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Lampe, Peter
Ad ecclesiae unitatem: eine exegetisch-theologische und sozialpsychologische Paulusstudie — 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48669#0129

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missionierenden Apostel gemeint. Das dreimalige λαλούμεv in
2,6.7.13 knüpft an das apostolische Verkündigen von 2,1-5 an
und bereitet das λαλήσαι von 3,1 vor, wo es wiederum um die
paulinische Predigt geht. Nur Willkür kann das dreimalige r
λαλούμεν von 2,6-16 aus diesem Rahmen reissen.
In der Verstehensbewegung a maiore ad minus, die das σχήμα
anbefiehlt, liest sich 2,15b also im Klartext: "(Speziell
auch) das Parteihaupt als Pneumatiker ist für niemanden ein
Untersuchungsgegenstand". Die Parteihäupter waren solche
Gegenstände korinthischen Interesses. Die eine Partei rühmte
"ihren" Apostel, die zweite machte den Apostel der ersten
Partei zugunsten des eigenen Apostels schlecht, usw. (4,6 fin;
3,21.3). ανακρίνω bekommt so in 2,15b seine zweite,
zusätzliche Bedeutungsnuance: nicht nur "Untersuchen mit dem
Ziel der Erkenntis", sondern auch: "Untersuchen mit dem Ziel
des Werturteils" (s. vorige Anm.). Die drei Partei-Apostel
wurden von den korinthischen Parteien "beurteilt" - negativ
von den je beiden anderen Parteien, positiv von der je
eigenen, ανακρίνω ist für beide Arten von Werturteilen offen.
Paulus sind beide Werturteile unangenehm: die lobhudelnden
der eigenen Epigonen wie die negativen der anderen. Das
Latent-Argument von 2,15 korrespondiert mit 4,3-5. Spätestens
dort wird 2,15 als auf die Parteihäupter zu beziehender Vers
entlarvt. Dort begegnet die Schlüsselvokabel ανακρίνω wieder,
sogar dreimal, während sie sonst in IKor 1-4 nicht mehr
vorkommt. "Mir ist es völlig gleichgültig, wenn ihr oder ein
menschliches Gericht sich über mich ein Urteil bildet (hier
hebt Paulus am ehesten auf die negativen Urteile der beiden
anderen Parteien über seine Person ab). Auch erlaube ich mir
nicht über mich selbst ein Urteil. Ich bin mir zwar keiner
Schuld bewusst, aber dadurch bin ich noch nicht gerecht
gesprochen. Der Herr ist es, der mich beurteilt. Daher sprecht
keinen Richtspruch vor dem Kairos... (Erst) dann wird jedem
von Gott sein Lob (έπαινος) zukommen". Mit der letzten Wendung
 
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