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Lampe, Peter
Ad ecclesiae unitatem: eine exegetisch-theologische und sozialpsychologische Paulusstudie — 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48669#0094

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etwas Menschliches an den Aposteln zu verehren (s.u.).
W. Carr4 meint nicht nur religions-, sondern auch
traditionsgeschichtlich aussagen zu können: Hinter 2,6 ff
stehe eine Synagogenpredigt für den 9.Ab, die von Paulus
irgendwann einmal gehört und hier mehr oder weniger memoriert
worden sei. Die Predigt ha"be das Weisheitsgedicht Baruch
3.9- 4,4 benutzt, weshalb sich auch die Erwähnung der Archonten
erkläre (2,6.8; Baruch 3,16). Auch für A, Feuillet5 steht das
AT hinter 2,6 ff,6 insbesondere wieder Baruch 3,9-4,4.
Feuillet listet eine Handvoll Parallelen zwischen dem Paulus-
und dem Baruchtext auf. Scroggs7 schliesslich sieht - als
sinnvolle Alternative zur gnostischen Lösung - hinter 2,6 ff,
besonders hinter Begriffen wie "vollkommen", "Mysterion",
"Herr der Herrlichkeit", "Tiefe" einen
apokalyptisch-weisheitlichen Hintergrund, besonders Sap
9.9- 18, wo wie bei Paulus Weisheit und Geist Gottes verquickt
werden.8

Die religionsgeschichtliche Debatte liegt für uns lediglich
auf dem Anmarschweg zu dem für die Erhellung der korinthischen
Situation wichtigeren Problem, auf welchem Wege den Paulus die
Begrifflichkeit von 2,6 ff erreicht hat: Greift Paulus in
2,6ff Terminologie seiner korinthischen Gegner auf, die dann
ihrerseits vor jene religionsgeschichtlichen Hintergründe zu
stellen wären? Oder schöpft Paulus selber aus den angeführten
religionsgeschichtlichen Ressourcen?

Der Anteil der Gegner am Text
Die Meinung ist verbreitet: Paulus greife in 2,6 ff
gegnerische Terminologie auf, um die Gegner kritisieren zu
können. Für viele E. Käsemann: Paulus "bekämpft die
christlichen Enthusiasten...mit ihren eigenen Waffen und auf
dem von ihnen gewählten Felde".9
Winter (210-216) meint sogar, traditionsgeschichtlich eine
Aussage machen zu können: 2,6 ff enthalte einen unpaulinischen
Traditionskern, 2,14-15a gegnerische Thesen! Extremer noch
Μ. Widmann:1 0 Der Text 2,6-16 sei gänzlich ein unpaulinisches
Stück aus der Feder der enthusiastischen Gegner in Korinth,
 
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