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Lampe, Peter
Ad ecclesiae unitatem: eine exegetisch-theologische und sozialpsychologische Paulusstudie — 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48669#0087

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E. PREDIGT ευ σοφία λόγου ENTLEERT DAS KREUZ (1,17)
Erst jetzt sind wir in der Lage, 1,17 zu interpretieren:
Verkündigung "in σοφία λόγου entleert das Kreuz Christi",
λόγος meint hier wie an allen anderen Stellen unseres Text die
’Rede’. Welcher Genitiv steht hier? Jedwede elementare
Schulgrammatik lehrt zur Grundbedeutung des Genitivs:2 8 Der
griechische Genitiv bezeichnet als "eigentlicher Genitiv" den
Bereich, innerhalb dessen etwas geschieht oder sich befindet.
Darum geht es: Die Rede ist der Bereich, in dem σοφία vor den
Augen und Ohren der Zuhörer vorgezaubert wird, εύαγγελ ί ζ εσθα ι
ευ σοφία λόγου bedeutet: "Verkündigen mit Weisheit in der
Rede". Oder nach Kontext besser: "Verkündigen mit menschlicher
Weisheit in der Rede".2 9
Nach unserer Analyse von 2,1-5 lässt sich sogar noch
konkreter formulieren: "Verkündigen mit dem in der Rhetorik
üblichen Bildungsprunk, der womöglich nur auf ή πειθώ aus ist",
σοφία bedeutet m.E. dasselbe wie in 2,1-5: a) Paulus
charakterisiert hier wie dort seine Verkundigungspredigt
während des Gründungsaufenthaltes in Korinth, b) Es stehen
sich
εύαγγ ε λ ί ζ ε σθ α ι ευ σοφία λόγου (1,17) und
καθ’ ύπερογήυ λόγου ή σοφίας καταγγέλλωυ (2,1) sowie
ό λόγος και τδ κήρυγμα ευ πειθοΐς σοφίας λόγοις (2,4)
terminologisch nahe.
Wir haben zu fragen, warum diese Art von σοφία
Gott vereinnahmt und deshalb der Kreuzesverkundigung
widerspricht (cf.o. zu 1,18ff) bzw. das Kreuz "entleert". Eine
mit Bildungselementen imponierende, auf persuasio angelegte
theologische Rede verleiht dem Theologen Glanz, gleichwohl
 
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