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Müsegades, Benjamin; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Erziehung und Ausbildung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 47: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34762#0031

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20

Kapitel I

auf Entwicklungen vor 1450 zu erlauben, wird als frühestes Geburtsjahr der
untersuchten Personengruppe das Jahr 1400 gewählt.
Während um die Mitte des 15. Jahrhunderts erstmals häuserübergreifend
Erziehung und Ausbildung in den Quellen fassbar werden, ist die Forschung
zur fürstlichen Jugend und Kindheit spätestens ab der Mitte des
16. Jahrhunderts sowohl mit einem konfessionell disparaten Reichsfürs-
tenstand als auch mit einer überbordenden Masse an Quellen konfrontiert.
Als zeitlicher Einschnitt bietet sich für die untersuchte Personengruppe daher
das Geburtsjahr 1526 an. Dieser Zeitpunkt bietet zweierlei Vorteile: Zum
einen kam es für die nachfolgenden Jahre zu einem »Geburtenknick«, in
dessen Folge in den einzelnen Häusern mit Ausnahme der Herzoge von
Bayern und Braunschweig-Lüneburg frühestens vier Jahre später erstmals
wieder männliche Nachkommen geboren wurden. Zum anderen erlaubt der
gewählte Zeitraum, auch die ersten Auswirkungen der Reformation auf die
fürstliche Erziehung und Ausbildung zu betrachten. Das Geburtsjahr 1526
bietet sich daher als natürlicher Endpunkt der Untersuchung an. Der so
festgelegte Personenkreis von zwischen 1400 und 1526 geborenen und später
zur weltlichen Herrschaft gelangten Fürsten umfasst 81 Personen (siehe auch
die Aufstellung im Anhang), von denen jedoch aufgrund der Quellenlage
nicht alle mit gleicher Intensität behandelt werden können.
Es wird im Folgenden vor allem auf die Kernbereiche Orte, Protagonisten
und Inhalte reichsfürstlicher Erziehung und Ausbildung eingegangen. Die
ersten drei Kapitel beleuchten die Orte, an denen Fürsten erzogen und
ausgebildet wurden, namentlich heimische und auswärtige Höfe sowie
Universitäten. Der Begriff Hof bezieht sich in der vorliegenden Arbeit sowohl
auf die personelle Zusammensetzung um einen Herrscher herum als auch auf
den jeweiligen Residenzort.'^ Ein fürstlicher Hof konnte hierbei mehrere
Residenzen umfassen. So nutzten etwa die Herzoge von Bayern-München
nach dem Aussterben der Landshuter Linie der Wittelsbacher 1503 neben
ihrer Hauptresidenz München auch Landshut und Burghausen als
Aufenthaltsorte.i46 Auswärtige Höfe umfassten neben Residenzen fremder
Herrscher auch solche, die sich um fürstliche Familienmitglieder, etwa
verwitwete oder alleine lebende Tanten oder Großmütter, bildeten.^?
Vor der Untersuchung der Orte von Erziehung und Ausbildung wird die
Ordnung reichsfürstlicher Familien in den Blick genommen, um die fürstliche
Erziehung und Ausbildung kontextualisieren zu können. Im Kapitel zum
heimischen Hof werden zuerst die frühen Lebensjahre des jeweiligen Fürsten
untersucht. Als grobe zeitliche Richtlinie bietet sich hierbei die sogenannte
in/NnfM, die Zeit von der Geburt bis zur Vollendung des siebten Lebensjahrs,

Zum Begriff Hof AUGE/SPIEß, Hof und Herrscher.
i45 Zu den Residenzen der Herzoge von Bayern-München STÜRMER, München; ZIEGLER, Burg-
hausen; ZIEGLER, Landshut.
i47 Zu fürstlichen Witwen und ihren Höfen SPIEß, Witwenversorgung; am Beispiel der fränkischen
Hohenzollern NOLTE, Familie, Hof und Herrschaft, S. 155-158,
 
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