An unsre Leser
persönliche Wort, das ich vor jedem Weihnachten an nnsre Freunde
(^^Hrichten darf, konnte all dieIahre her immer auch einWort desDankes
^^sein. Durch alle Wandlungen der Zeit, durch alle Wandlungen der
Aufgaben und damit des Blattes selber, durch Kriegs- und Revolutions-PsY-
chosen und durch alle Meinungsverschiedenheiten zwischen uns ist dem
Kunstwart doch niemals von einer auch nur nennenswerten Leserzahl das Ver-
trauen gekündigt worden. Das Vertrauen bedeutet aber für uns immer noch
etwas andres, als meist, denn schon der Plan der Kunstwart-Arbeit fußt
auf ihm: wir wagen Angewöhnliches, weil wir des letzten Kredites uns
ungewöhnlich sicher fühlen. Ilngewöhnlich war die Erweiterung eines Kunst-
blattes zu einem allgemeinen Kulturblatt, ungewöhnlich das Iereinziehen
der Politik, ungewöhnlich war unsere Kriegsarbeit und ungewöhnlich erst
recht war dieses Friedensprogramm, das unser Blatt nicht rechts noch links
hin, sondern „zwischen zwei Stühle" stellte. Ntcht nur ungewöhnlich, son-
dern „unmöglich" schien es vielen, zugleich mit „Roten" und mit „Reak-
tionären ' nicht aufs Bekämpfen, sondern aufs Verbünden hin geistig zu
verkehren, und nicht um die Fragen herum, sondern durch sie hindurch.
Wir mußten das aber versuchen, oder jeder Schmock hätte das Recht ge-
habt, zu sagen: ihr nehmt's nicht ernst. Wohl, es ist fruchtbar ge-
worden. Männer ersten geistigen Ranges sind gerade auf diesen Versuch
hin von rechts wie links als Mitarbeiter zu uns getreten, der Widersprmch
aus unsern Kreisen ist still geworden, und Beziehungen zwischen rechts und
links haben sich angsknüpst, die auf neue Möglichkeiten deuten. Was bei
der heutigen Abfperrung ganzer Länder gegen unser Blatt durch den Friedens-
vertrag und bei den notgedrungenen Preissteigerungen, bei der Teuerung
und Knappheit jetzt überhaupt schwer zu erklären ist: von Heft zu Heft
steigt unsere Leserzahl so schnell wis seit langer Zeit nicht mehr. Brauchen
wir da noch Ermutigung zum Fortschreiten auf demselben Meg? Wir
danken für die Förderung unserer Zeitschrift durch das empfehlende Wort,
wir bitten, weiterhin das Mögliche zu tun, daß der Geist, der uns zusam-
mengeführt hat, sich weiter verbreite, und wir versprechen, ihm unsrerseits
rückhaltlos und ganz zu dienen. Ferd. Avenarius
Herausgeber: Or. d. e. Aerdinand Avenarius in Dresden-Vlasewitz; ^ierantwortlich: der
Herausgeber. Mitleitende: Artur Vonns, v?. E. Kurt Fischer und W olfgang'Schumann — In
Österreich-Ungarn fürHerausgabe u.Schriftleitung verantwortlich: vr.Richard Batka in Wien H,Laborstr.2i>.
Sendungen für den Text ohne Angabe eines Person ennarnens an die „Kunstwart-Leitung" in
Dresden-Blasewitz — Manuskripte nur nach vorheriger Bereinbarung, widrigenfalls
keine Berantwortrmg übernommen werden kann — Berlag von Georg D. W. Lallwey, Druck von
Kastner L Lallwey, Vuchdruckerei in München — Geschäftsstelle für Berlin: Georg Siemens, ^ 57,
Kurfürstenstr. 8 — Geschäftsftelle für Ssterreich-Ungarn: Buchhandlung Moritz Perles, Wien I, Seilergasse ^
persönliche Wort, das ich vor jedem Weihnachten an nnsre Freunde
(^^Hrichten darf, konnte all dieIahre her immer auch einWort desDankes
^^sein. Durch alle Wandlungen der Zeit, durch alle Wandlungen der
Aufgaben und damit des Blattes selber, durch Kriegs- und Revolutions-PsY-
chosen und durch alle Meinungsverschiedenheiten zwischen uns ist dem
Kunstwart doch niemals von einer auch nur nennenswerten Leserzahl das Ver-
trauen gekündigt worden. Das Vertrauen bedeutet aber für uns immer noch
etwas andres, als meist, denn schon der Plan der Kunstwart-Arbeit fußt
auf ihm: wir wagen Angewöhnliches, weil wir des letzten Kredites uns
ungewöhnlich sicher fühlen. Ilngewöhnlich war die Erweiterung eines Kunst-
blattes zu einem allgemeinen Kulturblatt, ungewöhnlich das Iereinziehen
der Politik, ungewöhnlich war unsere Kriegsarbeit und ungewöhnlich erst
recht war dieses Friedensprogramm, das unser Blatt nicht rechts noch links
hin, sondern „zwischen zwei Stühle" stellte. Ntcht nur ungewöhnlich, son-
dern „unmöglich" schien es vielen, zugleich mit „Roten" und mit „Reak-
tionären ' nicht aufs Bekämpfen, sondern aufs Verbünden hin geistig zu
verkehren, und nicht um die Fragen herum, sondern durch sie hindurch.
Wir mußten das aber versuchen, oder jeder Schmock hätte das Recht ge-
habt, zu sagen: ihr nehmt's nicht ernst. Wohl, es ist fruchtbar ge-
worden. Männer ersten geistigen Ranges sind gerade auf diesen Versuch
hin von rechts wie links als Mitarbeiter zu uns getreten, der Widersprmch
aus unsern Kreisen ist still geworden, und Beziehungen zwischen rechts und
links haben sich angsknüpst, die auf neue Möglichkeiten deuten. Was bei
der heutigen Abfperrung ganzer Länder gegen unser Blatt durch den Friedens-
vertrag und bei den notgedrungenen Preissteigerungen, bei der Teuerung
und Knappheit jetzt überhaupt schwer zu erklären ist: von Heft zu Heft
steigt unsere Leserzahl so schnell wis seit langer Zeit nicht mehr. Brauchen
wir da noch Ermutigung zum Fortschreiten auf demselben Meg? Wir
danken für die Förderung unserer Zeitschrift durch das empfehlende Wort,
wir bitten, weiterhin das Mögliche zu tun, daß der Geist, der uns zusam-
mengeführt hat, sich weiter verbreite, und wir versprechen, ihm unsrerseits
rückhaltlos und ganz zu dienen. Ferd. Avenarius
Herausgeber: Or. d. e. Aerdinand Avenarius in Dresden-Vlasewitz; ^ierantwortlich: der
Herausgeber. Mitleitende: Artur Vonns, v?. E. Kurt Fischer und W olfgang'Schumann — In
Österreich-Ungarn fürHerausgabe u.Schriftleitung verantwortlich: vr.Richard Batka in Wien H,Laborstr.2i>.
Sendungen für den Text ohne Angabe eines Person ennarnens an die „Kunstwart-Leitung" in
Dresden-Blasewitz — Manuskripte nur nach vorheriger Bereinbarung, widrigenfalls
keine Berantwortrmg übernommen werden kann — Berlag von Georg D. W. Lallwey, Druck von
Kastner L Lallwey, Vuchdruckerei in München — Geschäftsstelle für Berlin: Georg Siemens, ^ 57,
Kurfürstenstr. 8 — Geschäftsftelle für Ssterreich-Ungarn: Buchhandlung Moritz Perles, Wien I, Seilergasse ^