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Müsegades, Benjamin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Erziehung und Ausbildung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 47: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34762#0222

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Inhalte und Methoden

211

skizzierten Wissensbereiche in der fürstlichen Erziehung und Ausbildung.
Ein vom Fürsten erlernter lateinischer Merkvers konnte auch Wissen über
Religion und höfisches Verhalten enthalten und damit in mehrere Bereiche
hineinragen. Die einzelnen Wissenskorpora sind daher nicht als klar
abgegrenzte Gebiete, sondern als vielfach miteinander verbundene und
interagierende Koordinaten zu sehen. In allen benannten Bereichen werden
sowohl die Inhalte als auch die Methodik der Wissensvermittlung untersucht.
Es wird, so weit möglich, zudem der Grad der jeweiligen Beherrschung in
den Blick genommen.

VII.2 Religiöses Wissen
Als Herrscher über ein christliches Gemeinwesen war es für einen Fürsten
von zentraler Bedeutung, Wissen über religiöse Inhalte und Praktiken zu
besitzen. Das Idealbild eines Herrschers, der sich seiner Abhängigkeit von
und der Legitimierung durch den göttlichen Willen bewusst war, ist in
Instruktionen und Berichten zu fürstlicher Erziehung und Ausbildung eine
Konstante. Eine anonyme Schrift über Herzog Albrecht III. von Bayern-
München betont, dieser habe seine Söhne in Gottesfurcht erzogen.'^ Der
Präzeptor Adam Werner von Themar lobte seinen Schüler Wilhelm IV. von
Henneberg-Schleusingen 1489 mit den Worten Deum cf pedugogum hozef.'^"
Der albertinische Herzog Heinrich bestimmte 1537 in seinem Testament, seine
Söhne sollten uor adenn dingen Goh ydre/hen nnd deden nndf sein dei/dges wordi
nnd Euangeiion senzyi reedfem goiiesdinsi die tage ires ie&ens gefrendcd nnd
^leys^igd fordern.1221 Eine solche Fundierung von Charakter und Amt des
Fürsten durch die Verinnerlichung der christlichen Religion wurde auch in
der humanistischen Fürstenspiegelliteratur stets her vorgehoben.'^ So

Siehe hierzu auch Abschnitt 1.2.
Bezug genommen wird in der Lobschrift auf die vom bayerischen Herzog vorangetriebenen
Klosterreformen auf einen Brief Albrechts III., in welchem er vermerkt habe, dass sein SMM in ;'r
aigenf gezogen WMrden in god;d?er^rdd, fMgenfen MMc7/Mrsd;d?er zncM; BStB München, Cgm 5482,
fol. 148v; Abdruck bei WESTENRIEDER, Beyträge zur vaterländischen Historie. Bd. 5, S. 47.
1220 DERSCH, Der Heidelberger Humanist Adam Wernher von Themar, S. 9.
1221 SächHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat, Loc. 10301/5, fol. 2r, Testament Herzog Heinrichs
von Sachsen, 8. Mai 1537.
1222 Hierzu RÖSENER, Fürstenhof und Sakralkultur; HAMMERSTEIN, »Großer fürtrefflicher Leute
Kinder«, S. 274-275.
 
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