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Müsegades, Benjamin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Erziehung und Ausbildung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 47: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34762#0028

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Einleitung

17

1.4 Erkenntnisziele und Methoden

Nachdem die Begriffe des Wissens sowie der Erziehung und Ausbildung
bereits eingangs thematisiert wurden, ist es angebracht, dem für diese Arbeit
ebenfalls zentralen Terminus Reichsfürst genauere Aufmerksamkeit zu
schenken, bevor die weiteren Koordinaten und Leitfragen dieser
Untersuchung thematisiert werden. Die von Julius Ficker vor allem auf
Grundlage der Heerschildordnung des Sachsenspiegels beschriebene Einheit-
lichkeit des Reichsfürstenstands'A ist von der Forschung mittlerweile als
Fiktion erkannt worden.""' Ungeachtet dessen sind die weltlichen deutschen
Reichsfürsten eine, wenn auch heterogene, Gruppe, die sich durch verbin-
dende Charakteristika auszeichnet. Eine Minimaldefinition liefert Karl-Heinz
Spieß: »Deshalb kann man einen Fürsten kurz gefasst dadurch
charakterisieren, dass er direkt vom König als einziger weltlicher Lehnsherr
belehnt wurde und ein Fürstentum innehatte.«"' Besonders seit dem 15. Jahr-
hundert grenzten sich die Reichsfürsten durch eine »zunehmende Betonung
und Präzisierung« ihrer Vorrechte, wie Ehrenämter und die exklusive
Aburteilung durch aus Standesgenossen zusammengesetzte Gerichte, immer
stärker gegenüber dem nichtfürstlichen Hochadel ab."" Die von Moraw
vorgenommene Einteilung der einzelnen Dynastien in »Großdynastien«,
»Mächte zweiten Ranges«, »mittlere Mächte« und Fürstentümer mit geringem
politischen Spielraumes ist von Karl-Heinz Spieß zu Recht wegen des schwer
messbaren Faktors »Handlungsfähigkeit« kritisiert worden.^ Jedoch stellt
auch Spieß deutlich heraus, dass bezüglich Rang und Einflussmöglichkeiten
innerhalb des Reichsfürstenstandes große Unterschiede bestehen konnten,
was sich neben politischer Handlungsfähigkeit in den finanziellen Möglich-
keiten oder im Konnubium der einzelnen Häuser ausdrückte."'" Zwischen
kurfürstlichen Häusern und den am unteren Rand des Reichsfürstenstandes

129 Ficker konzentrierte seinen Forschungen vor allem auf das 12. und 13. Jahrhundert, siehe
FICKER, Vom Reichsfürstenstande. 2 Bde.
120 Besonders MORAW, Fürstentum. Die Entwicklungen in der Bewertung des Reichsfürstenstands
als Einheit wird konzise nachgezeichnet von FREITAG, Kleine Reichsfürsten, S. 141-142.
121 SPIEß, Fürsten und Höfe im Mittelalter, S. 11. Weltlichen Reichsfürsten war es auch möglich,
Lehen von geistlichen Fürsten zu empfangen, siehe KRIEGER, Die Lehnshoheit der deutschen
Könige im Mittelalter, S. 168; SPIEß, Fürsten und Höfe im Mittelalter, S. 11.
122 Ebd., S. 12. Hierzu auch KRIEGER, Fürstliche Standesvorrechte.
122 MORAW, Fürstentum, S. 123.
124 SPIEß, Fürsten und Höfe im Mittelalter, S. 13. Zur Rangfrage bei Reichsfürsten auch SPIEß,
Fürstliche Höfe.
122 SPIEß, Fürsten und Höfe im Mittelalter, S. 13-16.
 
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