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MÖBEL UND BÄUME VON ERITZ GROSS, WIEN
Mit 11 Aufnahmen von J. Scherb, Wien. Besprochen von Prof. Max Eisler, Wien
Die Arbeiten von Fritz Groß haben ein besonders lebhaftes
Wesen. Das ist auch schon den wenigen Beispielen unseres
Heftes zu entnehmen, am besten vielleicht den Bildern aus
der Wohnung des Architekten. Denn diese Bilder stellen Teile
eines Einwohnraumes dar, der die Aufgaben diverser Einzel-
räume auf sich nimmt.
Seit Jahren mit diesem
Problem beschäftigt, sah
Groß sich zu einer im-
mer schärferen Konzen-
tration seinerArbeit ver-
anlaßt. Nicht nur bei der
äußersten Ausnützung
des verfügbaren Rau-
mes, der darum doch
durchsichtig und frei
bleiben sollte. Sondern
auch bei den Gegen-
ständen der Einrichtung.
Das Universalzimmer
brauchte Universal-
möbel. Ein Kasten etwa
mußte hier nicht nur den
unterschiedlichsten
Zwecken dienen, mußte
Bücherschrank und
Schreibtisch, Behälter
für Tabak und Likör, für
das Tischzeug und das
Besteck und endlich
auch noch Vitrine sein,
Fritz Groß, Wien. Wäsche- und Schuhschrank für einen Herrn
er mußte auch helfen, den Raum aufzuteilen. Um nun diesen
vielen Bestimmungen zu entsprechen, mußte das Möbel zu-
nächst rationell und subtil durchgebildet werden. Und das
ist die eine Seite seiner Lebhaftigkeit. Die Stücke der Ein-
richtung haben hier auch sonst, also auch wo sie Bestand-
teile normaler Wohnräume sind, einen sehr exakten und
vielseitigen Aufbau. Das zeigt sich meistens nur inwendig.
Nicht allzuoft greift der Mechanismus auch über auf die Form
des Möbels und erzeugt hier eine sinngemäß verzweigte Ge-
stalt (wie das bei unserem Teetisch und Blumenständer der
Fall ist). Denn im allgemeinen bevorzugt Groß außen die
breite Fläche, den Vier-
kanter, der — freistehend
oder doch nur mit einer
Schmalseite angelehnt-
den Raum gliedert. Um
so näher liegt es ihm
dann, diese in jeder Hin-
sicht wirksam hervor-
tretenden Flächen mit
besonderer Sorgfalt zu
behandeln. Und das ist
die zweite Seite der Leb-
haftigkeit dieses Möbels.
Groß liebt mit Maler-
liebe den farbigenWech-
sel, nicht minder die
natürliche Zeichnung
des Holzes, die Flam-
men der Maser, den
Glanz der Polituren.
Aber das ist ihm nicht
genug. Seine Lust am
schönen und echten Ma-
terial, sein Sinn für die
Zusammensetzung brin-
gen ihn immer wieder zur
Verwendung verschiedener, bis auf kleinste Partikel geteilter
Hölzer, die er in einfachen Lagen tektonisch ordnet oder
zu Intarsien mustert. Doch wirkt dieser lebhaft treibenden
Mannigfaltigkeit schon eine Kraft entgegen, die von Wand
zu Wand, von Raum zu Raum ein dekorativ beherrschtes, aber
auch ineinander greifendes Ganzes schafft.
MÖBEL UND BÄUME VON ERITZ GROSS, WIEN
Mit 11 Aufnahmen von J. Scherb, Wien. Besprochen von Prof. Max Eisler, Wien
Die Arbeiten von Fritz Groß haben ein besonders lebhaftes
Wesen. Das ist auch schon den wenigen Beispielen unseres
Heftes zu entnehmen, am besten vielleicht den Bildern aus
der Wohnung des Architekten. Denn diese Bilder stellen Teile
eines Einwohnraumes dar, der die Aufgaben diverser Einzel-
räume auf sich nimmt.
Seit Jahren mit diesem
Problem beschäftigt, sah
Groß sich zu einer im-
mer schärferen Konzen-
tration seinerArbeit ver-
anlaßt. Nicht nur bei der
äußersten Ausnützung
des verfügbaren Rau-
mes, der darum doch
durchsichtig und frei
bleiben sollte. Sondern
auch bei den Gegen-
ständen der Einrichtung.
Das Universalzimmer
brauchte Universal-
möbel. Ein Kasten etwa
mußte hier nicht nur den
unterschiedlichsten
Zwecken dienen, mußte
Bücherschrank und
Schreibtisch, Behälter
für Tabak und Likör, für
das Tischzeug und das
Besteck und endlich
auch noch Vitrine sein,
Fritz Groß, Wien. Wäsche- und Schuhschrank für einen Herrn
er mußte auch helfen, den Raum aufzuteilen. Um nun diesen
vielen Bestimmungen zu entsprechen, mußte das Möbel zu-
nächst rationell und subtil durchgebildet werden. Und das
ist die eine Seite seiner Lebhaftigkeit. Die Stücke der Ein-
richtung haben hier auch sonst, also auch wo sie Bestand-
teile normaler Wohnräume sind, einen sehr exakten und
vielseitigen Aufbau. Das zeigt sich meistens nur inwendig.
Nicht allzuoft greift der Mechanismus auch über auf die Form
des Möbels und erzeugt hier eine sinngemäß verzweigte Ge-
stalt (wie das bei unserem Teetisch und Blumenständer der
Fall ist). Denn im allgemeinen bevorzugt Groß außen die
breite Fläche, den Vier-
kanter, der — freistehend
oder doch nur mit einer
Schmalseite angelehnt-
den Raum gliedert. Um
so näher liegt es ihm
dann, diese in jeder Hin-
sicht wirksam hervor-
tretenden Flächen mit
besonderer Sorgfalt zu
behandeln. Und das ist
die zweite Seite der Leb-
haftigkeit dieses Möbels.
Groß liebt mit Maler-
liebe den farbigenWech-
sel, nicht minder die
natürliche Zeichnung
des Holzes, die Flam-
men der Maser, den
Glanz der Polituren.
Aber das ist ihm nicht
genug. Seine Lust am
schönen und echten Ma-
terial, sein Sinn für die
Zusammensetzung brin-
gen ihn immer wieder zur
Verwendung verschiedener, bis auf kleinste Partikel geteilter
Hölzer, die er in einfachen Lagen tektonisch ordnet oder
zu Intarsien mustert. Doch wirkt dieser lebhaft treibenden
Mannigfaltigkeit schon eine Kraft entgegen, die von Wand
zu Wand, von Raum zu Raum ein dekorativ beherrschtes, aber
auch ineinander greifendes Ganzes schafft.