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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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LITERATUR

Vom Wesen der Kunst unserer Zeit. Von tige Bewegung, die in dieser Zeit begann und
Professor Dr. Alexander Amersdorff er, erstem heute noch nicht abgeschlossen ist". Indem er
ständigen Sekretär und Senator der Kgl. Akademie von der Signatur unseres ganzen modernen
der Künste. Berlin 1913, E. S. Mittler & Sohn. Lebens: der Eile, der Rastlosigkeit, ausgeht, ge-
Die festliche Rede, welche Professor Amers- langt er zu der Überzeugung, daß auch die Kunst
dorffer zur Feier des Geburtstages Kaiser Wil- die innere Kompliziertheit unseres Lebens durch-
helms IL in der Berliner Akademie der Künste aus wiederspiegelt und daß ihr Gesamtbild nichts
hielt, liegt jetzt auch gedruckt vor. Man wird weniger als einheitlich ist. Aus dem Überblick,
diese klaren, mit seltener Objektivität vorgetra- den der Verfasser dann über die Entwicklungs-
genen Ausführungen auch in dieser Form sehr phasen der ausländischen und der deutschen
willkommen heißen, da sie es in der Tat ver- Kunst in der Xeuzeit gibt, seien einige besonders
dienen, über den bloßen Augenblick hinaus- charakteristische Stellen hier mitgeteilt: „Die Rich-
gehoben zu werden. Der Autor stellte sich hier tung der älteren Kunsttradition und des Im-
die schwierige Aufgabe, die künstlerische Ent- pressionismus, der auch bei uns schon beinahe
wickelung der letzten 25 Jahre systematisch zu klassisch geworden und dessen Neuheit längst
untersuchen. schon Sage ist, seitdem man seine Anfänge bis

Er betrachtet zunächst eingehend die „mäch- in die alte Kunst zurück verfolgt hat, sie beide

sind die Ausgangspunkte der neuen
Bewegung in unserer Kunst geworden.
An sie schließt sich die große Zahl
neuer und jüngster Bestrebungen an,
deren Würdigung der kunstgeschicht-
lichen Betrachtung späterer Zeiten vor-
behalten bleiben muß." — „Im Wesen
unserer Zeit des überraschen Fortschritts
liegt es, daß so manche der neuen Be-
strebungen befremdende, ja groteske
Formen angenommen haben. Unsere
Zeit liegt ganz im Banne der Realität,
die Phantasie findet in dem raschen
Tempo unseres modernen Lebens kaum
mehr Zeit zum Verweilen, und obwohl
in der bildenden Kunst und in der
Literatur mehrfach Anläufe zur Be-
gründung einer neuen Romantik gemacht
wurden, sind doch reine Phantasiekünstler
nur Ausnahmeerscheinungen in unserem
Kunstleben." — „Wie sich die längst
ersehnte Erlösung unserer Kunst voll-
ziehen wird, darüber können wir Mit-
lebenden allerdings weitere Vermutungen
kaum anstellen. Daß unsere Kunst das
x\lt-Überlieferte, die Tradition, die unsere
jungen Stürmer und Dränger am liebsten
über Bord werfen möchten, ganz ver-
lassen wird, ist nach allen geschichtlichen
Erfahrungen kaum anzunehmen. Einer
Versöhnung der Meinungen aber steht
vorläufig noch viel im Wege. Die Ver-
schiedenheit der künstlerischen Auf-
fassungen hat unsere Künstlerschaft seit
etwa zwei Jahrzehnten in einen ernsten
Kampf geführt, der heute noch an-
dauert, obwohl viele Einsichtige sich
bemühen, den Streit beizulegen. Der
Kampf wird heute noch mit Leiden-
schaft geführt und das „Raum für alle
Abb. 17. Deckelglas mit geschnittenen Figuren hat die Erde" scheint im Parteileben

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