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ALEXANDER KLEIN, BERLIN
GROSS-SIEDLUNG BAD DÜRRENBERG
Mit 32 Aufnahmen von Max Krajewsky, Charlottenburg, und 10 Grundrissen. Einzelheiten in maßstäblichen Plänen
s. Mitteilungen S. 129—132
Bei der Groß-Siedlung Bad Diirrenberg handelt es sich um die
Erfüllung eines Wohnungsbauprogrammes großen Ausmaßes, um
die Erstellung von etwa 1000 Wohnungen für Werkangehörige der
Leunawerke. Der Bauherr, die gemeinnützige Siedlungsgesellschaft
für den Landkreis Merseburg, war weitblickend und großzügig genug,
als Mitarbeiter sowohl für die Planung als für die Ausführung die
berufensten Fachleute zuzuziehen. Sie gewann für die Bearbeitung
der städtebaulichen und wohntechnischen Fragen den Architekten
Alexander Klein, dessen methodische Forschungsarbeit beim Woh-
nungsbau allgemeine Anerkennung gefunden hat, und übertrug die
Ausführung an die Allgemeine Häuserbau-A.-G. von 1872, Adolf
Sommerfeld, Berlin, welche bei den Bauten der Gagfahsiedlung
Merseburg in großzügiger Weise den Baubetrieb rationalisiert und
dabei sehr gute Ergebnisse erzielt hatte. — Der erste Teil dieses
Wohnungsprogrammes, 500 Wohnungen, ist im letzten Jahr gebaut
worden. Das zur Verfügung stehende Gelände bedeckt eine Fläche
von ca. 20 ha und bildet ein Dreieck, das im SW. von der Lützener
Straße, im NW. vom Bahnhof Dürrenberg und im SO. von einem
Feldweg begrenzt wird. Das Gelände steigt in West-Ost-Richtung
um 5—6 m an und bildet in Nord-Süd-Richtung ungefähr in der
Mitte eine Mulde. Als Besonderheit des Geländes sei die bis 4 m
hohe Kiesböschung erwähnt, die nördlich der heute bereits gebauten
Außenganghäuser, an diesen entlang, sich hinzieht.
Dem Bauprogramm lag eine Wohndichte von ca. 200 qm für
die Wohnung zugrunde. Bei der Überlegung über die Art und
Zahl der Wohnungen ging Klein von der Umfrage aus, die der
Kreis Merseburg in den umliegenden Ortschaften gemacht hatte,
nach welcher 25 % der Familien aus 2 Köpfen, 45 % aus 3 Köpfen,
25% aus 4 und 5 Köpfen und 5% aus über 5 Köpfen bestanden,
und bestimmte danach die Zahl der Wohnungen für die Siedlung
Bad Dürrenberg.
Der Verteilungsschlüssel für die einzelnen Wohnungsarten und
die Hausformen ergibt sich aus folgender Zusammenstellung:
187 Wohn. Typ L Außenganghaus 2 köpfige Familie 2'f bettig
420 Wohn. Typ C2 Etagenhaus 3 köpfige Familie 3'/2 bettig
118 Wohn. Typ C7 Etagenhaus 4 köpfige Familie 4% bettig
120 Wohn. Typ C1 Einfamilienhaus
48 Wohn. Typ C13 Etagenhaus über 5 Köpfe 5'/2 bettig
24 Wohn. Typ E2 Reihenhaus über 5 Köpfe 5'/2 bettig
Das V2 Bett ist hierbei als Kinderbett gerechnet.
Die Wohnungsgrößen entsprechen in ihren Mietsätzen den Ein-
kommensverhältnissen von mittleren Angestellten und Werkan-
gehörigen der Leunawerke.
Die Aufstellung des Bebauungsplanes erfolgte nach folgenden
Gesichtspunkten: Auf dem Bahnhofplatz Dürrenberg endigt die
von den Leunawerken kommende Straßenbahn. Der Platz ist als
Ausgangspunkt für den Verkehr zu betrachten. Es schien an-
gebracht, die Siedlung nach diesem Platz hin zu orientieren. Von
ihm erstreckt sich nach Osten die Achse der Siedlung in Form
einer Grünanlage und Promenade, an welcher die Häuserzeilen in
Nord-Süd-Richtung aufgereiht sind. Den Abschluß der Promenade
bildet ein dreigeschossiger Häuserblock mit einer Pappelreihe da-
vor. Die Siedlung bildet ein geschlossenes Wohnviertel, Verkehrs-
straßen sind um sie herumgeleitet. Zur Erschließung führen
5 Sackgassen in das Gebiet hinein, die mit Wendeplätzen enden,
und zwar 2 von Osten, 2 von Süden und die Hauptzufahrt von
Westen als Verbindung mit dem Bahnhofplatz. Die Hauseingänge
liegen an 1,60—2,25 m breiten nicht befahrbaren Fußwegen.
Entsprechend der Struktur des Geländes wurden die 2geschos-
sigen Einfamilienhäuser auf dem tiefer gelegenen und die 3ge-
schossigen Miethäuser auf dem höher gelegenen Gelände an-
geordnet. Auf diese Weise trifft die tiefstehende Westsonne auch
noch die Etagenhäuser. Auf dem Geländestück, das im Südwesten
durch die Kiesböschung abgetrennt ist, sind entlang der Böschung
die Außenganghäuser angeordnet, welche hier mit der Richtung
ihrer Wohnräume nach Südwesten wohl die für sie günstigste
Lage aufweisen. Um die Besonnung der Gangwohnungen nicht
zu beeinträchtigen, sind die Etagenblöcke südwestlich davon quer
zur Lützener Straße aufgebaut.
Die unbebauten Teile des Geländes werden als gärtnerische
Anlagen, vornehmlich als Rasenflächen, ausgebildet. Der mittlere
große Platz vor den Pappeln erhält ein Planschbecken. Auf dem drei-
eckigen Platz zwischen den Ganghäusern und den Blöcken an der
Lützener Straße sind Sportanlagen geplant. Am Ende dieses Platzes
ist ein Kinderheim vorgesehen. Die Kinderspielplätze sind zwischen
den Zeilen angeordnet, so daß sie von den Wohnungen leicht
übersehen werden können. Im Nordwesten ist die Siedlung von
der Bahn durch einen 35 m breiten Grünstreifen getrennt. Die
Anlage der Baublöcke ergab sich aus Überlegungen über Be-
sonnung und Belüftung. Die Wirtschaftsgebäude, Heizwerk, Wä-
scherei und Wasserturm sind am Wendeplatz an der westlichen
Ecke der Siedlung am Bahnhof aufgestellt.
Die Wohnungen selbst sind in bewährter Weise im Grundriß,
in der räumlichen Durchbildung und in den technischen Anlagen
vorzüglich gelöst. Bei den mittelgroßen Etagenwohnungen sind
grundsätzlich die Kinderschlafzimmer nach Geschlechtern getrennt,
während bei den kleinen Einfamilienhäusern darauf verzichtet
wird. Der kleinste Grundriß, der Ganghaustyp, zeigt eine Wohnung
für ein kinderloses Ehepaar, das bei einer Monatsmiete von 37,41 Mark
in den Genuß einer mit allen sanitären Einrichtungen versehenen
Wohnung mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und W.C. gelangt.
Der Mietsatz ist erstaunlich niedrig, wenn man bedenkt, daß in
der Großstadt normal ein„einfach möbliertes Zimmer um 40 bis
50 Mark vermietet wird. Uber die Bewährung dieser Außengang-
wohnungen sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.
Die Etagenwohnungen sind in eine Schlafgruppe (Morgensonne)
und in eine Wohngruppe mit Balkon (Mittags-und Nachmittagssonne)
geteilt. Die Zimmer sind direkt vom Flur aus zugänglich und der
Verkehr innerhalb der Schlafgruppe erfolgt auf besonderem Flur
mit eingebauten Schränken und anliegendem Baderaum. Die iso-
lierte Anordnung des Elternschlafzimmers ist von Vorteil bei
Mietern, die nachts arbeiten müssen. Eingebaute Schränke in Küche,
Wohn- und Schlafzimmer ersparen kostspielige Möbelanschaffungen,
machen die Zimmer geräumig und erleichtern der Hausfau die Ar-
beit. Die geschickte Kücheneinrichtung erspart der Hausfrau un-
nütze Wege. Die verglaste Durchreiche zwischen Wohnzimmer und
Küche macht unnützen Geschirrtransport überflüssig. Jede Woh-
nung hat einen besonnten Balkon, der so groß bemessen ist, daß
man dort essen kann.
Es ist erstaunlich und überaus erfreulich, mit welcher Liebe sich
der Architekt auch um die kleinsten Einzelheiten bemüht hat, ob
es sich um die Installation in der Küche und im Bad oder um die
räumliche Gestaltung der Zimmer und Vorplätze handelt. Es ist
sicherlich ein besonderer Genuß, in diesen Räumen zu wohnen, und
die Hausfrau wird wohltuend die zweckmäßige Anordnung der tech-
nischen Dinge empfinden.
Sämtliche Wohnungen haben Bad und W. C.. und alle Wohnungen
werden von einem Zentralheizwerk beheizt. Es sind allerdings in
jeder Wohnung für den Notfall auch Kamine vorgesehen. Die ge-
meinsame Wäscherei ist mit modernsten Wasch-, Trocken- und
Plätteinrichtungen versehen. (Vgl. Mitteilungen S. 129.)
Die Ausführung der Bauten erfolgte nach sorgfältig vorbereitetem
Betriebsvorgang im Beton-Schüttverfahren der Firma Sommerfeld.
Man ging hierbei wie bei Merseburg davon aus, das an Ort und
Stelle befindliche Material, nämlich Kies und Schlacke zu verwenden.
Die Erdarbeiten wurden durch Bagger bewerkstelligt. Die Fun-
damente und Kellergeschosse sind normal in Kiesbeton 1 : 10 her-
gestellt. Die Decke über dem Kellergeschoß ist als Betondecke
zwischen T-Trägern ausgebildet. Die aufgehenden Wände sind
30 cm stark im Schüttverfahren betoniert mit einem Schüttbeton,
der aus einem Gemisch von Kies, Schlacke und Zement im Ver-
hältnis 1 : 10 bis 1:15 besteht und verhältnismäßig trocken an-
gemacht eingebracht wird. Die Wärmehaltung entspricht einer
normalen Ziegelwand von 44 cm Stärke. Wände aus dieser Schlacke
haben sich im strengen Winter 1928/29 sehr gut bewährt. Die Decken
sind als normale Holzbalkendecken ausgebildet. Die Wohnungen
ALEXANDER KLEIN, BERLIN
GROSS-SIEDLUNG BAD DÜRRENBERG
Mit 32 Aufnahmen von Max Krajewsky, Charlottenburg, und 10 Grundrissen. Einzelheiten in maßstäblichen Plänen
s. Mitteilungen S. 129—132
Bei der Groß-Siedlung Bad Diirrenberg handelt es sich um die
Erfüllung eines Wohnungsbauprogrammes großen Ausmaßes, um
die Erstellung von etwa 1000 Wohnungen für Werkangehörige der
Leunawerke. Der Bauherr, die gemeinnützige Siedlungsgesellschaft
für den Landkreis Merseburg, war weitblickend und großzügig genug,
als Mitarbeiter sowohl für die Planung als für die Ausführung die
berufensten Fachleute zuzuziehen. Sie gewann für die Bearbeitung
der städtebaulichen und wohntechnischen Fragen den Architekten
Alexander Klein, dessen methodische Forschungsarbeit beim Woh-
nungsbau allgemeine Anerkennung gefunden hat, und übertrug die
Ausführung an die Allgemeine Häuserbau-A.-G. von 1872, Adolf
Sommerfeld, Berlin, welche bei den Bauten der Gagfahsiedlung
Merseburg in großzügiger Weise den Baubetrieb rationalisiert und
dabei sehr gute Ergebnisse erzielt hatte. — Der erste Teil dieses
Wohnungsprogrammes, 500 Wohnungen, ist im letzten Jahr gebaut
worden. Das zur Verfügung stehende Gelände bedeckt eine Fläche
von ca. 20 ha und bildet ein Dreieck, das im SW. von der Lützener
Straße, im NW. vom Bahnhof Dürrenberg und im SO. von einem
Feldweg begrenzt wird. Das Gelände steigt in West-Ost-Richtung
um 5—6 m an und bildet in Nord-Süd-Richtung ungefähr in der
Mitte eine Mulde. Als Besonderheit des Geländes sei die bis 4 m
hohe Kiesböschung erwähnt, die nördlich der heute bereits gebauten
Außenganghäuser, an diesen entlang, sich hinzieht.
Dem Bauprogramm lag eine Wohndichte von ca. 200 qm für
die Wohnung zugrunde. Bei der Überlegung über die Art und
Zahl der Wohnungen ging Klein von der Umfrage aus, die der
Kreis Merseburg in den umliegenden Ortschaften gemacht hatte,
nach welcher 25 % der Familien aus 2 Köpfen, 45 % aus 3 Köpfen,
25% aus 4 und 5 Köpfen und 5% aus über 5 Köpfen bestanden,
und bestimmte danach die Zahl der Wohnungen für die Siedlung
Bad Dürrenberg.
Der Verteilungsschlüssel für die einzelnen Wohnungsarten und
die Hausformen ergibt sich aus folgender Zusammenstellung:
187 Wohn. Typ L Außenganghaus 2 köpfige Familie 2'f bettig
420 Wohn. Typ C2 Etagenhaus 3 köpfige Familie 3'/2 bettig
118 Wohn. Typ C7 Etagenhaus 4 köpfige Familie 4% bettig
120 Wohn. Typ C1 Einfamilienhaus
48 Wohn. Typ C13 Etagenhaus über 5 Köpfe 5'/2 bettig
24 Wohn. Typ E2 Reihenhaus über 5 Köpfe 5'/2 bettig
Das V2 Bett ist hierbei als Kinderbett gerechnet.
Die Wohnungsgrößen entsprechen in ihren Mietsätzen den Ein-
kommensverhältnissen von mittleren Angestellten und Werkan-
gehörigen der Leunawerke.
Die Aufstellung des Bebauungsplanes erfolgte nach folgenden
Gesichtspunkten: Auf dem Bahnhofplatz Dürrenberg endigt die
von den Leunawerken kommende Straßenbahn. Der Platz ist als
Ausgangspunkt für den Verkehr zu betrachten. Es schien an-
gebracht, die Siedlung nach diesem Platz hin zu orientieren. Von
ihm erstreckt sich nach Osten die Achse der Siedlung in Form
einer Grünanlage und Promenade, an welcher die Häuserzeilen in
Nord-Süd-Richtung aufgereiht sind. Den Abschluß der Promenade
bildet ein dreigeschossiger Häuserblock mit einer Pappelreihe da-
vor. Die Siedlung bildet ein geschlossenes Wohnviertel, Verkehrs-
straßen sind um sie herumgeleitet. Zur Erschließung führen
5 Sackgassen in das Gebiet hinein, die mit Wendeplätzen enden,
und zwar 2 von Osten, 2 von Süden und die Hauptzufahrt von
Westen als Verbindung mit dem Bahnhofplatz. Die Hauseingänge
liegen an 1,60—2,25 m breiten nicht befahrbaren Fußwegen.
Entsprechend der Struktur des Geländes wurden die 2geschos-
sigen Einfamilienhäuser auf dem tiefer gelegenen und die 3ge-
schossigen Miethäuser auf dem höher gelegenen Gelände an-
geordnet. Auf diese Weise trifft die tiefstehende Westsonne auch
noch die Etagenhäuser. Auf dem Geländestück, das im Südwesten
durch die Kiesböschung abgetrennt ist, sind entlang der Böschung
die Außenganghäuser angeordnet, welche hier mit der Richtung
ihrer Wohnräume nach Südwesten wohl die für sie günstigste
Lage aufweisen. Um die Besonnung der Gangwohnungen nicht
zu beeinträchtigen, sind die Etagenblöcke südwestlich davon quer
zur Lützener Straße aufgebaut.
Die unbebauten Teile des Geländes werden als gärtnerische
Anlagen, vornehmlich als Rasenflächen, ausgebildet. Der mittlere
große Platz vor den Pappeln erhält ein Planschbecken. Auf dem drei-
eckigen Platz zwischen den Ganghäusern und den Blöcken an der
Lützener Straße sind Sportanlagen geplant. Am Ende dieses Platzes
ist ein Kinderheim vorgesehen. Die Kinderspielplätze sind zwischen
den Zeilen angeordnet, so daß sie von den Wohnungen leicht
übersehen werden können. Im Nordwesten ist die Siedlung von
der Bahn durch einen 35 m breiten Grünstreifen getrennt. Die
Anlage der Baublöcke ergab sich aus Überlegungen über Be-
sonnung und Belüftung. Die Wirtschaftsgebäude, Heizwerk, Wä-
scherei und Wasserturm sind am Wendeplatz an der westlichen
Ecke der Siedlung am Bahnhof aufgestellt.
Die Wohnungen selbst sind in bewährter Weise im Grundriß,
in der räumlichen Durchbildung und in den technischen Anlagen
vorzüglich gelöst. Bei den mittelgroßen Etagenwohnungen sind
grundsätzlich die Kinderschlafzimmer nach Geschlechtern getrennt,
während bei den kleinen Einfamilienhäusern darauf verzichtet
wird. Der kleinste Grundriß, der Ganghaustyp, zeigt eine Wohnung
für ein kinderloses Ehepaar, das bei einer Monatsmiete von 37,41 Mark
in den Genuß einer mit allen sanitären Einrichtungen versehenen
Wohnung mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und W.C. gelangt.
Der Mietsatz ist erstaunlich niedrig, wenn man bedenkt, daß in
der Großstadt normal ein„einfach möbliertes Zimmer um 40 bis
50 Mark vermietet wird. Uber die Bewährung dieser Außengang-
wohnungen sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.
Die Etagenwohnungen sind in eine Schlafgruppe (Morgensonne)
und in eine Wohngruppe mit Balkon (Mittags-und Nachmittagssonne)
geteilt. Die Zimmer sind direkt vom Flur aus zugänglich und der
Verkehr innerhalb der Schlafgruppe erfolgt auf besonderem Flur
mit eingebauten Schränken und anliegendem Baderaum. Die iso-
lierte Anordnung des Elternschlafzimmers ist von Vorteil bei
Mietern, die nachts arbeiten müssen. Eingebaute Schränke in Küche,
Wohn- und Schlafzimmer ersparen kostspielige Möbelanschaffungen,
machen die Zimmer geräumig und erleichtern der Hausfau die Ar-
beit. Die geschickte Kücheneinrichtung erspart der Hausfrau un-
nütze Wege. Die verglaste Durchreiche zwischen Wohnzimmer und
Küche macht unnützen Geschirrtransport überflüssig. Jede Woh-
nung hat einen besonnten Balkon, der so groß bemessen ist, daß
man dort essen kann.
Es ist erstaunlich und überaus erfreulich, mit welcher Liebe sich
der Architekt auch um die kleinsten Einzelheiten bemüht hat, ob
es sich um die Installation in der Küche und im Bad oder um die
räumliche Gestaltung der Zimmer und Vorplätze handelt. Es ist
sicherlich ein besonderer Genuß, in diesen Räumen zu wohnen, und
die Hausfrau wird wohltuend die zweckmäßige Anordnung der tech-
nischen Dinge empfinden.
Sämtliche Wohnungen haben Bad und W. C.. und alle Wohnungen
werden von einem Zentralheizwerk beheizt. Es sind allerdings in
jeder Wohnung für den Notfall auch Kamine vorgesehen. Die ge-
meinsame Wäscherei ist mit modernsten Wasch-, Trocken- und
Plätteinrichtungen versehen. (Vgl. Mitteilungen S. 129.)
Die Ausführung der Bauten erfolgte nach sorgfältig vorbereitetem
Betriebsvorgang im Beton-Schüttverfahren der Firma Sommerfeld.
Man ging hierbei wie bei Merseburg davon aus, das an Ort und
Stelle befindliche Material, nämlich Kies und Schlacke zu verwenden.
Die Erdarbeiten wurden durch Bagger bewerkstelligt. Die Fun-
damente und Kellergeschosse sind normal in Kiesbeton 1 : 10 her-
gestellt. Die Decke über dem Kellergeschoß ist als Betondecke
zwischen T-Trägern ausgebildet. Die aufgehenden Wände sind
30 cm stark im Schüttverfahren betoniert mit einem Schüttbeton,
der aus einem Gemisch von Kies, Schlacke und Zement im Ver-
hältnis 1 : 10 bis 1:15 besteht und verhältnismäßig trocken an-
gemacht eingebracht wird. Die Wärmehaltung entspricht einer
normalen Ziegelwand von 44 cm Stärke. Wände aus dieser Schlacke
haben sich im strengen Winter 1928/29 sehr gut bewährt. Die Decken
sind als normale Holzbalkendecken ausgebildet. Die Wohnungen