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Müsegades, Benjamin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Erziehung und Ausbildung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 47: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34762#0256

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Inhalte und Methoden

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Lateinkenntnisse waren zudem keinesfalls unbedingt ein Indikator für
Bildungsbestrebungen eines Herrschers innerhalb seines Fürstentums.
Sowohl der nur volkssprachlich gebildete Eberhard V. von Württemberg als
auch der nach Johannes Trithemius des Lateins mächtige Joachim I. von
Brandenburg gründeten 1474 in Tübingen beziehungsweise 1506 in Frankfurt
an der Oder Landesuniversitäten.Graf Eberhard sowie der nur teilweise
des Latei-nischen mächtige spätere Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen
förderten die Übersetzung von Werken ins Deutsche beziehungsweise das
Anlegen einer eigenen Bibliothek.^?

VII.4.2 Griechisch
Die griechische Sprache spielte im Rahmen der humanistischen
Bildungsbewegung eine wichtige Rolle. An Höfen war ihr mündlicher und
schriftlicher Gebrauch jedoch hinter Latein, der Sprache des Klerus, der
Diplomatie und des Rechts, fast vollkommen bedeutungslos.^ Für Fürsten
waren Griechischkenntnisse aus praktischen Erwägungen daher zu
vernachlässigen. Trotz dessen spielte die Sprache seit Ende des 15. Jahrhun-
derts eine, wenn auch periphere Rolle in ihrer Erziehung und Ausbildung.
Ein erster Hinweis hierauf ist ein Schreiben Kurfürst Philipps von der
Pfalz aus dem Jahr 1496, in welchem er die Universität Ingolstadt informierte,
dass Konrad Celtis einige Zeit an seinem Hof geweilt habe, um seine Söhne in
Latein und Griechisch zu unterweisen.'^ Auch der Kadolzburger Kodex aus
dem Umfeld der fränkischen Hohenzollern und die Schulhandschrift Johann
Friedrichs von Sachsen enthalten kurze griechische Passagen. Während sich
im Kodex nur zwei griechische Alphabete finden, lassen sich aus der
Schulhandschrift weit mehr Rückschlüsse auf den fürstlichen
Griechischunterricht ziehen.'^ In seinem Vorwort begründete der Präzeptor
Alexius Krosner die Unterweisung Johann Friedrichs in der alten Sprache:
Czzm mzzvzmc fzzfznzzc üfcrzzc [...] % gnzeco^zmnf Jcmfe; cf nemo fzzizizzzs^zzzf ophmzzs
[...] z?MZ grzzcczz prorsns erndzezone ozzzTzzf.'^ Die wahrscheinlich in der Hand des
späteren Kurfürsten beschriebenen Seiten, die Krosners Eingangsworten

1391 Zur Rolle Graf Eberhards bei der Gründung der Universität Tübingen MERTENS, Eberhard im
Bart als Stifter der Universität Tübingen; zu loachim I. und Frankfurt an der Oder KlNTZINGER,
Frankfurt an der Oder.
1392 Zu den von Eberhard geförderten Übersetzungen in die Volkssprache detailliert CERMANN,
Die Bibliothek Herzog Eberhards im Bart von Württemberg; zur Wittenberger Schlossbibliothek
BAUER, Kurfürst lohann Friedrich I. von Sachsen und die Bücher.
1393 Zur Rolle der griechischen Sprache im Reich in Spätmittelalter und Früher Neuzeit BERSCHIN,
Griechisch-lateinisches Mittelalter, S. 313-318; HARLFINGER, Grundlagen.
1394 Pfalz graf Philipp an die Universität Ingolstadt, 31. lanuar 1496, in: RUPPRICH, Der
Briefwechsel des Konrad Celtis, Nr. 103, S. 171-173.
1395 gpjß Göttingen, Ms. Lüneburg 2, fol. lOOv-lOlr.
1396 HAAB Weimar, Q 13d, fol. 2v-3r; Abdruck bei MÜLLER, Die iugendliche Geschichte, S. 35.
 
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