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Hugo Schlösser, Stuttgart, und Friedr. Wilh. Laur, Friedrichshafen. St. Petrus-Canisius-Kirche in Friedrichshafen
DIE NEUEN KATHOLISCHEN KIRCHEN IN FRIEDRICHS-
HAFEN UND STUTTGART
Mit 13 Aufnahmen der Bildkunst Lazi, Stuttgart
Die in den Jahren 1927 und 1928 erbaute katholische
Petrus - Canisius - Kirche in Friedrichshafen a. B. dürfte in
mancher Hinsicht für die Entwicklung des modernen Sakral-
baus beachtenswert sein. Der Plan stammt von dem Stutt-
garter Architekten, Regierungsbaumeister Hugo Schlösser, der
ihn gemeinsam mit Prof. Wilhelm Laur von Friedrichshafen
zur Ausführung bringen konnte.
Der besondere Vorzug dieses Neubaus ist zweifellos die
weitgehende Berücksichtigung praktischer und vor allem
liturgischer Bedürfnisse. Für den Gemeindegottesdienst steht
ein ausgedehnter Mittelraum zur Verfügung, der durch die
lichten Fensterreihen überall gleichmäßig hell beleuchtet wird.
Dadurch, daß die bogenförmigen Eisenbetonquerbinder in der
oberen Hälfte der Seitenwände aus der Fläche vortreten und
sich dabei in ihrer einfachen Profilierung sowie dem Raum
angepaßten Tönung nicht aufdrängen, beleben sie wohl den
Raum, ohne ihn stärker in Einzel-Joche aufzuteilen. Durch
die gleichförmigen, mächtigen Flächen der Holzdecke, die als
breitgeöffnete Spitztonne zwischen die Querbinder eingespannt
ist, wird der Eindruck räumlicher Geschlossenheit noch ver-
stärkt. Es bekommt das Ganze statt der Abstraktheit streng
rechtwinkliger Raumkuben mehr den Charakter einer in
wachsender Kraft frei sich zusammenschließenden Einheit.
Darüber hinaus wird durch die völlige Übereinstimmung
dieser Deckenform des Mittelschiffs mit dem Schwung des
niedrigeren Chorgewölbes der Zusammenhang von Altarraum
und Gemeinderaum aufs allerengste hergestellt. Da der vor
der glatten Abschlußwand des Chores aufgestellte Hochaltar
durch eine Reihe von Stufen so geschickt erhöht steht, daß
er allen Andächtigen ins Auge gerückt ist, und zudem später
noch an Stelle des einfachen Kreuzes eine große breitflüglige
Retabel in farbigem Glanz das Auge eigens auf die zentrale
Bedeutung dieser Stelle aufmerksam machen soll, so ist hier
für den wieder stärker betonten christozentrischen Charakter
des katholischen Gottesdienstes und das neuerwachte allge-
meine Verlangen an der liturgischen Handlung teilnehmen zu
können, eine recht glückliche Lösung gefunden. Die Seiten-
schiffe sind durch ihre starke Abtrennung vom Hauptraum
MOD. BAUFORMEN 30. V, 1
Hugo Schlösser, Stuttgart, und Friedr. Wilh. Laur, Friedrichshafen. St. Petrus-Canisius-Kirche in Friedrichshafen
DIE NEUEN KATHOLISCHEN KIRCHEN IN FRIEDRICHS-
HAFEN UND STUTTGART
Mit 13 Aufnahmen der Bildkunst Lazi, Stuttgart
Die in den Jahren 1927 und 1928 erbaute katholische
Petrus - Canisius - Kirche in Friedrichshafen a. B. dürfte in
mancher Hinsicht für die Entwicklung des modernen Sakral-
baus beachtenswert sein. Der Plan stammt von dem Stutt-
garter Architekten, Regierungsbaumeister Hugo Schlösser, der
ihn gemeinsam mit Prof. Wilhelm Laur von Friedrichshafen
zur Ausführung bringen konnte.
Der besondere Vorzug dieses Neubaus ist zweifellos die
weitgehende Berücksichtigung praktischer und vor allem
liturgischer Bedürfnisse. Für den Gemeindegottesdienst steht
ein ausgedehnter Mittelraum zur Verfügung, der durch die
lichten Fensterreihen überall gleichmäßig hell beleuchtet wird.
Dadurch, daß die bogenförmigen Eisenbetonquerbinder in der
oberen Hälfte der Seitenwände aus der Fläche vortreten und
sich dabei in ihrer einfachen Profilierung sowie dem Raum
angepaßten Tönung nicht aufdrängen, beleben sie wohl den
Raum, ohne ihn stärker in Einzel-Joche aufzuteilen. Durch
die gleichförmigen, mächtigen Flächen der Holzdecke, die als
breitgeöffnete Spitztonne zwischen die Querbinder eingespannt
ist, wird der Eindruck räumlicher Geschlossenheit noch ver-
stärkt. Es bekommt das Ganze statt der Abstraktheit streng
rechtwinkliger Raumkuben mehr den Charakter einer in
wachsender Kraft frei sich zusammenschließenden Einheit.
Darüber hinaus wird durch die völlige Übereinstimmung
dieser Deckenform des Mittelschiffs mit dem Schwung des
niedrigeren Chorgewölbes der Zusammenhang von Altarraum
und Gemeinderaum aufs allerengste hergestellt. Da der vor
der glatten Abschlußwand des Chores aufgestellte Hochaltar
durch eine Reihe von Stufen so geschickt erhöht steht, daß
er allen Andächtigen ins Auge gerückt ist, und zudem später
noch an Stelle des einfachen Kreuzes eine große breitflüglige
Retabel in farbigem Glanz das Auge eigens auf die zentrale
Bedeutung dieser Stelle aufmerksam machen soll, so ist hier
für den wieder stärker betonten christozentrischen Charakter
des katholischen Gottesdienstes und das neuerwachte allge-
meine Verlangen an der liturgischen Handlung teilnehmen zu
können, eine recht glückliche Lösung gefunden. Die Seiten-
schiffe sind durch ihre starke Abtrennung vom Hauptraum
MOD. BAUFORMEN 30. V, 1