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Lampe, Peter
Ad ecclesiae unitatem: eine exegetisch-theologische und sozialpsychologische Paulusstudie — 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48669#0057

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IKor 1,18-25

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des Grundsatztextes; in 1,24 wird er wiederholt.
"Dynamis" will ausdrücken: Nicht verfügbar ist dieser Logos,
er seinerseits verfügt machtvoll über den Menschen. Er ist
nicht "domestizierbarer" Logos, kein Weisheits-Besitz, dessen r
der Mensch habhaft werden, den er handhaben und auf den er
stolz sein könnte. Vielmehr ergreift dieser Logos selber vom
Menschen Besitz. Hier wie dort, in Röm 1,18ff wie in I Kor
l,18ff, geht es um eine schuldhafte, dem Zorn Gottes
ausgelieferte (Röm 1,18) Art von Theologie: um eine Redeweise
über Gott, die Gott zum Geschöpf, zum handhabbaren Objekt
degradiert.5 7
Gottes Souveränität wird vom Text schliesslich auch a) durch
das εύό'όκησεν in 1,21 unterstrichen:5 8 Gottes Handeln ist
allein in ihm selbst begründet. Nicht etwa in
heilsgeschichtlichen Notwendigkeiten, die die Menschen ihm
beschert hätten, έπε ιάή in 1,21a ist zwar kausal (oder
temporal),5 9 was aber nicht bedeutet, dass die
Nicht-Erkenntnis der Welt eine dem Menschen einsichtige
heilsgeschichtliche Notwendigkeit für Gottes Eingriff
dargestellt hätte: Die Nicht-Erkenntnis Gottes auf dem Wege
der Weisheit (ö lά τής σοφ ί ας) wurde ja für den Menschen erst
nach der Aufrichtung und Annahme der Torheit des
Kreuzes-Kerygmas überhaupt aussagbar; sie war für den Menschen
nicht aus der Heilsgeschichte ablesbar. Nur nachdem Gott sich
im Kreuz selbst mitgeteilt hat, kann ausgesagt werden, dass
die anderen, όυα τής σοφίας gewonnen Gottes-Erkenntnisse der
Heilsgeschichte leer waren. Die Heilsgeschichte stellte so
mitnichten einen dem Menschen ersichtlichen "Sachzwang" dar,
auf den Gott hätte reagieren müssen. Gottes Rettung der Welt
im Kreuz war aus menschlicher Perspektive kontingent, sie kam
der Welt als Überraschung zu (cf. Weder 1981, 149).6 0 "Indem
Gott als Überraschung für die Welt zur Sprache kommt, kann
er... als von dieser unterschieden gedacht werden" (ebd. 150).
b) Zur Souveränität passt auch der Subjektwechsel zwischen
1,21 a + b : Gott ergreift die Initiative, nimmt dem Menschen
das Heft aus der Hand.
 
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