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Müsegades, Benjamin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Erziehung und Ausbildung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 47: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34762#0130

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V. Fürsten an Universitäten

V.l Wahl der Universität

Fürsten, die später zur Herrschaft in ihren jeweiligen Territorien gelangten,
hatten im 15. und frühen 16. Jahrhundert selten eine Universität besucht.^
Entsandt wurden an Hohe Schulen bis zur Reformation überwiegend jene
Söhne, für die eine geistliche Karriere in Erwägung gezogen wurde. Um in
den Genuss der Pfründeneinkünfte, etwa aus einer Domherrenstelle, kommen
zu können, mussten diese seit dem 15. Jahrhundert meist das liicnnium
erwerben, das heißt sie mussten zwei Jahre an einer Universität studierendes
Da die konkrete Regelung der Nachfolge in einzelnen Häusern über lange
Zeit aufgeschoben wurde, kam es in einigen Fällen zur gleichzeitigen
Entsendung mehrer Söhne an eine Universität.^ Wie die Anwartschaft auf
Domherrenstellen bedeutete jedoch auch der Besuch einer Universität
keinesfalls die endgültige Abschichtung eines Sohns in den geistlichen Stand.
Der genealogische Zufall, kirchenpolitische Entwicklungen wie die Vakanz
von Bischofsstühlen, aber auch das Aufbegehren einzelner Söhne gegen die
ihnen zugedachte Rolle sorgten dafür, dass gelegentlich auch Fürsten, die
eine Universität besucht hatten, die Regentschaft erlangtend^s Äußerst selten
finden sich diese allerdings an anderen außerhöfischen Lehreinrichtungen
wie Stadt- oder Klosterschulen.^6
Im Fokus dieses Kapitels steht jene zahlenmäßig kleine Gruppe von
später zur Regierung gelangten Söhnen, die eine Universität besucht hatten,
ihre Aufenthalte lassen sich zumindest im Reich für den Großteil der Fälle
anhand der erhaltenen Matrikelbücher nachvollziehen.^7 Zu möglichen

6S2 Hierauf verweist für die Universitätsaufenthalte im Zeitraum vor 1500 bereits SPIEß, Reisen,
S. 38; siehe zudem BOEHM, Konservatismus und Modernität, S. 78.
683 Hierzu HOLLMANN, Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter, S. 19; KlSKY, Die
Domkapitel der geistlichen Kurfürsten, S. 19; FOUQUET, Das Speyerer Domkapitel im späten
Mittelalter. Bd. 1, S. 90; KlST, Das Bamberger Domkapitel, S. 91.
684 SPIEß, Reisen, S. 38.
685 Hierzu anhand der Fürsten von Anhalt DEUTSCHLÄNDER, Dienen lernen, S. 223. Siehe zur
geistlichen Laufbahn von Reichsfürsten auch Kapitel II.
686 Christoph von Baden wurde 1463 in einer Urkunde von Papst Pius II. als scoUr; SpücM. cüoc.
bezeichnet; RMB. Bd. 4, Nr. 9135, S. 181. Zu Indizien für eine geplante geistliche Karriere
Christophs siehe WIELAND, Markgraf Christoph I., S. 527-528; SCHWARZMAIER, »Von der fürsten
tailung«, S. 174; HOLLMANN, Das Mainzer Domkapitel, S. 329; WEBER-KREBS, Die Markgrafen von
Baden, S. 140.
687 Universitäre Matrikelbücher sind als personengeschichtliche Quelle äußerst ergiebig, jedoch
weist ihre Auswertung durchaus Schwierigkeiten auf, da die meist nicht durch den
 
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