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Lampe, Peter
Ad ecclesiae unitatem: eine exegetisch-theologische und sozialpsychologische Paulusstudie — 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48669#0122

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Gnadengeschenk vermitteln. Eben darauf weist der Pneumabegriff
von 2,6 ff. "Gott selber kommt in rechter Theologie zu Worte"
(Käsemann 271). Deshalb gilt allein Gott der Ruhrn (1,31) und
nicht den Theologen - den-Parteihäuptern. ~
Zur These, dass 2,6-16 als ein latentes Argument gegen die
Apostelverehrung fungieren, ist eine methodische Bemerkung
nötig. Ich erinnere an die obige Analyse der rhetorischen
Struktur: 2,6-16 sind noch Teil des "trojanischen Pferdes",
des Grundsatztextes. Noch wissen die Korinther - bei der
ersten Lesung des Briefes - nicht, dass der Grundsatztext ab
Kap. 3 auf sie zugemunzt wird. Noch können sie sich in
Sicherheit wiegen, da ja hier nur ganz allgemein über Gott und
die Welt und in 2,6ff über die christlich-theologische
Erkenntnismöglichkeit an sich und überhaupt geredet wird. Den
"implied readers" steht also noch die Überraschung bevor. Erst
beim zweiten Lesen bzw. erst in Kap. 3 und 4 (z.B. 4,7) werden
sie gewahr werden, dass latent bereits der Grundsatztext -
einschliesslich 2,6ff - gegen ein Verehren von theologischen
Erkenntnisträgern wie den Aposteln argumentierte.

H. DIE REDEFIGUR DES σχήμα’5
Derartiges Latent-Argumentieren war gerade um die Mitte des
l.Jh. höchst beliebt bei Rednern wie Hörern; letztere hatten
ein wenig zu knobeln, ehe sie hinter den wahren Sinn einer
Ausführung kamen. Dieses Latent-Argumentieren wurde als σχήμα
bezeichnet, wozu auch Paulus’ μετασχηματίζω in 4,6 (s.o.)
passt. Wir werden im folgenden die "hintergrundsanalytische"
Rechtfertigung für unsere Interpretation finden, die den
gesamten Grundsatztext als Latent-Argumentation gegen das
Parteiwesen verstand. Der Grundsatztext hatte von Anfang an
 
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