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Lampe, Peter
Ad ecclesiae unitatem: eine exegetisch-theologische und sozialpsychologische Paulusstudie — 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48669#0058

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1 Kor 1,18-25

53

C. DER GRUNDSATZTEXT 1,18-25 UND DIE KORINTHISCHE SITUATION
"Was soll mir das?", mag der Korinther in seinem 2
Parteiengezänk fragen.6 1 Wird Gott nicht nur von den
götzendienernden Heiden von Röm l,18ff, von Zeichen fordernden
Juden und Beweise suchenden Griechen vereinnahmt, sondern auch
von den Korinthern: von Christen, die christliche Theologie
betreiben? Lassen auch die christlichen Theologen Korinths
Gott nicht mehr Gott sein? Wo werden sie in Paulus’ Augen
Gottes wie eines "Objektes" habhaft? Wo klammern sie den
richtenden Gott aus ihrem Reden von Gott aus? Wo
verabsolutieren sie je ihre eigene Theologie? Antwort: Dort,
wo sie sich selbstgefällig auf einer paulinischen,
petrinischen oder apollinischen Position aufplustern. Im
Parteienstreit:
1. Die Gotteserkenntnis der Korinther wird zur Menschenweisheit,
weil sie als paulinische, petrinische, apollinische Weisheit
gepriesen wird - und nicht als unverfügbares Gottesgeschenk.
Es wird so getan, als könnten diese drei Apostel über die
christlich theologische Weisheit wie über einen Besitz oder
eine Eigenqualität verfugen - und als seien sie deshalb zu
verehren. So werden Menschen ins Rampenlicht gestellt (1,12;
3,3-4), wo allein Gott die Ehre gebührte (3,21; 1,31).
Mehr noch: Die Epigonen plustern sich (4,6 φυσιούσθε) je auf
ihrer Position auf ("Ich bin ein Pauliner..."), sie rühmen
sich auf einer christlichen Position (4,7).6 2 Jedes
Sich-Ruhmen auf einer christlichen Position - und sei sie
hundertmal "richtig" (etwa die der Paulus-Partei) - ist für
Paulus aber bereits gott-los, weil es die jeweilige Position
als "unerschütterlich" verabsolutiert. Ein Zementieren der
eigenen theologischen Position legt Gott wie ein Objekt fest:
 
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