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Lampe, Peter
Ad ecclesiae unitatem: eine exegetisch-theologische und sozialpsychologische Paulusstudie — 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48669#0091

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stellt? In der Tat liegt hier auf den ersten Blick eine
systematische Schwäche von 2,6ff. Aber sie besteht nur für
den, der 2,6ff vom Kontext losgelöst betrachtet. Wollen 2,6ff
darauf hinaus, dass Gott mit seinem Geist und nicht der r
menschliche Geist der Urheber theologischer Erkenntis ist, so
schliesst dies gerade ein und nicht aus, dass theologische
Erkenntis unverfügbar ist und - nach Kontext - in den Tromos
des Theologen führt. Nur wer 2,6ff vom Kontext löste, könnte
in 2,6ff hineinlesen, dass der Theologe die Gottes-Weisheit
als Besitz "nach Hause getragen" habe. Es steht selber nicht
im Text; auch nicht in 2,16, dessen εχομ,εν vom Kontext allein
qualifiziert wird (gerade auch von 2,3).3 4 τί 6ε εχεις ö ούκ
ελαβες ; Auf den Kontext kommt bei der Interpretation von 2,6ff
alles an. Halten wir dem Apostel in 2,6ff diesen Kontext
zugute. Paulus spielt in dieser dichtgedrängten Rede mehrere
Bälle. Kein Jongleur berührt jeden seiner Bälle in jedem
Moment.
Darüber hinaus besteht systematisch nun durchaus kein
Widerspruch zwischen einerseits der Aussage, dass die
Evangeliums-Erkenntis so sicher gegründet ist wie Wissen aus
άπόάειξ ις, und andererseits dem Satz, dass jede christliche
theologische Erkenntis etwas Unverfügbares im Menschenmund ist
und also auch nicht absolut gesetzt anderen Christen
einheitsgefährdend ’um die Ohren geschlagen’ werden kann.
Warum besteht kein Widerspruch? Die Griechen betrachteten das
Wissen aus άπόδ'ειξ ις gerade nicht als etwas Absolutes, sondern
nur als etwas graduell Sichereres als die Ansichten aus
persuasio oder das opinari (cf. Quint. 2,17,38). Ich zitiere
als Beleg nur den aristotelisch und theophrastisch geschulten
Galen, der immerhin 15 Bände περί άποάείξεως, über den
wissenschaftlichen Beweis, schrieb, aber dennoch - bzw. gerade
deshalb - eine konstante Reexamination des Wissens forderte:
ein ständiges μεταϋυάάσκεσθαl (z.B. Scr.min.II, S.77,Uff;
81,19ff; 82,20ff [Mueller]).3 5 Theodotianische Christen, die
 
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