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Müsegades, Benjamin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Erziehung und Ausbildung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 47: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34762#0100

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Am auswärtigen Hof

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IV.2 Reisen an auswärtige Höfe

Für junge Fürsten war es wichtig, auch auf Reisen ihren Stand stets
angemessen zu repräsentieren. Für den zehnjährigen Bernhard III. von Baden,
für den 1484 ein Aufenthalt im Umfeld des französischen Königshofs
an visiert wurde, zeigt dies ein Brief an den Vater des jungen Fürsten,
Markgraf Christoph:
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Auch für einen jungen reisenden Fürsten galt also wie für seine älteren
Standesgenossen: Er war »immer auf Sendung«.^ Konkrete Quellen, wie sich
die Reisen genau gestalteten, finden sich allerdings kaum. Graf Wilhelm IV.
von Henneberg-Schleusingen bat Herzog Albrecht im Jahr 1526, für die
Entsendung des Grafensohns Georg Ernst nach Preußen Wegekundige zu
schicken, um die Reise nach Norden zu erleichtern.^ Inwiefern die Stellung
entsprechender Personen für die Reise durch den aufnehmenden Hof eine
übliche Praxis war, entzieht sich mangels weiterer Quellen jedoch einer
genaueren Betrachtung. Der Großteil des die jungen Fürsten begleitenden
Gefolges bestand ohnehin aus Personen aus dem Umfeld des entsendenden
Hofs; möglicherweise auch aus Männern, die im Ernstfall die Reisegruppe
gegen kriegerische Übergriffe verteidigen konnten.^? Der Aufwand für diese
Reisen hat in der Überlieferung jedoch kaum Spuren hinterlassen.
Gelegentlich lässt sich belegen, dass einzelne Fürsten beim
Zusammentreffen ihres heimatlichen Hofs mit dem Hof, an dem sie erzogen
werden sollten, übergeben wurden. Kurfürst Friedrichs II. von Brandenburg
erwog 1466, nach Franken zu reisen, um seinen Neffen Johann dort

524 M.H.M. von Rastatt an Markgraf Christoph I. von Baden, 13. August 1484, in: STEINHAUSEN,
Deutsche Privatbriefe des Mittelalters. Bd. 1, Nr. 385, S. 262.
525 »in der heutigen Mediensprache würde man sagen, in der Öffentlichkeit war ein Fürst immer
auf Sendung«; SPIEß, Kommunikationsformen im Hochadel, S. 289. Zum Repräsentationsdruck
auf reisende Fürsten auch SPIEß, Reisen, S. 36.
526 Allerdings hatte der Herzog Schwierigkeiten entsprechende Personen zu finden: Mud naeddem
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ArhgPM wohdn, wtddrder der wage Mud HM&rs iamdig, domd nnsser odtdm [Graf Georg Ernst von
Henneberg-Schleusingen] desfer dc^Mcmcr ZM :ms lärmen moedf, wissen wi/r i/fznndf ionnen ddiaMS zn
seine/cenn; ThSTA Meiningen, GHA I, Nr. 2649, fol. 3v, Markgraf Albrecht von Brandenburg-
Ansbach, Herzog in Preußen, an Graf Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen, 27. März 1526.
527 Markgraf Friedrich II. von Brandenburg wurde 1422 von einem großen Aufgebot nach Polen
begleitet; vgl. SCHUSTER/WAGNER, Die lugend und Erziehung der Kurfürsten von Brandenburg.
Bd. 1, S. 75. Siehe zu den Begleitern junger Fürsten auch Kapitel VI. Die Gefahren von Reisen im
Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit sind thematisiert bei DENECKE, Straßen, Reiserouten
und Routenbücher; die Gefahren auf fürstlichen Pilgerreisen untersucht NOLTE, Erlebnis und
Erinnerung.
 
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