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Müsegades, Benjamin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Erziehung und Ausbildung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 47: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34762#0262

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Inhalte und Methoden

251

Verweis auf Philipp Melanchthon detailliert ausführte, dass Musik Trost und
Freude spende und ihre Beherrschung zudem in alten Zeiten als eine wichtige
Fertigkeit angesehen worden sei.'^2
Die Praxis des Musikunterrichts und die tatsächliche Beherrschung des
Singens oder einzelner Instrumente lassen sich mangels Quellen nicht
rekonstruieren. Kurfürst Friedrich I. wurde in der im Umfeld des pfälzischen
Hofs entstandenen Reimchronik des Michel Beheim als Idealbild eines
ritterlichen Fürsten dargestellt, der sich auch im Saitenspiel übte.^23 Herzog
Ulrich von Württemberg soll noch im hohen Alter in der Lage gewesen sein,
falsche von richtigen Tönen zu unterscheidend^ Beide Beispiele
verdeutlichen erneut das generelle Problem der historischen Rekonstruktion
von Wissensaneignungsprozessen. Wann und auf welche Art die genannten
Fürsten ihre angeblichen musikalischen Fähigkeiten erwarben, bleibt offen.

VII.7. Fazit - Was lernte ein Fürst?

Das Wissen, welches sich ein Fürst angeeignet hatte, wenn er im
Spätmittelalter und zu Beginn der Frühen Neuzeit die Regierung antrat, lässt
sich, wie bereits oben ausgeführt, schwer verallgemeinern. Die einzelnen
Korpora sind keinesfalls strikt voneinander getrennt, sondern überschneiden
sich in vielfältiger Weise immer wieder.
Die in diesem Kapitel durchgeführte Analyse hat aufgezeigt, dass sich im
Untersuchungszeitraum eine Vielzahl von Konstanten findet. Dies wird
bereits bei der Methodik deutlich. Die Techniken des Memorierens und
Imitierens bestimmten die Vermittlungspraxis in allen Bereichen. Ein
Herrscher hatte in der Regel Wissen von den grundlegenden, vor allem im
Katechismus vermittelten Inhalten und Ritualen der christlichen Religion.
Diese wurden gegen Ende des Mittelalters bereits in einem Zusammenspiel
von Mündlichkeit und Schriftlichkeit vermittelt, wobei die mündliche
Unterweisung nach wie vor überwog. Diese Bedeutung des nichtschriftlichen
Lernens in der Erziehung und Ausbildung zeigt sich in noch stärkerem Maße
am Korpus des adligen Wissens. Ein Fürst erwarb und verbesserte durch
mündliche Unterweisung, Imitation, Anschauung und Übung seine
Fähigkeiten im Reiten, Fechten oder Tanzen. Diese waren wiederum auch für
den Bereich des höfischen Wissens und des Herrschaftswissens von

1422 ac/Pe andi mP Magier PPPipo MeianePPion, das mnsiea nP die geringste gaPe sei/, uonn got den
menscPenn zur nnnd trost gegePenn. Hat mir aneP hegender Magister PPPipo MetanePtPon
sonnderPeP nnnd ernstPeP PeuotPenn, dieweP die mnsiea nntzPeP e;m /e&m Vergingen?!. Hnnd uor
aPenn zelten einen nngetertgeaePtet, Per n;t in dersetPenn erArww; ebd.
1423 Pr aneP setP gern mit gsnngen Pat/in /dre/ien und anderer stat./niePt aPein uPnng singens tarnst,
Gesunder aP sePenspP snnst/Pat er grnntPeP uersfanden,/gern gePoret atsanden; Michel Beheims
Reimchronik, in: HOFMANN, Quellen zur Geschichte Friedrichs I. des Siegreichen. Bd. 2, S. 19.
1424 SOMMER, Die Chronik des Stuttgarter Ratsherrn Sebastian Küng, S. 119.
 
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