Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Müsegades, Benjamin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Erziehung und Ausbildung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 47: Ostfildern, 2014

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34762#0078

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Am heimischen Hof

67

Mutter und einiger Adliger Schlimmeres verhindert habeA' Zumindest der
letztere Fall verdeutlicht, dass auch der Strafgewalt des Fürsten gegenüber
seinen Kindern Grenzen gesetzt waren, wenn diese zu exzessiv gebraucht
wurdet
Es ist zu vermuten, dass die Unterweisung durch Väter neben der
Hofmeister- und Präzeptorenerziehung eine zumindest komplementäre Rolle
spielte, die vor allem für die Sozialisation am Hof wichtig war. Wohl in
diesem Kontext zu sehen sind auch die Besuche regierender Fürsten auf
Reichstagen, zu welchen sie ihre Söhne mitnahmen.^ Nicht zu fassen ist
allerdings, wie genau ein junger Reichsfürst bei den entsprechenden
Versammlungen sozialisiert wurde, was er lernte und welche Rolle der
jeweilige fürstliche Vater hierbei tatsächlich spielte.^

111.4 Finanzielle Ausstattung

Die wenigen Quellen zur finanziellen Ausstattung junger Reichsfürsten
während der Zeit ihrer Erziehung und Ausbildung am heimischen Hof
zeichnen ein uneinheitliches Bild. Für den siebenjährigen Markgrafen
Albrecht Aldbiades von Brandenburg-Ansbach schlugen die Stände des
Fürstentums 1529 einen Unterhalt von 50 Gulden jährlich vorWesentlich
reichhaltiger aus gestattet wurde zur selben Zeit der nur ein Jahr ältere Sohn
des Kurfürsten von Sachsen, Herzog Johann Ernst. Die für ihn getätigten
Ausgaben beliefen sich in der Zeit zwischen seinem sechsten und zehnten
Lebensjahr im Mittel auf 366 Gulden jährlich.^ Zwanzig Jahre zuvor hatten
die sächsischen Räte für den Fall, dass der fünfjährige Landgraf Philipp von

HOOGEWEG, Die Heirath Herzog Ottos des Älteren mit Meta von Campe, S. 262-263.
422 Die hohe Bedeutung körperlicher Unversehrtheit bei Fürsten dürfte der Grund dafür gewesen
sein, dass physische Gewalt gegenüber Ehefrauen und Kindern eher die Ausnahme blieb; siehe
hierzu NOLTE, der sdiafz, S. 90. Zur Thematik der körperlichen Züchtigung von
fürstlichen Söhnen auch MÜSEGADES, Comment discipliner un duc.
423 Mit 14 Jahren besuchte Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg mit seinem Vater
Friedrich I. 1429 den Nürnberger Reichstag; vgl. Propinationen Nürnbergs von Ende April bis
Mai 1429. 1429 April 27 bis Mai 25, in: RTA. ÄR. Bd. 9, S. 297. Auf dem Reichstag von 1422 hielt
sich der früh verstorbene Sohn Pfalzgraf Ludwigs III., Ruprecht, auf; vgl. Präsenzliste des
Reichstags zu Nürnberg. Juli bis Sept. 1422. [1422 ad Juli bis Sept. o. O.], in: RTA. ÄR. Bd. 8, S.
221.
424 Zur Rolle des Reichstags als Ort sozialer Kommunikation siehe ZOTZ, Der Reichstag als Fest.
425 GStAPK Berlin, XX HBA, A 3, Kasten 118, fol. 13v, 10. Juli 1529. Zum Vergleich: Der ebenfalls
noch am Hof lebende Großvater Albrechts, der abgesetzte Markgraf Friedrich, sollte 200 Gulden
jährlich erhalten; ebd.
426 Vg], die Auflistung bei SCHIRMER, Kursächsische Staatsfinanzen, S. 905.
 
Annotationen