Personelles Umfeld
173
wurde in der Studienordnung für Pfalzgraf Philipp von 1517 das Recht
zugebilligt, Maßnahmen zu ergreifen, wenn der Fürst und die mit ihm studie-
renden Knaben Probleme mit der lateinischen Sprache hatten.^
Die körperliche Züchtigung junger Fürsten durch Erzieher war trotz des
gelegentlich in den Quellen durchscheinenden Topos des prügelnden Lehrers
wahrscheinlich weitestgehend ein Tabu.^s Eine Ausnahme war der spätere
Kaiser Maximilian I., der in seiner Autobiografie berichtete, er sei einmal von
seinem Lehrer geschlagen worden.^ Der Biograf Pfalzgraf Friedrichs II., sein
Sekretär Hubert Thomas Leodius, berichtet in der Lebensbeschreibung des
späteren Kurfürsten, dieser habe sich seinen Lehrern widersetzt, wenn diese
ihm drohten oder ihn schlugen.^? Andere Quellen zeigen jedoch deutlich,
dass eine physische Bestrafung junger Fürsten zumeist als unangemessen
angesehen wurde. Dem 1512 bestallten Präzeptor Alexander Wagner wurde
angeordnet, bei Problemen mit den Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp diese
erst zu ermahnen und sich dann bei weiteren Schwierigkeiten an den
Statthalter zu wenden. Fruchteten auch weitere Ermahnungen nicht, sollte er
den Vormund der beiden, Pfalzgraf Friedrich II., kontaktieren.^ Im Eid
Ulrich Segers aus dem Jahr 1498 wurde festgelegt, dieser solle gegen die
jungen Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und ihre Edelknaben zn'dzZ
ander sfra/yMrnem, dan als solchen md uerm^jd ZMsfef, was auf ein Verbot körper-
984 dom so oJ*z so/n/MrsZ//c/i giRid Zu /aZo/M /ncoMgnw rodZ oder sc/iro/Zd, das so/ Hör Jörg g/ZwogoM seinen
gnaden anza/gn, nnndersagen, emendirn und öessern; derg/e/e/ien so/ ane/i m/Z den anndern, so sam/d
seinen gnaden sZnd/rn, ge/M/Zen werden; SCHMIDT, Geschichte der Erziehung der Pfälzischen
Wittelsbacher, Anhang Urkunden, Nachrichten, Nr. 2, S. 257.
985 So behauptet der Stuttgarter Ratsherr Sebastian Küng, der spätere Herzog Eberhard I. von
Württemberg sei ander die rnZZ Jo/Mnn Zs Mnic/er/ gekommen; SOMMER, Die Chronik des Stuttgarter
Ratsherrn Sebastian Küng, S. 95. Auch DEUTSCHLÄNDER, Dienen lernen, S. 93-94, geht davon aus,
dass die körperliche Züchtigung eines Fürsten ein Tabu war. Siehe für weitere Beispiele ebd. In
der Forschung ist das Bild des prügelnden Fürstenerziehers gelegentlich zu finden; siehe etwa
BACKES, Das literarische Feben, S. 87, Anm. 120. Zur Züchtigung von Fürsten auch MÜSEGADES,
Comment disdpliner un duc.
986 SCHULTZ, Fragmente einer lateinischen Autobiographie, S. 424; DEUTSCHLÄNDER, Dienen
lernen, S. 93.
987 eoaeZns minis oe/ ueröer/Znis per/i?Mci/er re/MeZaöaZMr; HUBERT THOMAS FEODIUS, Annalium de vita,
S. 21.
988 wo Si/ ic/iZ /nrnemen wo/Zen, das die niZ wo/ ansZnend, lue gid/Ze/i nndersagen, und wo das ui/
ueijienge, a/sdann das Zu nnserm aöwesen nnserm SZaZ/ia/Zer, oder wo der a:ij*d/ese/öen ze/Z ane/i n/Z a/Zi/e
were, dem, so an seiner sZaZ zn/iande/n gwa/Z nnd /leue/Zi ZiaZ, anza/gen nnd m/Z demse/Zngen Si/ darnae/i
eZwas ernsZ/nyZ/ger m/Z worZen znnnderr/e/iZen nnd dauon znwe/sen, nnd wo das ane/i n/Z Zie/Jen wo/Z, uns
das se/ire/öen oder uerZren/Ze/i anör/ngen /essen; Bestallung Alexander Wagners als Zuchtmeister und
Pädagoge der Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp, 20. Mai 1512, in: SCHMIDT, Geschichte der
Erziehung der Pfälzischen Wittelsbacher, Nr. 6, Anhang Urkunden, Instruktionen, S. 13; hierzu
auch MÜSEGADES, Comment discipliner un duc. Diese Bestimmungen galten ähnlich für die
Bestallung eines Präzeptors für die Söhne Kurfürst Philipps 1506, bei denen es sich wohl um jene
jungen Pfalzgrafen handelte, die später eine geistliche Faufbahn einschlugen; siehe Bestallung
Hans Haußscheins von Winsperg zum Pädagogen und Zuchtmeister der Söhne Pfalzgraf
Philipps, Februar 1506, in: SCHMIDT, Geschichte der Erziehung der Pfälzischen Wittelsbacher,
Anhang Urkunden, Instruktionen, Nr. 5, S. 11-12; DEUTSCHLÄNDER, Dienen lernen, S. 94.
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wurde in der Studienordnung für Pfalzgraf Philipp von 1517 das Recht
zugebilligt, Maßnahmen zu ergreifen, wenn der Fürst und die mit ihm studie-
renden Knaben Probleme mit der lateinischen Sprache hatten.^
Die körperliche Züchtigung junger Fürsten durch Erzieher war trotz des
gelegentlich in den Quellen durchscheinenden Topos des prügelnden Lehrers
wahrscheinlich weitestgehend ein Tabu.^s Eine Ausnahme war der spätere
Kaiser Maximilian I., der in seiner Autobiografie berichtete, er sei einmal von
seinem Lehrer geschlagen worden.^ Der Biograf Pfalzgraf Friedrichs II., sein
Sekretär Hubert Thomas Leodius, berichtet in der Lebensbeschreibung des
späteren Kurfürsten, dieser habe sich seinen Lehrern widersetzt, wenn diese
ihm drohten oder ihn schlugen.^? Andere Quellen zeigen jedoch deutlich,
dass eine physische Bestrafung junger Fürsten zumeist als unangemessen
angesehen wurde. Dem 1512 bestallten Präzeptor Alexander Wagner wurde
angeordnet, bei Problemen mit den Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp diese
erst zu ermahnen und sich dann bei weiteren Schwierigkeiten an den
Statthalter zu wenden. Fruchteten auch weitere Ermahnungen nicht, sollte er
den Vormund der beiden, Pfalzgraf Friedrich II., kontaktieren.^ Im Eid
Ulrich Segers aus dem Jahr 1498 wurde festgelegt, dieser solle gegen die
jungen Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und ihre Edelknaben zn'dzZ
ander sfra/yMrnem, dan als solchen md uerm^jd ZMsfef, was auf ein Verbot körper-
984 dom so oJ*z so/n/MrsZ//c/i giRid Zu /aZo/M /ncoMgnw rodZ oder sc/iro/Zd, das so/ Hör Jörg g/ZwogoM seinen
gnaden anza/gn, nnndersagen, emendirn und öessern; derg/e/e/ien so/ ane/i m/Z den anndern, so sam/d
seinen gnaden sZnd/rn, ge/M/Zen werden; SCHMIDT, Geschichte der Erziehung der Pfälzischen
Wittelsbacher, Anhang Urkunden, Nachrichten, Nr. 2, S. 257.
985 So behauptet der Stuttgarter Ratsherr Sebastian Küng, der spätere Herzog Eberhard I. von
Württemberg sei ander die rnZZ Jo/Mnn Zs Mnic/er/ gekommen; SOMMER, Die Chronik des Stuttgarter
Ratsherrn Sebastian Küng, S. 95. Auch DEUTSCHLÄNDER, Dienen lernen, S. 93-94, geht davon aus,
dass die körperliche Züchtigung eines Fürsten ein Tabu war. Siehe für weitere Beispiele ebd. In
der Forschung ist das Bild des prügelnden Fürstenerziehers gelegentlich zu finden; siehe etwa
BACKES, Das literarische Feben, S. 87, Anm. 120. Zur Züchtigung von Fürsten auch MÜSEGADES,
Comment disdpliner un duc.
986 SCHULTZ, Fragmente einer lateinischen Autobiographie, S. 424; DEUTSCHLÄNDER, Dienen
lernen, S. 93.
987 eoaeZns minis oe/ ueröer/Znis per/i?Mci/er re/MeZaöaZMr; HUBERT THOMAS FEODIUS, Annalium de vita,
S. 21.
988 wo Si/ ic/iZ /nrnemen wo/Zen, das die niZ wo/ ansZnend, lue gid/Ze/i nndersagen, und wo das ui/
ueijienge, a/sdann das Zu nnserm aöwesen nnserm SZaZ/ia/Zer, oder wo der a:ij*d/ese/öen ze/Z ane/i n/Z a/Zi/e
were, dem, so an seiner sZaZ zn/iande/n gwa/Z nnd /leue/Zi ZiaZ, anza/gen nnd m/Z demse/Zngen Si/ darnae/i
eZwas ernsZ/nyZ/ger m/Z worZen znnnderr/e/iZen nnd dauon znwe/sen, nnd wo das ane/i n/Z Zie/Jen wo/Z, uns
das se/ire/öen oder uerZren/Ze/i anör/ngen /essen; Bestallung Alexander Wagners als Zuchtmeister und
Pädagoge der Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp, 20. Mai 1512, in: SCHMIDT, Geschichte der
Erziehung der Pfälzischen Wittelsbacher, Nr. 6, Anhang Urkunden, Instruktionen, S. 13; hierzu
auch MÜSEGADES, Comment discipliner un duc. Diese Bestimmungen galten ähnlich für die
Bestallung eines Präzeptors für die Söhne Kurfürst Philipps 1506, bei denen es sich wohl um jene
jungen Pfalzgrafen handelte, die später eine geistliche Faufbahn einschlugen; siehe Bestallung
Hans Haußscheins von Winsperg zum Pädagogen und Zuchtmeister der Söhne Pfalzgraf
Philipps, Februar 1506, in: SCHMIDT, Geschichte der Erziehung der Pfälzischen Wittelsbacher,
Anhang Urkunden, Instruktionen, Nr. 5, S. 11-12; DEUTSCHLÄNDER, Dienen lernen, S. 94.