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Müsegades, Benjamin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Erziehung und Ausbildung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 47: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34762#0203

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Kapitel VI

VI.4 Weitere Lehrer und Bedienstete

Neben den Hofmeistern und Präzeptoren finden sich gelegentlich weitere
Lehrpersonen im Umfeld der zukünftigen Herrscher. Für das Gemach der
beiden jungen ernestinischen Herzoge Friedrich und Johann auf Schloss
Rochlitz werden 1478 neben dem zcMc/ümei/sfer beispielsweise noch ein
Itacalanns und ein MH&r&acalanMS genannt."""' Auch für Herzog Johanns Sohn
Johann Friedrich wird in den 1510er Jahren neben dem Magister Alexius
Krosner in den Rechnungen immer wieder ein wesentlich schlechter bezahlter
Bakkalar erwähnt."""^" Für den späteren habsburgischen Kaiser Maximilian I.
findet sich ebenfalls ein weiterer Lehrer, der einen geringen Sold erhielt."""^
Von den Präzeptoren unterschieden sich zumindest die am sächsischen
Hof tätigen Bakkalare, wie der Name selbst schon aussagt, durch ihren
universitären Grad. Sie hatten an einer Universität nur einen &%cca?anMS
erworben."""^ Spiegelt sich also in der Fürstenerziehung das auch im
städtischen Schulwesen zu beobachtende Phänomen wider, dass neben den in
leitender Funktion stehenden Magistern Bakkalare als »untergeordnetes
Hilfspersonal« traten?"""? Die geringere Bezahlung im Vergleich zu den
Magistern deutet darauf hin. Ihre genauen Aufgaben könnten von Fall zu Fall
variiert haben. Es ist möglich, dass sie in den Unterricht des Fürsten mit
eingebunden waren.""" Primär waren sie aber eher für die Unterweisung der
im Umfeld des Fürsten zu findenden Edelknaben zuständig."""" Das

no3 ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 4114, fol. 66r; siehe auch STREICH, Zwischen Reiseherrschaft
und Residenzbildung, S. 408.
no4 Der Bakkalar erhielt pro Quartal nur einen Gulden Sold, während dem Magister Alexius
Krosner zehn Gulden zustanden; vgl. insgesamt zu den Nennungen des Bakkalars etwa die
Rechnungen für 1514 (ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 4238, fol. lv, 6r, 21v, 34r, 44v) und 1518
(ebd.. Reg. Bb 4280, 2v, 5v, 9r, 14v, 23v, 27v, 34v, 38r, 42v, 51 v, 55v).
1105 KAHL, Lehrjahre eines Kaisers, S. 80. Der Lehrer Ulrich Ros erhielt nach einer Anweisung vom
7. Oktober 1467 monatlich nur wenig mehr Geld zugewiesen als die Edelknaben Maximilians;
vgl. CHMEL, Regesta Chronologico-Diplomatica. Bd. 2, Nr. 5207, S. 525.
no6 Namentlich lässt sich nur der Bakkalar für den Unterricht Johann Friedrichs von Sachsen
fassen. Es handelt sich um Sebastian Buchsbaum, der 1509 in Leipzig zum IweealariMS arÜMm
promoviert worden war; vgl. CLEMEN, Alexius Chrosner, S. 2, Anm. 2; ERLER, Die Matrikel der
Universität Leipzig. Bd. 2, S. 453.
no7 Zu dieser Entwicklung mit dem entsprechenden Zitat WRIEDT, Studium und Tätigkeitsfelder,
S. 19.
no8 Hierfür spräche die Nennung von derfzog /n'&n'cks BaeealariMS in einer Rechnung für die
Hofhaltung des jungen Herzogs Friedrich III. von Sachsen; ThHStA Weimar, EGA, Reg. Bb 4123,
fol. 67r.
iioo Ein Hofstaatsliste Herzog Johann Emsts von Sachsen nennt 1534 und 1535 einen ioiaivn
precepfor; ebd.. Reg. Rr 1070, fol. 2r, 3r; ebd.. Reg. Bb 4400, fol. lOr. Auch Götz von Berlichingen
berichtet in seiner Autobiographie für das Jahr 1497 von einem separaten Lehrer der Edelknaben
am Hof Markgraf Friedrichs von Brandenburg-Ansbach, der auch als Türknecht tätig war: unnd
ist desse/Mgen mads Hanns Berlin uonn HaBHonn, des marggranenn BiMrindfer, and; mein und anderer
BnBenn ZHc/d meisfer gewest; ULMSCHNEIDER, Götz von Berlichingen. Mein Fehd und Handlungen,
 
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