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Lampe, Peter
Ad ecclesiae unitatem: eine exegetisch-theologische und sozialpsychologische Paulusstudie — 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48669#0132

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interpretieren. In beiden Fällen muss Sachkritik geübt werden.
Im zweiten Fall deshalb, weil er nun doch trickreich mit
rhetorischer Manipulation arbeitet. Er mag sich schmunzelnd
gesagt haben: ’Also, wenn ihr aufgeblasenen Korinther das σχήμα
in 2,15.16 schon nicht richtig begreifen wollt, dann lauft ihr
in 3,1-4 eben um so vehementer ins offene Messer; dann
erschrecke ich euch in 3,1-4 wenigstens um so mehr !’ Paulus
hat hier die Doppelbödigkeit des σχήμα’$ - gemessen am eigenen
Standard von 2,1-5 - möglicherweise zu weit getrieben.

K. ENTSPRECHUNG ZWISCHEN KERYGMA-INHALT UND ARGUMENTATIONS-FORM
Am Schluss kommen wir noch einmal auf die systematische Frage
zurück, die wir zu Anfang der 2,6ff-Exegese stellten. Laut
2,6-16 kommt Gott selber in der rechten Theologie zu Worte.
Landet Paulus mit dieser Aussage nun doch wieder bei
Offenbarungs-Axiomen? Rechtfertigt er nun doch seinen Exegeten
Schlier und widerspricht seinem empirischen Versuch von
1,26-2,5? Kaum. Natürlich, das Wort vom Kreuz ist von Gott
offenbart und nicht menschlichen Hirnen entsprungen; deshalb
können menschliche Apostel auch nicht dieser christlichen
Weisheit gerühmt werden. Aber der Offenbarungscharakter des
Wortes vom Kreuz impliziert nicht, dass Paulus diesen Logos im
Verlauf seiner Argumentation wie eine axiomatische Wahrheit
behandeln musste, die nur 'geschluckt’ oder abgelehnt werden
kann. Zum demütigen Wesen dieses Wortes gehört, dass es trotz
seines Offenbarungscharakters dem empirischen Urteil der
Korinther ausgeliefert wird. Die Korinther müssen selber
aufgrund eigener Erfahrungen entscheiden, ob sie die Dynamis
dieses Wortes anerkennen wollen, eine Dynamis, die bei der
korinthischen Kirchengründung weltliche Weisheit und Stärke
verwarf, aber gleichwohl eine Gemeinde gründete (1,26-2,5).
 
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