Personelles Umfeld
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berg, Johannes Vergenhans, dem verboten worden war, den jungen Grafen in
Latein zu unterweisen, sind ab etwa 1450 eine Ausnahme.^ Es kann davon
ausgegangen werden, dass Latein spätestens seit der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts zum Kanon der fürstlichen Erziehung und Ausbildung
gehörte.^3
Die überlieferten Bestallungstexte zeigen, dass die Präzeptoren den
Weisungen der fürstlichen Eltern Folge zu leisten hatten.^ Zu der genauen
Gestaltung des Unterrichts in Latein und Deutsch am heimischen Hof finden
sich von fürstlicher Seite jedoch meist keine Angaben. Wahrscheinlich wurde
hierbei den Erziehern freie Hand gelassen. Ein schriftlich ausgearbeitetes
Erziehungsprogramm, wie es wahrscheinlich Lukas Edenberger zu Beginn
seiner Tätigkeit als Präzeptor Johann Emsts von Sachsen entwarf, ist in
diesem Kontext eher selten.^ Auch wenn die genaue Gestaltung des
Unterrichts meist im Kompetenzbereich der Präzeptoren selbst gelegen haben
dürfte, finden sich einzelne Fälle, die darauf verweisen, dass sowohl die
Hofmeister als auch andere Präzeptoren sich hierin einmischten. Johannes
Reuchlin etwa wurde 1497 zum Obersten ZMc/dmUsfer der Söhne Pfalzgraf
Philipps ernannt.976 Er sollte die Aufsicht über die anderen beiden Erzieher
meiner gehalten sind die Ausführungen in der Bestallung Ulrich Segers als Präzeptor der Söhne
Markgraf Friedrichs von Brandenburg-Ansbach 1498: Rem der ZMcdhüdshT so? gioFe?! MMMd schwer?!
MMMserm gwedige?! der?! gefrew MMd gewer ZM sein, seine?! schaden warwe?!, AMW?üc?!/Mrdcr?!, che Jnngen
dtTscdaJA die i?n Ft^iden werden, gUrcwü'cd nnnd naei? seine??! Festen nnd i?oei?sfen uieis ZM uerwaren,
aH/zHzirdrn nnd zn iernen; BStA Nürnberg, Fürstentum Ansbach, Rep. 132 Herrschaftliche Bücher,
Nr. 25, fol. 31r; BAADER, Eines fürstlichen Präceptors Eid, Sp. 268; DEUTSCHLÄNDER, Dienen
lernen, Anhang Nr. 9, S. 349.
972 Johannes Vergenhans berichtet in seiner 1516 gedruckten Chronik, dass er den Grafen nicht in
Latein unterweisen durfte: Erat wdtw pücr [Graf Eberhard V. von Württemberg] indoiis exdüdw,
cüi ego pri?üas iiferas fradews prodiFÜMS SM?ü ?w CM?ü iafi?!M??! Jä^rc?ü, safis esse dMCCMfiFüs [sic!] si
Hcrnandaw iingHaw iegere didicisstd & scn'Fcrc; JOHANNES NAUKLER, Memorabilivm Omnis Aetatis
Et Omnivm Gentivm Chronici Commentarii, fol. CCCIr. Ob dies auf Anweisung der Räte oder
des auf dem Sterbebett liegenden Vaters geschah, ist in der Forschung umstritten; siehe zu dieser
Frage MERTENS, Eberhard im Bart und der Humanismus, S. 35-38; CERMANN, Die Bibliothek
Herzog Eberhards im Bart, S. 32; STÄLIN, Wirtembergische Geschichte. Bd. 3, S. 549-550.
973 Siehe hierzu ausführlich Kapitel VII.
974 Beispielsweise wurde für den Präzeptor Ulrich Seger 1498 festgelegt: #e?ü der ZMcdf?üd?!sUr so?
wisse?! MMd ierwe?! an der dtrscdaJA dü Feuoide?!, eowdiho?! MMMd ai/geMsedafd wozü die derscdaA iw
iöFiiede?! dinge?! inst nnd wiiien daF, aiso das er sied naed der dersedafk iw Feuoiden, riedi, nnnd die
derseda/t niedi naed iw; BStA Nürnberg, Fürstentum Ansbach, Rep. 132 Herrschaftliche Bücher,
Nr. 25, fol. 31r; BAADER, Eines fürstlichen Präceptors Eid, Sp. 268; DEUTSCHLÄNDER, Dienen
lernen, Anhang Nr. 9, S. 349.
973 Das Erziehungsprogramm befindet sich im ThHStA Weimar in einer Akte mit weiteren
Quellen zur Erziehung Johann Emsts und ist undatiert. Die Hand lässt sich zwar nicht
zweifelsfrei Lukas Edenberger zuordnen, jedoch dürfte das Memorandum ihm als einzigem
bekannten Präzeptor Johann Emsts zuzuschreiben sein; vgl. ThHStA Weimar, EGA, Reg. A 351,
fol. 2r-3v. Siehe zur Autorschaft Edenbergers auch MÜSEGADES, Karriere, S. 236.
976 Dr. Johannes Reuchlin wird als oberster Zuchtmeister der Söhne des Kurfürsten Philipp
bestallt, 31. Dezember 1497, in: SCHMIDT, Geschichte der Erziehung der Pfälzischen
Wittelsbacher, Anhang Urkunden, Instruktionen, Nr. 1, S. 5.
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berg, Johannes Vergenhans, dem verboten worden war, den jungen Grafen in
Latein zu unterweisen, sind ab etwa 1450 eine Ausnahme.^ Es kann davon
ausgegangen werden, dass Latein spätestens seit der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts zum Kanon der fürstlichen Erziehung und Ausbildung
gehörte.^3
Die überlieferten Bestallungstexte zeigen, dass die Präzeptoren den
Weisungen der fürstlichen Eltern Folge zu leisten hatten.^ Zu der genauen
Gestaltung des Unterrichts in Latein und Deutsch am heimischen Hof finden
sich von fürstlicher Seite jedoch meist keine Angaben. Wahrscheinlich wurde
hierbei den Erziehern freie Hand gelassen. Ein schriftlich ausgearbeitetes
Erziehungsprogramm, wie es wahrscheinlich Lukas Edenberger zu Beginn
seiner Tätigkeit als Präzeptor Johann Emsts von Sachsen entwarf, ist in
diesem Kontext eher selten.^ Auch wenn die genaue Gestaltung des
Unterrichts meist im Kompetenzbereich der Präzeptoren selbst gelegen haben
dürfte, finden sich einzelne Fälle, die darauf verweisen, dass sowohl die
Hofmeister als auch andere Präzeptoren sich hierin einmischten. Johannes
Reuchlin etwa wurde 1497 zum Obersten ZMc/dmUsfer der Söhne Pfalzgraf
Philipps ernannt.976 Er sollte die Aufsicht über die anderen beiden Erzieher
meiner gehalten sind die Ausführungen in der Bestallung Ulrich Segers als Präzeptor der Söhne
Markgraf Friedrichs von Brandenburg-Ansbach 1498: Rem der ZMcdhüdshT so? gioFe?! MMMd schwer?!
MMMserm gwedige?! der?! gefrew MMd gewer ZM sein, seine?! schaden warwe?!, AMW?üc?!/Mrdcr?!, che Jnngen
dtTscdaJA die i?n Ft^iden werden, gUrcwü'cd nnnd naei? seine??! Festen nnd i?oei?sfen uieis ZM uerwaren,
aH/zHzirdrn nnd zn iernen; BStA Nürnberg, Fürstentum Ansbach, Rep. 132 Herrschaftliche Bücher,
Nr. 25, fol. 31r; BAADER, Eines fürstlichen Präceptors Eid, Sp. 268; DEUTSCHLÄNDER, Dienen
lernen, Anhang Nr. 9, S. 349.
972 Johannes Vergenhans berichtet in seiner 1516 gedruckten Chronik, dass er den Grafen nicht in
Latein unterweisen durfte: Erat wdtw pücr [Graf Eberhard V. von Württemberg] indoiis exdüdw,
cüi ego pri?üas iiferas fradews prodiFÜMS SM?ü ?w CM?ü iafi?!M??! Jä^rc?ü, safis esse dMCCMfiFüs [sic!] si
Hcrnandaw iingHaw iegere didicisstd & scn'Fcrc; JOHANNES NAUKLER, Memorabilivm Omnis Aetatis
Et Omnivm Gentivm Chronici Commentarii, fol. CCCIr. Ob dies auf Anweisung der Räte oder
des auf dem Sterbebett liegenden Vaters geschah, ist in der Forschung umstritten; siehe zu dieser
Frage MERTENS, Eberhard im Bart und der Humanismus, S. 35-38; CERMANN, Die Bibliothek
Herzog Eberhards im Bart, S. 32; STÄLIN, Wirtembergische Geschichte. Bd. 3, S. 549-550.
973 Siehe hierzu ausführlich Kapitel VII.
974 Beispielsweise wurde für den Präzeptor Ulrich Seger 1498 festgelegt: #e?ü der ZMcdf?üd?!sUr so?
wisse?! MMd ierwe?! an der dtrscdaJA dü Feuoide?!, eowdiho?! MMMd ai/geMsedafd wozü die derscdaA iw
iöFiiede?! dinge?! inst nnd wiiien daF, aiso das er sied naed der dersedafk iw Feuoiden, riedi, nnnd die
derseda/t niedi naed iw; BStA Nürnberg, Fürstentum Ansbach, Rep. 132 Herrschaftliche Bücher,
Nr. 25, fol. 31r; BAADER, Eines fürstlichen Präceptors Eid, Sp. 268; DEUTSCHLÄNDER, Dienen
lernen, Anhang Nr. 9, S. 349.
973 Das Erziehungsprogramm befindet sich im ThHStA Weimar in einer Akte mit weiteren
Quellen zur Erziehung Johann Emsts und ist undatiert. Die Hand lässt sich zwar nicht
zweifelsfrei Lukas Edenberger zuordnen, jedoch dürfte das Memorandum ihm als einzigem
bekannten Präzeptor Johann Emsts zuzuschreiben sein; vgl. ThHStA Weimar, EGA, Reg. A 351,
fol. 2r-3v. Siehe zur Autorschaft Edenbergers auch MÜSEGADES, Karriere, S. 236.
976 Dr. Johannes Reuchlin wird als oberster Zuchtmeister der Söhne des Kurfürsten Philipp
bestallt, 31. Dezember 1497, in: SCHMIDT, Geschichte der Erziehung der Pfälzischen
Wittelsbacher, Anhang Urkunden, Instruktionen, Nr. 1, S. 5.