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Kunstwart und Kulturwart — 33,1.1919-1920

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1919)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14436#0331

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nicht fehlen. Ebensowenig Avenarins'
Buch „Klinger als Poet". Und
hoffentlich anch sein ^Faust" nicht,
von dem bereits die fünfte Tausend-
Auflage hinaus ist. Aber alle Ma°
schinenräder gehn jetzt langsam, vieles
von unsern guten Sachen kann nicht
rechtzeitig zum Feste kommen. Eine
kleine Erinnerung jedoch: auch der
Kunstwart eignet sich zum Weih--
nachtsgeschenk. Einen Bestellschein auf
ihn legt jede Sortimentsbuchharid-
lung auf Wunsch untern Tannen--
baum.

2. Das Bezugsgeld des Kunstwarts
beträgt fortan M. 7.50 im Vierteljahr,
was nach heutigem Geldwerte so viel
bedeuten mag wie 2 M. im Frieden,
nach dem gegenwärtigen Auslands-
Wechselkurse berechnet sogar nicht ein-
mal eine Mark. Wir sind nur durch
das starke Ansteigen der Abonnenten-
zahl und der Auzeigenaufträg« im-
stande, den Kunstwart mit seineu
Beilagen für dieses Bezugsgeld zu
liefern.

5. Der zweite Leitaufsatz des vori--

gen tzestes ist versehentlich mit ,Her-
manu Graf Kehserling" unterzeich--
net worden. Es war ein Referat
von Bonus über eine Schrift Keyser»
lings.

Auf Helene Böhlau, dereu
sechzigster Geburtstag kürzlich war,
kommen wir im Kunstwart noch zurück-

Vom inneren Frieden

eltlicher Friede besteht darin, daß
da hinweggenommen werde das
äutzerliche Äbel, das da Anfrieden
macht; als wenn die Feinde vor einer
Stadt liegen, so ist Anfriede; wenn
aber die Feinde hinweg sind, so ist
wieder Friede. Aber der christliche oder
geistliche Friede wendet es eben um,
also daß außen das Unglück bleibe,
als Feinde, Krankheit, Armut, Sünde,
Teufel und Tod, die sind da, lassen
nicht ab und liegen ringsherum; den--
noch ist inwendig Friede, Stärke und
Trost im Herzen, so daß das Herz
nach keinem Unglück frage, ja, demü-
tiger und freudiger ist, wenn es da ist,
als wenn's nicht da ist. Luther

Unsre Bilder und Noten

die Auflage dem Probedruck entspricht, so setzen wir vor dieses Heft
.Vfür meinen Geschmack ein geradezu köstliches Blatt. Es heißt „Herbst",
und dennoch „Paßt" es vor das Meihnachtsheft einer deutschen Zestschrift
in der Gegenwart so vollendet gut, wie nur irgend eins dahin passen kann.
Es könnte auch in zwiefachem Sinn „Auf der Höhe" heißen. Das Motiv
ist vom Kamm des Erzgebirges, wo der Wind quer über die sächsisch-böhmische
Grenze dürftige Ncker und zerstreute arme Hütten bestreicht, aus Zinnwald
oder sonst einer jener Gegenoen, wo jetzt am meisten — gehungert wird. Der
Künstler Erich Bu chwa ld - Zinnwald ist zwar gerade unter den Fachleuten
sehr angesehen, es scheint uns aber — sagen wir: zu ausschließlich von einer
Seite her. Daß Buchwalds Werke von höchster Farbenklarheit, Farbenfein-
heit, Farbenschönheit, daß sie vortrefflich und oft sehr eigenartig komponiert
sind, kurz, daß sie, im Kunstkenner-Iargon gesagt: „malerische Qualitäten" haben,
das wissen wir sehr dankbar zu schätzen, aber darin beruht dennoch für ihn ihr
höchster Wert noch nicht. Sondern darin: daß hier einer ein bis zur Andacht
inniges Heimatgefühl, aus dem Allerschlichtesten eine Schönheit herausgestaltet,
so daß dieses Schlichte wie ein Heiligtum wirkt. Und das ist es, weshalb wir
ein Blatt wie dieses am höchsten Feiertage des Iahres vor dem Kunstwart
wünschen: es gibt in edelstem Bilde die Stimmung wieder, die wir brau-
chen: die Vertiefung auch in die arme Heimat, bis sie uns segnet.

Ganz andersartig Ernst Kreidolfs Bild „In Gottes tzut", zwar: das
Heimatliche wie das Innerliche und die Freude am Bescheidenen, das hat es
alles mit Buchwalds Blatt gemein. Nur ist es im Märchengeiste, fast möcht
ich sagen: erträumt. Wir geben es als Probe aus der sehr schönen Kreidols-

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