkcitsgeschichte in neuer
Weise lebendig machen wird. Fm neuen
Iahr wird ein besonders eigenartiger
und wichtiger Lichtbilder-Vortrag des
norddeutschen Volkserziehcrs Professor
O. Schwindrazheim über „die
KunstgeschichtederHausfrau"
zum Drucke reif werden. Fischer

Vom Frieden durch die Kunst

ir ahnen vor den Werken der
Kunst, daß hinter dem heitern
Kinderspiel ein tiefer Ernst steckt — und
daß das, was Willkür schien, aus folge-
richtiger Notwendigkeit hervorgeht —
und wir empfinden diese notwendige
Folge und nennen sie Harmonie, als
die Einheitlichkeit, die aller guten Kunst
eigen ist. Wir fangen an zn glauben,
daß da etwas von dem, was uns allen
gemeinsam ist, etwas aus dem dunkeln
Grunde unsres Seins offenbar werden
könnte. — Freilich werden wir ja dadurch
immer nur zum Ahnen kommen —
aber wir sollen dies Ahnen nicht ge-
ringschätzen, es ist doch der liebliche
Vorbote des Glaubens, der ja ebenso
aus der Gemeinsamkeit unsres Gefühls-
lebens seinen Arsprung hat. Aus dieser
Gemeinschaft des Gefühlslebens ent-
sprungen, erhaben über alle egoistischen
Bestrebungen, die der Tag, das Leben
notwendig mit sich bringen, die ent-
zweien und zum Kampfe führen, stellt
die Kunst einen schönen Frieden her.
Wir können durch sie erhoben sein in
eine Region über allem Liebcn und
Hassen. Ein Hauch der Versöhnung be-
gleitet sie, und was der Wille heftigj
fordert und erkämpft im Leben, das
schweigt vor ihr, und sie löst es auf zu
stillem Schauen. Wir können dem ähn-
lich werden, was man sich unter Göt-
tern denkt — die Ruhe kommt, die alle
Angst des klopfenden Herzens ver-
scheucht, — die große Gelasseuheit.

Hans Thoma

Unsre Bilder und Noren

M

' ir möchten an dieser Stelle mit besonderem Nachdruck auf die beiden
^Vilderbeilagen nach alten chinesischen Tuschdrucken hinweisen,
weil sic mit ihrer Intimität ebenso bescheiden auftretcn, wie sie köstlich
sind. Man wolle den kleinen Rundschauaufsatz dazu heranziehen.

Hans Eggimanns „Mondnacht" gibt die Atzung eines Schweizers
wieder, der „auS Weltis Geschlecht" und also heutzutage unmodern ist. Mai,
Liebe, Glück, Zukunft. Man stelle sich vor: eine Nachtigall singt darein —
dann „hat" man die Stimmung dicses Werkes sofort.

Und wicdcr einmal cin Binnenraumbild von Fritz Beckcrt. Nein, kein
„bedeutendes", nicht cinmal ein „hervorragendes", wir bekennen sogar, daß
wir von Fritz Bcckcrt selbst schon mehr sagende Vilder gebracht haben. Aber
doch eines, das Schönes sagt. Scltsamerweise kommt die Reproduktion am
besten zur Geltung, wenn man sic abends bei Lampenlicht besieht. Dann
leuchten die Farben und dann schimmern auch die Schatten, dann kommen
 
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