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Lampe, Peter
Ad ecclesiae unitatem: eine exegetisch-theologische und sozialpsychologische Paulusstudie — 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48669#0214

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209

Μ. Abgrenzung nach aussen hin
Je mehr eine Gruppe sich gegen aussen hin abschottet und 2
abgrenzt, um so höher ist die Kohäsion. Nicht möglich ist, ein
Kausalverhältnis in nur einer Richtung festzuschreiben.
Gewöhnlich werden beide Grössen, Absonderungs- und
Kohäsionsgrad, als sich proportional verhaltende Covariablen
betrachtet:
Werden viele Interessen und Aktivitäten der Mitglieder
ausserhalb der Gruppe gebunden, so ist die Kohäsion als gering
anzusprechen. Je weniger die Mitglieder sich nach aussen
orientieren, um so höher erscheint die Kohäsion.8 6 Oder
derselbe Sachverhalt noch anders: Je höher die Kohäsion, um so
höher die Bereitschaft, Kontakt mit Personen der eigenen
Gruppe und nicht mit Leuten von "draussen" zu pflegen.8 7
Wir können den sozialpsychologischen Sachverhalt so für uns
fruchtbar machen, dass wir den Abgrenzungsgrad des
paulinischen Christentums nach aussen hin als Symptom für den
Kohäsionsgrad werten.
Wie hoch ist der Abgrenzungsgrad? Es ist nicht immer
leicht, aus den paulinischen Briefen das Geschehen auf der
De-facto-Ebene zu ermitteln. Paulinische Paränese spiegelt
beides: Gruppennormen, die in der Gruppe von vielen de facto
befolgt werden und von anderen noch nicht beachtet werden,
sonst wäre die Paränese nicht nötig.
Das Material: Im Gegensatz zur toleranten paganen
Religiosität duldet der christliche Gott keine anderen Gotter
neben sich. Die Gläubigen können nicht den Gott Jesu Christi
verehren und zugleich andere Götter anerkennen (IKor 12,2; Gal
5,20). Von vornherein ist so im christlichen Bewusstsein die
Exklusivität zwischen einem Innen- und einem Aussenbreich
festgeschrieben. Sie wird verstärkt durch den Glauben an die
 
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