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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 29.1930

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Nr. 9
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Otto Bauer, Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.75582#0488

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398

OTTO BAUER, PARIS. BAR UND RESTAURANT PRESTO
Mit 11 Aufnahmen von Lecram-Vigneau, Paris. Konstruktionszeichnungen siehe Mitteilungen Seite 181 —184

Einen lebhaften Betrieb auf kleinstem Raume reibungslos anzu-
ordnen und ihn gleichzeitig ausdrucksvoll und behaglich zu ge-
stalten, ist bei großstädtischen Gaststätten häufig die Hauptanforde-
rung an den Architekten. Otto Bauer hat diese Probe seiner
Organisationskunst voll bestanden und dazu technische Hilfsmittel
in den Dienst der schwierigen Aufgabe gestellt, die zusammen
mit einer äußerst glücklichen Formgebung die automatische Bar
und das Restaurant Presto in
Paris unserer besonderen Be-
achtung wertmachen.
Wie teuer der Platz am
Boulevard des Italiens ist,
geht aus der Geschoßdispo-
sition hervor. Erdgeschoß: Bar
automatique mit Getränke-
bzw. Speiseautomaten und
einem kleinen Bartisch für
Liköre. 1. Untergeschoß: Re-
staurant und Bartisch, ferner
Büro. 2. Untergeschoß: Küche
und sonstige Wirtschafts-
räume. Die drei Geschosse
sind durch Speiseaufzüge und
zwei Bedienungstreppen ver-
bunden, von denen die eine
aus dem Küchen- zum Restau-
rantstock, die andere von die-
sem zum Bedienungsgang
hinter die Automaten führt.
Vor diesen 27 Automaten den
nötigen Verkehrsraum freizu-
halten und quer durch einen
Teil des Erdgeschoßlokales
einen günstigen Zugang zu
dem daruntergelegenen Re-
staurant zu gewinnen, war
allein schon ein Kunststück.
Es machte erforderlich, daß


zur Ausstattung nur herangezogen wurde, was durch Konstruktion,
Material und Zweck gegeben war. Tatsächlich sind alle scheinbar
dekorativen Details, wie Lichtsäulen, Spiegel usw. durch einen
Zweck bestimmt und lediglich dort hingestellt, wo Pfeiler u. dgl.
die Aufstellung eines Apparates oder seine Bedienung verhinderte.
Der gleiche Scharfsinn hat im Restaurant die Aufstellung von
12 Tischen ermöglicht, die für rund 50 Gäste bequemen Sitzplatz
bieten. Die Organisation des
Betriebes ist vollständig ab-
getrennt vom Publikum, und
es kommt an keiner Stelle
zu einer Kreuzung zwischen
den Verkehrslinien des inne-
ren Betriebs und den Wegen
der Restaurant- und Bar-
besucher. Aber auch für den
inneren Betrieb selbst mußte
bei seiner Anordnung auf
kleinem Raum streng darauf
geachtet werden, daß die
Entwicklung von der Rohware
bis zum fertigen Gericht stets
auf kürzestem Wege gerad-
linig durchgeführt wird, so
daß auch im Koch-, Anrichte-
und Spülbetrieb keine stö-
renden Kreuzungen oder
Rückläufe erfolgen.
Die verwendeten Materia-
lien sind in den Unterschriften
zu unsern Bildern im ein-
zelnen angegeben. Im Erd-
geschoß sind es vorwiegend
Weißmetall, Aluminium, Glas
und Marmor und damit Stoffe,
die schon rein äußerlich die
Gewähr für allergrößte Appe-
titlichkeit bieten. Im Unter-


geschoß-Restaurant, das zu längerem
Verweilen bestimmt ist, sorgen das
lackierte Eichenholz, der dunkelbraune
Velour des Fußbodens und die grü-
nen losen Roßhaarpolster für
größeres Behagen. H. H.


Grundrisse des Untergeschos-
ses (links) und des Erdgeschos-
ses (rechts) im Maßstab 1:200.
Erläuterung:
A Abstellbrett, B Bartische, C Bedie-
nungsgang, E Große Stiege, Es Be-
dienungstreppe, F Fenster, G Be-
legte Spiegel, H Heizkörper, K Kasse,
L Leuchtsäulen, M Speiseaufzüge,
P Türen, R Schwarzes Spiegelglas,
S Holzverkleidung, T Tischchen mit ein-
gebautem Abfallkorb, V Vitrinen.
 
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