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anklingt, erhellt aus zwei Beobachtungen, a) σώμα ist wie in
Röm 12,5; IKor 10,17 artikellos. Würde das Prädikatsnomen auf
Erwähntes oder Bekanntes oder auf das vermeintlich einzige
Wesen seiner Art hinweisen (cf. Bl-D-R Paragr.273) - also auf
eine auch den Lesern bekannte Vorstellung vom mystischen
Christusleib ("ihr seid der mystische Leib Christi") -, so
müsste der Artikel stehen, gerade auch dann, wenn wie in 12,27
die Kopula voraufgeht! (Bl-D-R ebd.) Dieser sprachliche Befund
spricht gegen Bünker 1984, 1 19; Conzelmann 1969, 49 u.a., die
bei 1,12 schlicht voraussetzen, dass den Hörern "die"
Anschauung von der Gemeinde als Leib Christi bekannt gewesen
sei. b) Nirgends wird ein metaphysischer Gedanke angefügt, der
es rechtfertigte, den Vers 12,27 - er steht in einem
allegorischen Kontext - zu einer Seins-Aussage über einen
mystischen Christusleib hochzustilisieren. (Anders Kol, s.o.
Anm.; anders auch die griechische metaphysisch-kosmologische
Vorstellung eines Weltleibes, in dem Gott und Welt zur Einheit
kommen, Gott die Welt durchwaltet). Für viele Exegeten (z.B.
E. Schweizer, Art. σώμα: EWNT 3 [1983] 770 ff, hier 776) denkt
Paulus in 12,27 analog zu dieser griechischen Vorstellung, nur
trete bei ihm an die Stelle der Welt die Gemeinde. Aber wo
steht dergleichen metaphysische Spekulation bei Paulus
expressis verbis? Der Leser sucht vergebens.
Um das bildhafte Sprachspiel in IKor 12,12 ff.27 zu
erläutern: Paulus hätte ebenso das Bild Schiff/Kirche benutzen
können. "Viele sitzen trotz ihrer Vielfalt im selben Boot,
sind aufeinander angewiesen, usw." Wenn nun ein Prediger im
Anschluss an solche bildhaften Ausführungen die Kirche
metaphorisch als "Schiff Christi" bezeichnete, so käme niemand
auf die Idee, daran metaphysich-kosmologische Spekulationen
(analog zu denen des Kol über den "Leib Christi") zu knüpfen;
es bleibt gänzlich im Bildhaften. Keine Seins-Aussagen werden
getroffen, sondern schlicht Bilder paränetisch eingesetzt. Wir
brauchen zur Kontrolle σώμα immer nur durch "Organismus" statt
anklingt, erhellt aus zwei Beobachtungen, a) σώμα ist wie in
Röm 12,5; IKor 10,17 artikellos. Würde das Prädikatsnomen auf
Erwähntes oder Bekanntes oder auf das vermeintlich einzige
Wesen seiner Art hinweisen (cf. Bl-D-R Paragr.273) - also auf
eine auch den Lesern bekannte Vorstellung vom mystischen
Christusleib ("ihr seid der mystische Leib Christi") -, so
müsste der Artikel stehen, gerade auch dann, wenn wie in 12,27
die Kopula voraufgeht! (Bl-D-R ebd.) Dieser sprachliche Befund
spricht gegen Bünker 1984, 1 19; Conzelmann 1969, 49 u.a., die
bei 1,12 schlicht voraussetzen, dass den Hörern "die"
Anschauung von der Gemeinde als Leib Christi bekannt gewesen
sei. b) Nirgends wird ein metaphysischer Gedanke angefügt, der
es rechtfertigte, den Vers 12,27 - er steht in einem
allegorischen Kontext - zu einer Seins-Aussage über einen
mystischen Christusleib hochzustilisieren. (Anders Kol, s.o.
Anm.; anders auch die griechische metaphysisch-kosmologische
Vorstellung eines Weltleibes, in dem Gott und Welt zur Einheit
kommen, Gott die Welt durchwaltet). Für viele Exegeten (z.B.
E. Schweizer, Art. σώμα: EWNT 3 [1983] 770 ff, hier 776) denkt
Paulus in 12,27 analog zu dieser griechischen Vorstellung, nur
trete bei ihm an die Stelle der Welt die Gemeinde. Aber wo
steht dergleichen metaphysische Spekulation bei Paulus
expressis verbis? Der Leser sucht vergebens.
Um das bildhafte Sprachspiel in IKor 12,12 ff.27 zu
erläutern: Paulus hätte ebenso das Bild Schiff/Kirche benutzen
können. "Viele sitzen trotz ihrer Vielfalt im selben Boot,
sind aufeinander angewiesen, usw." Wenn nun ein Prediger im
Anschluss an solche bildhaften Ausführungen die Kirche
metaphorisch als "Schiff Christi" bezeichnete, so käme niemand
auf die Idee, daran metaphysich-kosmologische Spekulationen
(analog zu denen des Kol über den "Leib Christi") zu knüpfen;
es bleibt gänzlich im Bildhaften. Keine Seins-Aussagen werden
getroffen, sondern schlicht Bilder paränetisch eingesetzt. Wir
brauchen zur Kontrolle σώμα immer nur durch "Organismus" statt