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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 29.1930

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Nr. 3
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Klotz, Clemens; Fieth, Jos.; Haubrich, Josef: Das Pelzhaus A. Weiss in Köln A.R.
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https://doi.org/10.11588/diglit.75582#0137

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105


DAS PELZHAUS A. WEISS IN KÖLN A. R H.
Architekten Clemens Klotz und Reg.-Baumeister Jos. Fieth, Köln. Eingeleitet von L. Haubrich
Aufnahmen H. Schmölz, Köln. Vgl. die Beilage nach S. 144

In seiner verkehrsreichen Großstadtstraße mit Geschäfts-
häusern verschiedenartigster Stilarchitektur bedeutet der Neu-
bau des Pelzhauses A. Weiß eine Manifestierung höchster
künstlerischer Kultur der Moderne. So gering auch die Aus-
maße, besonders die schmale Frontbreite, sind — durch den
feinen Takt, mit dem alle Einzelteile und Formen zu diesem
vornehmen Gebilde voll Spannung und Steigerung zusammen-
fließen, durch die Eindringlichkeit der sorgfältig abgewogenen
Details und endlich durch die konzentrische Bezogenheit
aller Glieder und Linien zueinander hebt sich die Fassade
über die „neue Sachlichkeit" hinaus zu einer reifen Ver-
wirklichung des sinnlich Schönen.
Wohlklang durchströmt gleichmäßig das Ganze und die
Teile, das Material und die Formen, den Grundriß wie den
Aufbau. Das verwinkelte Grundstück mit Vor- und Rück-
sprüngen auf den Nachbarboden ist bis in die geringsten
Zwickel ausgenutzt; und doch besitzt der im Erdgeschoß
liegende Hauptraum, der Ladenraum, eine so ungehindert
klare Gestalt, daß man hinter seiner großzügig beschwingten
Form nur die künstlerische Intuition vermutet. Überhaupt
ist die Gestaltung des Erdgeschosses eine selten anzutreffende
Überwindung von gebotenen Schwierigkeiten. Ein straff profi-
lierter Bronzerahmen faßt seine ganze Breite ein. Da die

Front schräg zur Grundstückachse verläuft, ist der Eingang
an der kürzeren Seite angebracht, um durch getrennte Türen
zum Laden und zu den Obergeschossen zu führen. Die
Schwingung, mit der die Rundung des Ladenraumes in das
Schaufenster hineingreift, die Kurven der Holzwand und des
Glases verlöschen alle Differenzen der Schrägen. Anderer-
seits verleiht die Abrundung dem etwa 19 m tiefen und
durchschnittlich 5 m breiten Ladenraum einen Stimmungs-
gehalt, wie er dem luxuriösen und eleganten Geschäftslokal
nicht geeigneter geschaffen werden kann. Die Wandverklei-
dung aus poliertem Mahagoni in warmer Naturfarbe, große
Wandspiegel, die Weite des Raumes vervielfältigend, ferner
das Spiel des Lichtes aus kristallschimmernden Lüstern, dem
einzigen Schmuckwerk, erzeugen eine wohlig intime und
distinguierte Atmosphäre. Die Aufbewahrungsschränke sind
hinter der Holzverkleidung eingebaut. Ferner befinden
sich große Aufbewahrungsräume mit besonderen Kühl- und
Entlüftungsanlagen in den beiden durch eine rückwärts
vom Laden aus angeordnete Treppe zugänglichen Keller-
geschossen.
Die Obergeschosse enthalten außer der geräumigen Woh-
nung im 2. und 3. Stockwerk eine Reihe von Werkstatt-
räumen, die besonders bei den zurücktretenden letzten

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