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Müsegades, Benjamin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Erziehung und Ausbildung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 47: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34762#0181

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170

Kapitel VI

territorialen Funktionseliten waren sie am Anfang ihrer Tätigkeit nur in
seltenen Fällen. Mehr als der Humanist oder Gelehrte bietet sich für diese
Personen der Begriff des gelehrten Experten an, der sein Wissen anbot
beziehungsweise dieses über andere anbot. Durch Fremdzuschreibung,
namentlich von höfischer Seite, wurde ihm die Fähigkeit attestiert, den
Unterricht eines jungen Fürsten gestalten zu können.

VI.3.2 Stellung und Aufgaben
Für Präzeptoren sind nur gelegentlich Anstellungsverträge in Kopialbüchern
überliefert. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Zahl der
tatsächlich schriftlich aufgesetzten Verträge um einiges höher war.^s
Zusätzlich zu dem Inhalt der Bestallungsbriefe erhellen weitere Quellen, wie
Briefe und Erziehungsordnungen, Aufgaben und Stellung der gelehrten
Erzieher.
In allen Quellen wird vor allem die Vermittlung guter Sitten und der
lateinischen Sprache an den oder die jungen Fürsten in den Vordergrund
gestellt. In seinem Testament von 1529 legte Herzog Johann von Sachsen für
seinen jüngeren Sohn Johann Ernst fest, dieser solle durch sc/tttd- Mnnd
ZMdidmaisder unterwiesen werden, die dafür sorgen sollten, &s sczn Latein
rede nnd seiirei&e.^ Zudem sollte der jeweilige Lehrer darauf achten, dass sich
Johann Ernst des Zutrinkens enthielt.^" Auch die Bestallung des Heidelberger
Absolventen Alexander Wagner als Präzeptor für Ottheinrich und Philipp
von der Pfalz von 1512 nennt die Unterweisung in Latein und das Aufsehen
auf das Verhalten der Zöglinge als Aufgaben. Zusätzlich werden die
Unterweisung in der deutschen Sprache und das angemessene Verhalten des
Lehrers aufgeführtA' Fälle wie der des Lehrers Eberhards V. von Württem-

96S Zumindest für den wettinischen Hof gibt es einen Hinweis darauf, dass die Ausfertigung eines
Bestallungsbriefs durchaus in der fürstlichen Kanzlei verbleiben konnte; vgl. hierzu den Eintrag
in die Rechnung für die Rochlitzer Hofhaltung der Wettiner von 1479 (ThHStA Weimar, EGA,
Reg. Bb 4115, fol. 67r): Zncdfmeisfer derjnngen dernn itzt x gndden gedenn naed iantde sei/ns drines, den
icd dad.
Ebd., Reg. D 141, fol. 5r-5v, Testament Herzog Johanns von Sachsen, 25. August 1529.
970 Das aned seiner fied zncdfmnisfer mit ernnsiiedem nieis dai^nr sein, das sie/; sein fied nif zn drinedenn
nnd snn^Jenn [...] oder sied zn feiedf/erfigem zeeden [...] degede; ebd., fol. 6r.
971 Afso das Er anf diesefdigen nnser nettem gefrenfied nnd Aussig naed seinem dessfen nermdgen tag nnd
naedf warfen, nnd sonderiied soi Er Si/ zn goffes/bredf, aned zn gednriieder Zeit zn direden zngeen nnd
dem sfndirn nfeisfied odsein andaffen, aned fafein nnd fenfsed fernen nnd nnderweisen, feiedfuerfigdaif mit
Worten nnd wereden zn nnderfassen nnd ain gnf ziedfig wesen z:ifnm, gegen i/derman zndaffen, wie dne
dann drm stand naed gezimdf nnd gediirf [...]. Er soi aned darod sein, das gedaedf nnser nettem zn reedfer
Zeit an/sfeen nnd nidergeen, aned mit znefrineden oder ander nngesediedfer weis sied nif nderfeden. Es soi
sied aned deriirfer Maisfer Aiexander, dieweif Er angezaigfermassen in nnser Jnnger nettem Dinsf isf,^iir
sied seids erderfied nnd weseniied daifen, feiedfnerfigdaif nermaiden nnd dermassen, das nnser nettem, nnd
die dei/ dne sein, ain gnf exempf non dm nemen; Bestallung Alexander Wagners als Zuchtmeister und
Pädagoge der Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp, 20. Mai 1512, in: SCHMIDT, Geschichte der
Erziehung der Pfälzischen Wittelsbacher, Anhang Urkunden, Instruktionen, Nr. 6, S. 13. Allge-
 
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