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Lampe, Peter
Ad ecclesiae unitatem: eine exegetisch-theologische und sozialpsychologische Paulusstudie — 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48669#0202

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197

Synagogen-Sympathisanten in verschiedener Intensität bereits
akzeptiert, bevor sie die christliche Predigt horten.
Auf die Sebomenoi trifft auch die zuletzt genannte
sozialpsychologische Erkenntnis zu: Selbst wenn einige “
Faktoren die Attraktivität beeinträchtigen (anstössige
Kreuzespredigt u.a.), kann die Gruppe trotzdem gewählt werden,
falls die Vergleichsalternativen (Beschneidung/ Proselytentum
oder Verbleiben im "zweiten Rang" des Sebomenos) noch weniger
locken oder - falls sie locken - schwieriger verfügbar sind
(Hemmschwelle der Beschneidung vor dem Proselytentum,
Toraobservanz). Diese "Kosten-Nutzen-Proportionen", wie sie
die Sozialpsychologie beobachtet, spielten auch hier eine
Rolle. Es verwundert mitnichten, wenn am Anfang des
Christentums ehemalige Sebomenoi das Gros der Heidenchristen
stellten.5 8

I. Schwieriger Zugang zur Gruppe
Die kohäsionsfördernden Kräfte hangen mit davon ab, wie
schwer der Zugang zur Gruppe ist. Je grösser die Hürde, um so
grösser die Kohäsion hinter der Hürde.5 9
Hier lag ein wesentlicher Kohäsionsfaktor fürs frühe
Christentum. Der "Zugang zur Gruppe" war insofern äusserst
schwer, als er an eine radikale Lebensänderung geknüpft war,
an den Bruch mit bisheriger Tradition. Die Denkkategorien
"menschlicher Weisheit" mussten abgelegt werden: Das Kreuz, in
weltlichen Kategorien das denkbar Schändlichste, wurde zum
Heilsereignis, Torheit zur Weisheit (IKor 1,18ff; Kol 2,8
u.ö.). Mit der Taufe, die in der Kategorie des mit Christus
Mit-Sterbens gedacht wurde (Röm 6,3- 1 1; Kol 2,1 1-12 u.ö.),
brach die Brücke zum alten Leben ab.60 Die Taufe als rite de
 
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