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Lampe, Peter
Ad ecclesiae unitatem: eine exegetisch-theologische und sozialpsychologische Paulusstudie — 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48669#0031

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wahre und gemeinte Hintergrund der Rede. Zwischen
Ausgesprochenem (B) und Ausgedrücktem (A) besteht eine
Diskrepanz. (Belege für diese populäre Anschauung : Zoilus
frg.3 bei Radermacher [Artium Scriptores 1951] und bei Quint,
ebd.; auch Philostr. vit.soph. 1,21,519; 2,1,561; 2,17,597;
Hermogenes invent. p.259 Spengel: έσχηματ lσμέι/η ύπόθίσις
εμφασι,υ; Pseud-Demetr eloc. 287f.292-294.298).
Bleiben wir für Paulus und die Korinther bei der
populäreren ("vulgo") Version, so ergibt sich aus IKor 4,6,
dass IKor 3,6-17; 4,1-5 für Paulus eine verhüllte Rede war.
Die Verhüllung oder "simulatio" bestand darin, dass Paulus a)
das eigentlich Gemeinte in die Metaphern vom Pflanzen (Paulus)
- Giessen (Apollos), Fundamentieren (Paulus) - Darauf-Bauen
(Apollos) und vom Rechenschaftablegen der Hausverwalter (beide
Apostel; 4,1-2) kleidete und vor allem b) diese Metaphern
lediglich examplarisch auf sich und Apollos bezog, obwohl er
eigentlich auf alle drei Apostelparteien abzielt.8 IKor 4,6
lautet paraphrasiert: "Diese meine Ausführungen von 3,6-17;
4,1-5 (dass Gott allein alles von den Aposteln Bewirkte schuf,
3,6, und jeder Apostel sein Lob von Gott allein erhalten wird
und nicht schon jetzt von menschlichen Parteiepigonen, 4,5;
etc.) habe ich um euretwillen in die andere, metaphorische
Gestalt vom Gärtnern, Bauen und Verwalten gekleidet und nur
auf mich und Apollos bezogen, damit ihr an uns lernt, euch
nicht einer für den einen (Apostel) gegen den anderen
(Apostel) aufzublasen". Das Uneigentliche sind die Metaphern
und die Konzentration auf Paulus und Apollos, das Eigentliche
Paulus’ Gemeindegründung, Apollos’ spätere Aufbauarbeit in
Korinth und Kephas’ Wirksamkeit, die alle drei nur Grund zum
Lob Gottes und nicht zur Verehrung von Aposteln sind. Der
gemeinte Hintergrund transzendiert also die Gegenüberstellung
’Paulus - Apollos’. Im paradigmatischen9 ’Paulus versus
Apollos’ erschöpft sich gerade nicht (entgegen Sellin) das
Interesse des Paulus. Dieses liegt beim Absurdum des
dreiseitigen (1,12; 3,22) Parteiengezänks an sich.
Dass Kephas in 3,4-5; 4,6 im Gegensatz zu 1,12; 3,22 nicht
mit aufgeführt wird (s. Sellin’s Argument: 73), liegt also
schlicht daran, dass 3,4-5 das erste metaphorische Paradigma
vom Gärtnern einleitet, 4,6 dagegen mit μετασχηματίζω den
Endpunkt des paradigmatisch metaphorischen Teiles markiert. -
Die rhetorische Figur des σχήμα’5 erlaubt Paulus, Petrus "mit
Samthandschuhen" anzufassen, ohne von seiner eigentlichen
Botschaft, der Relativierung der Bedeutung aller drei Apostel,
abzurucken. Nach dem antiochenischen Krach (Gal 2) vermeidet
Paulus in IKor 3,4-17; 4,1-5 diplomatisch, dem Petrus zu nahe
zu treten. Das σχήμα aber erlaubt ihm gleichwohl, durch die
Blume auch das Petrus-Lobhudeln durch die Kephaspartei
anzugreifen. Da sogar das "Volk" ("vulgo" Quint 9,1,14) darauf
trainiert war, beim Hören auf die rhetorische Figur des
verhüllenden σχήμα’$ zu achten, können wir davon ausgehen,
dass die Korinther dem Hinweis durch die Blume folgen konnten.
Wir werden unten auf die "listige" rhetorische Figur des

κατ ’
 
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