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Lampe, Peter
Ad ecclesiae unitatem: eine exegetisch-theologische und sozialpsychologische Paulusstudie — 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48669#0146

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141

IV. ZUSAMMENFASSUNG UND KONSEQUENZEN
Wir fassen einige Ergebnisse unserer Interpretation
zusammen.1
1. IKor 1,10-4,21 stellen eine geschlossene Rede gegen das
korinthische Parteiwesen dar. Jeder Abschnitt dieser Rede ist
als gegen dieses Parteiwesen gerichteter Argumentationsschritt
interpretierbar. Diese polemische Ausrichtung lässt sich
lückenlos nachweisen, wenn 1,18-2,16 als σχήμα verstanden
werden.
Kein Abschnitt zielt also primär auf Paulus-Apologie. Auch
polemisiert die Rede nirgends nur gegen eine der Parteien oder
gar gegen einen der involvierten Apostel. Jede Rede-Passage
hat das Parteiunwesen an sich im Visier, das sich als ein
Verabsolutieren von Aposteln und ihrer Weisheit darstellt.
Gegen diesen formalen Aspekt (Verabsolutieren von Menschen
und ihrer theologischen Weisheit; dieses Verabsolutieren lässt
Gott nicht mehr Gott sein und führt in Uneinigkeit) wendet
sich die Rede. Gegen irgendwelche Inhalte der einen oder
anderen Parteiposition wird nirgends argumentiert.2
Der religionsgeschichtlich ausgerichteten Exegese von IKor
1-4 werden damit enge Grenzen gezogen: Polemisiert die Rede
nicht gegen irgendwelche inhaltlichen Positionen der einen
oder anderen Partei, die religionsgeschichtlicher Analyse
zugänglich wären, so ist die Rede auch verstehbar, ohne dass
der Exeget die unterschiedlichen inhaltlichen Positionen der
Parteien kennen muss. (Hier liegt genau der Grund, warum
Paulus uns so wenig über die einzelnen Parteipositionen sagt!)
Jede religionsgeschichtliche Hypothese über die Inhalte der
korinthischen Parteipositionen mag so Wert für eine
historiographische Rekonstruktion der korinthischen Gemeinde
besitzen; für das Verstehen von IKor 1-4 ist sie über-
flüssig.3 - Der Aspekt des Verabsolutierens religiöser
 
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