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Kunstwart und Kulturwart — 33,1.1919-1920

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1919)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.14436#0281

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^lumpfsinuigeres als dieses Durch-
schnitts-Briefmarkensammelir, das nach
„Vollständigkeit" strebt? Pst, pst,
man darf das nicht laut sagen, sonst
könnten alle diese neuen „Emissionen",
die für dis darbenüen Staaten eine
Extra--Besteuerung des Stumpfsinns
bedeuten, am Ende doch einmal min-
der einträglich werden. . . .

Den „Jawmerern" über «nsre
„Schmach"

klaoerei ist niedrig. Eine sklavische

Gesinnung in der Frecheit ist ver-
ächtlich. Eine sklavische Beschäftigung
Hingegen ohne eine solche Gesinnung
ist es nicht, vielmehr kaun das Nied-
rige des Zustandes, mit Hoheit der
Gesinnung verbunden, ins Erhabene
übergehen. Schiller

Unsre Bilder

in farbiger Schnittdruck von Hermann Maier: „Marktplat; in tzildes-
^A^Heim". Er ist nur mit zwei Platten gedruckt, einer schwarzen und einer
hellblauen, ist also in der Farbe durchaus nicht naturalistisch, und doch
wird mancher auf den ersten Blick meinen, hier habe er ein Winterbild ungefähr
so vor sich, wie eines in der Wirklichkeit erscheint. Was ein Bild „echt" er°
scheinen läßt, ist eben nicht die „Korrektheit" der Naturfarben, sondern das
Gelingeu der Suggestion einer Stimmung.

Immer wieder: man muß sich in ein Bild mit Muße hineinsehen,
wenn man in Künstlers Lande mitgehen will. Lernte unser Bolk doch wieder
das Verweilen auf Bildern, käme es von dem oberflächlichen Angucken los
und damit ab von dem Vielzuvielen, das man besiehtl Nuch unsre Familien-
blätter mit ihren Massen von Illustrationen ziehen kulturverderberisch vom
Verweilen, damit vom Vertiefen und damit vom Erfassen und Sichbereichern
ab. Wir geben noch ein kleines Beispiel dafür, wie verschieden dasselbe Ding
beim schnellen Hinsehn und beim Verweilen wirkt, mit einem keineswegs an°-
spruchsvollen und auch keinesfalls bedeutenden, aber jetzt um Weihnachten
„tagfälligen" Werkchen, dem „Traum eines Knaben" von Paul Thiem. Sieht
man schnell drüber hin, macht's gar keinen Eindruck — man denkt eben: „Na ja,
so träumen die Kinder halt von ihren Spielsachen." Finde dich nicht zu gescheit
dazu, verehrter Leser, nimm's einmal genauer! Versetze dich freundwillig in
diesen Iungenkopf, der dort im Bett liegt, verweile dann ein wenig bei dem
Mondlicht, das durchs Fenster geistert (weißt du noch, wie das in deiner
Kinderschlafstube war?) und sieh mit solchen Einfühlungen dem ge-
waltigen Kampf des edeln Ritters gegen den Riesen-Unhold zu. Ich meine:
dann wird dir plötzlich zumute sein, als wärst du wirklich selber durch einen
Zauberer wieder Knabe geworden, und du wirst ganz gewiß nicht bedauern, dem
Blatt ein paar Minuten geschenkt zu haben.

Das Bild von Ndolf Schubert „Ein heiliger Abend" ist eins von der
Arbeiter-Dilettanten-Ausstellung, die vor einer Reihe von Aahren veranstaltet
war. „Ein soziales Tendenzbild!" Gewiß, wir geben es auch nicht etwa als
etwas künstlerisch Bedeutsames. Aber talentvoll ist es und in scinem sozialen
Grolle echt ist es auch. So geben wir es als eine Lrinnerung an Stimmungen,
an deren Beseitigung die Gegenwart denn doch erfolgreich gearbeitet hat und
damit als einen Hinweis auf Gutes, das uns die Gegenwart neben so vielen
Äbeln doch immerhin auch geboten hat.

Die Kopfleiste auf der ersten Seite ist von Adalbert Holzer und
stammt aus dem „Deutschen Spielmann".

Herausgeberr v?. k. e. F e r d i n a n d Avenarius in Dresden-Blasewitz; derantwortlich: der
Herausgeber. Mitleitende:Artur Bonus, Qr. E. Kurt Fischer und Wolfgang Schumann — In
L>sterreich-Ungarn fürHerausgabe u.Schrtftleitung verantwortlich: vr.AichardBatta inWien ll,Taborstr.20.
Sendungen fur den Lext ohneAngabeeineSPersonennamenSan die ^Kunstwart-Leitun g^ in
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keine Berantwortung übernommerr werden kann — Derlag »on Georg D. W. Eallwey, Drrrck von
K'astner L Lallwey, Buchdruckerei in München — Geschästsstelle für Berlin: Georg SieurenS, Vk 57,
ttnrfürstenstr. 8 — Geschäftsstelle für Sfterreich-Ungarn: Buchhandlung Moritz Perles. Mien I. Seilergasse
 
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