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Müsegades, Benjamin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Erziehung und Ausbildung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 47: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34762#0227

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Kapitel VII

zeigen die Hinweise auf den Besitz und die Nutzung von Handschriften und
Drucken, dass die Vermittlung religiösen Wissens an Reichsfürsten am Ende
des Spätmittelalters und zu Beginn der Frühen Neuzeit im Spannungsfeld
von Oralität und Schriftlichkeit stand. Die Unterweisung in der christlichen
Religion war zudem nicht unabhängig von der Vermittlung anderer
Wissensinhalte, wurde doch etwa das Schreiben und Lesen in Latein und der
Volkssprache hierbei ebenfalls eingeübt. Inwieweit und in welchem Umfang
ein Fürst das Wissen um religiöse Inhalte und Praktiken behielt und später
anwendete, entzieht sich aber in der Regel einer genauen Untersuchung.^

VII.3 Adliges Wissen

VII.3.1 Körperliche Erziehung und Ausbildung
Die körperliche Erziehung und Ausbildung eines Fürsten hatte für die
Vorbereitung auf seine spätere Regierung essentielle Bedeutung. Nach dem
Ideal der Zeit sollte der zukünftige Herrscher sich im Kampf behaupten
können. Er musste sich zudem bei der Jagd und beim Reiten beweisen.'^
Auch in der humanistischen Literatur wurde die Beschäftigung mit den
als zentraler Lehrinhalt nicht in Frage gestellt Enea Silvio Piccolomini
vertrat in seinem Fürstenspiegel für Ladislaus Postumus die Auffassung, dass
sowohl der Körper als auch der Geist eines Kinds ausgebildet werden
müssten.^ Da der zukünftige Herrscher viel gegen die Türken kämpfen
müsste, sollte er sich schon als Kind im Bogenschießen, Speerwerfen, Reiten,
Laufen, Springen und der Jagd übend^" Heinrich Urban ließ 1509 Georg
Spalatin, den Erzieher Herzog Johann Emsts von Sachsen, mit Verweis auf
Plinius und die Bibel wissen, dass sich körperliche und geistige
Unterweisungen im Gleichgewicht befinden müssten.'^'

1246 Zu den Problemen, die Frömmigkeitspraxis von Reichsfürsten zu rekonstruieren, RABELER,
Die Tochter des kefczerisci?en Honigs.
1247 Zum Ideal der körperlichen Leistungsfähigkeit und Unversehrtheit eines Fürsten NOLTE, der
ieiF kockst scimfz, insbesondere S. 51-52; AUGE, »So solt er im namen gottes mit mir hinfahren, ich
were doch verderbt zu einem kriegsmann«, S. 31-32.
1248 siehe hierzu auch Abschnitt 1.1.
1249 DM0 snnf in pueris 6'rHdienda; corpMS ei animns; NELSON, Aeneae Silvii De Liberorum
Educatione, S. 98.
1250 ^on gygo aF re^erif, fe, t?Mem sepe contra TMrcos pMgnare necessMm erit, arcnm in pneritia tenciere,
sagittam eitrigere, ^Mnciam rotare, Fastamjacere, etp'os ascenciere, CMrsdare, schare, Interesse uenationiFns,
nancisci Manch peritiam; ebd., S. 106.
1251 Rem stMciencii inhMsfria elangnescaf necesse est, nisi ciociiitati corpMSCMÜ uires sn^fiant, »Animns«
enim, nt in^nit Piinins, ^iiMLis corporis snstinetnr«. feieo Solomon ciiait; »Non est censns snper censMm
 
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