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Müsegades, Benjamin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Erziehung und Ausbildung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 47: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34762#0169

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158

Kapitel VI

VI.3 Präzeptoren

VI.3.1 Anforderungen und Auswahl
Die Qualifikation der Präzeptoren, welche jungen Fürsten zugewiesen
wurden, hat in Quellen im Umkreis fürstlicher Höfe gelegentlich
Niederschlag gefunden. So berichtet Michel Beheim in seiner Reimchronik
über Pfalzgraf Friedrich I.: Da er atz dz a&er gewödts özzss/und ehwaz grösser
worden was,/wnrden wz zzz der zudzt nnd ler/nzezsfer zngeöen snnderöer,/dze öesfen
in denz Dnde/so nzan sze zrgen ydnde.^ Die Lehrer des Ladislaus Postumus
bezeichnete Enea Silvio Piccolomini in seinem dem jungen Habsburger
gewidmeten Fürstenspiegel als hervorragend.^ Auch Erasmus von
Rotterdam forderte 1515 in seiner fnsfzhzfzo, erfahrene und untadelige Männer
als Erzieher auszuwählen, welche auch praktisch veranlagt waren, ss? In Teilen
der Forschung ist dieses zeitgenössische Idealbild des Präzeptors kritiklos
übernommen worden. Irmgard Höss postulierte beispielsweise, dem Huma-
nisten Konrad Mutian habe die Anstellung des von ihm protegierten Georg
Spalatin als Erzieher des jungen Herzog Johann Friedrich von Sachsen »als
die Krönung jeder pädagogischen Laufbahn erscheinen« müssen.^
Inwiefern passt eine solche Charakterisierung tatsächlich zu den
Präzeptoren, welche für die Erziehung und Ausbildung junger Reichsfürsten
verantwortlich waren? Es gestaltet sich aufgrund der Quellenlage schwierig,
die fachliche Qualität eines gelehrten Erziehers zu rekonstruieren. Dieses soll
im Folgenden auch nicht im Vordergrund stehen, sondern vielmehr die
Kriterien, welche an seine Auswahl angelegt wurden. Zudem wird der soziale
und universitäre Hintergrund der Präzeptoren vor ihrer Anstellung
untersucht. Hierfür steht eine Vielzahl an Quellen zur Verfügung. Anders als
bei den Hofmeistern finden sich vor allem Briefe, die Aussagen zu Auswahl
und Qualifikationen treffen.
In der Regel wurde das personelle Netzwerk eines Hofs aktiviert, um
eine geeignete Person zu finden. Im Jahr 1521 beauftragte Graf Wilhelm IV.
von Henneberg-Schleusingen den Domherrn Michael von Sinsheim mit der

885 Michel Beheims Reimchronik, in: HOFMANN, Quellen zur Geschichte Friedrichs I. des
Siegreichen. Bd. 2, S. 8. Ähnlich charakterisiert werden die docdgelert maz'sZer, die dem WeZJdazMlg
zugewiesen werden; SCHULTZ, Der Weisskunig, S. 56
886 ZecMM eerZe aeZzzm esZ opZz'me, ZaZes sorZZZMS cs in Ze magistros; NELSON, Aeneae Silvii De
Liberorum Educatione, S. 100.
887 DeZZgaZ ZgZZzzr ad doe m:znerZs, ex MMiuerso SMorMM mzmero, a:zZ eZZam adseZseaZ MMdecMM^Me uZros
ZuZegros, Zneorr:zpZos, graues, longo renzm nso, non modo praeeepZZ:zne:zZZs doeZos, ^zzZZazs eZ aeZas eonedleZ
reuerenZZam, eZ uZZae sineerZZas aMcZorZZaZem, eZ mornm eomZZas ae jMCMudiZas amorem ae ZvneuoZenZZam;
Institutio Principis Christiani, in: WELZIG, Erasmus von Rotterdam. Ausgewählte Schriften. Bd. 5,
S.118.
888 E1ÖSS, Georg Spalatin, S. 39. Ähnlich auch Alois Schmid: »Der Prinzenerzieher gehörte am
Renaissancehof zu den ranghöchsten Beamten [...]. Nur Kapazitäten wurden dementsprechend
in das Amt des Prinzenerziehers berufen«; ScttMID, Johannes Aventinus als Prinzenerzieher,
S. 11.
 
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